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Campenhausen, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1952, 4. Abhandlung): Der Ablauf der Osterereignisse und das leere Grab — Heidelberg, 1952

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https://doi.org/10.11588/diglit.42315#0011
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Der Ablauf der Osterereignisse und das leere Grab

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ist der Tod, das Begräbnis und die Auferstehung Jesu „am dritten
Tage“. Die Herkunft dieser letzten Zeitangabe ist zweifelhaft. Aus
der „Schrift“, auf die sich die Formel selbst beruft, kann sie nicht
stammen; denn hier gibt es — jedenfalls in den uns erreichbaren
Texten — keine derartige Prophezeiung, und gerade an diesem
Punkt war der Schriftbeweis auch später noch schwer zu führen.
Näher liegt es, die drei Tage als eine typische Zahl anzusehen, die
in den verschiedensten religionsgeschichtlichen Zusammenhängen
eine Rolle spielt. Drei Tage werden insbesondere als der Zeitraum
angenommen, den die Seele noch in der Nähe des Leichnams ver-
weilt, ehe alles zerfällt10. Zur Not läßt sich auch annehmen, dieses
Datum sei, wenn der Todestag Jesu feststand, von der späteren
christlichen Sonntagsfeier aus nach rückwärts errechnet worden* 11.
Aber man wird die Möglichkeit zum mindesten offen lassen müssen,
daß die Angabe der „drei Tage“ geschichtlich gegeben war. Die
Verschiedenheit ihrer Zählung — „nach drei Tagen“ oder „am drit-
ten Tage“ — bildet dagegen keinen durchschlagenden Einwand12.
Natürlich kann das geschichtliche Datum nicht in der Auferstehung
selbst gefunden werden, für die es auch nach den evangelischen Be-
richten keine Zeugen gegeben hat. Es wäre also solches vielmehr
mit dem Bekanntwerden, mit der „Entdeckung“ der stattgehahten
Auferstehung gegeben. Doch kann diese Entdeckung, wie ich gleich
hier bemerken möchte, dann schwerlich erst durch die ersten Er-
scheinungen des Auferstandenen veranlaßt worden sein. Denn
diese gehören aller Wahrscheinlichkeit nach nicht nach Jerusalem,
sondern nach Galiläa, und für den Weg von Jerusalem dorthin ist
der Zeitraum — besonders wenn man den Sabbath mit in Rechnung
stellt — gewiß zu kurz13.
zeitliche Deutung vorbringt, mag in jedem einzelnen Fall diskutabel sein; gegen den
immer wieder in die zeitliche Richtung weisenden Gesamttenor des Satzes, ist es
Willkür.
10 A. Meyer, Die Auferstehung Jesu (1905) 182 ff.; C. Clemen, Religionsge-
schichtliche Erklärung des Neuen Testaments (1924) 96ff.; J. Leipold, Die ster-
benden und auferstehenden Götter (1923) 77ff.; ders., Zu den Auferstehungsge-
schichten, Theol. Lit. Zeit. 73 (1948) 738ff.
11 So besonders Ed. Schwartz, Osterbetrachtungen, Zeitschr. f. neutest. Wis-
sensch. 7 (1906) lff.
12 G. Delling, Art. ήμέρα in Kittels Theol. Wörterb. z. N.T. 2 (1936) 952f.
Übrigens ist sie, wenn es sich um eine historische Angabe handeln sollte, sogar eher
verständlich als bei einer rein formelhaft und traditionell gegebenen Größe.
13 L. Rrun, Die Auferstehung Christi in der urchristlichen Überlieferung (1925)
45. 67 hat das richtig gesehen, aber dann die falsche Konsequenz gezogen, die erste
 
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