Horaz und die Politik
13
Dichters und seines hohen Gönners sind. Hinter der äußeren Absage —
der Dichter will weiter auf dem Lande bleiben und im Winter ans Meer
gehen statt nach Rom — verbirgt sich die innere, bei der es dem Dichter
um die Bewahrung der Freiheit geht. Dieses Spiel mit der Maske, das auch
die Damasippus- und die Davussatire so reizvoll macht, dieses die Dinge
eigentümlich In-der-Schwebe-Lassen, tritt charakteristischerweise gerade
dort auf, wo es um das heikle Problem der Freundschaft zu Maecenas und
die persönliche Berührung mit der politischen Welt geht.
Die Spannung zwischen den beiden Freunden erscheint dann ins Grund-
sätzlich-Bedeutsame erhoben in der wichtigen Ode Tyrrhena regam
(c. 3,29), die die eigentliche Schlußode der Odensammlung des Jahres 23
ist. Dann folgt nur noch das Siegel: Exegi monumentum. Die Aufforderung
an Maecenas, sich dem Bereich der Stadt Rom und der politischen Sorgen
zu entziehen, erweitert sich zu der Problematik, die wir hier behandeln,
und vertieft sich zur Frage nach der rechten Weise zu leben überhaupt:
quod adest memento
componere aequos
das ist die Kernmahnung des Gedichtes. In einer großartigen Metapher
wird die sinnlose Macht der „andern Dinge“ (cetera), die das Leben zer-
stören, dem einzig wahren Wert, der Gegenwart, gegenübergestellt: im
Bild eines zerstörenden Stroms, der sich an dem Menschen bricht, der seiner
mächtig und froh, zu jedem Tag sagen kann: ich habe gelebt, das epi-
kureische ßsßftotai:
ille potens sui
laetusque deget, cui licet in diem
dixisse: vixi.
In der persönlichen Wendung des Schlusses aber wird die Welt des
Reichtums, die zugleich die Welt der Sorge ist und, wie der Anfang zeigt,
der Bereich der Politik und des Maecenas, mit großem Nachdruck zurück-
gewiesen:
non est meum, si mugiat Africis
malus procellis, ad miseras preces
decurrere . . .
tune me biremis praesidio scaphae
tutum per Aegaeos tumultus
aura feret geminusque Pollux,
Hier ist die Welt des Dichters in einem Bild gegriffen, das haften bleibt:
in einem kleinen Boot fährt er geschützt und sicher geleitet von freund-
lichen Mächten durch die Stürme des Daseins. Mit diesem Bild äußerster
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Dichters und seines hohen Gönners sind. Hinter der äußeren Absage —
der Dichter will weiter auf dem Lande bleiben und im Winter ans Meer
gehen statt nach Rom — verbirgt sich die innere, bei der es dem Dichter
um die Bewahrung der Freiheit geht. Dieses Spiel mit der Maske, das auch
die Damasippus- und die Davussatire so reizvoll macht, dieses die Dinge
eigentümlich In-der-Schwebe-Lassen, tritt charakteristischerweise gerade
dort auf, wo es um das heikle Problem der Freundschaft zu Maecenas und
die persönliche Berührung mit der politischen Welt geht.
Die Spannung zwischen den beiden Freunden erscheint dann ins Grund-
sätzlich-Bedeutsame erhoben in der wichtigen Ode Tyrrhena regam
(c. 3,29), die die eigentliche Schlußode der Odensammlung des Jahres 23
ist. Dann folgt nur noch das Siegel: Exegi monumentum. Die Aufforderung
an Maecenas, sich dem Bereich der Stadt Rom und der politischen Sorgen
zu entziehen, erweitert sich zu der Problematik, die wir hier behandeln,
und vertieft sich zur Frage nach der rechten Weise zu leben überhaupt:
quod adest memento
componere aequos
das ist die Kernmahnung des Gedichtes. In einer großartigen Metapher
wird die sinnlose Macht der „andern Dinge“ (cetera), die das Leben zer-
stören, dem einzig wahren Wert, der Gegenwart, gegenübergestellt: im
Bild eines zerstörenden Stroms, der sich an dem Menschen bricht, der seiner
mächtig und froh, zu jedem Tag sagen kann: ich habe gelebt, das epi-
kureische ßsßftotai:
ille potens sui
laetusque deget, cui licet in diem
dixisse: vixi.
In der persönlichen Wendung des Schlusses aber wird die Welt des
Reichtums, die zugleich die Welt der Sorge ist und, wie der Anfang zeigt,
der Bereich der Politik und des Maecenas, mit großem Nachdruck zurück-
gewiesen:
non est meum, si mugiat Africis
malus procellis, ad miseras preces
decurrere . . .
tune me biremis praesidio scaphae
tutum per Aegaeos tumultus
aura feret geminusque Pollux,
Hier ist die Welt des Dichters in einem Bild gegriffen, das haften bleibt:
in einem kleinen Boot fährt er geschützt und sicher geleitet von freund-
lichen Mächten durch die Stürme des Daseins. Mit diesem Bild äußerster