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Hans Fbhr. von Campenhausen
Tode seines Bischofs Polykarp „versiegelt“ (M 1,1), d.h. zum Ab-
schluß gebracht wurde.
Nur zwei Punkte bedürfen noch eines etwas näheren Zusehens.
Der erste betrifft Metrodoros, der im Smyrnäerbrief ebenfalls unter
den zwölf Märtyrern der damaligen Verfolgung genannt war.
Eusebios sagt HE V 15,46, er „scheine“ ein Presbyter der markio-
nitischen Ketzerei gewesen zu sein und sei damals den Feuertod
gestorben. Nun hat es in Ephesos zu Polykarps Zeiten zweifellos
Markioniten gegeben98, und gegen den Märtyrertod eines markio-
nitischen Presbyters schon im zweiten Jahrhundert ist nichts ein-
zuwenden99. Eusebios interessiert sich auch sonst gelegentlich für
markionitische Märtyrer100. Aber was soll dann die zweifelnde For-
mulierung dieses Tatbestands an der vorliegenden Stelle? Der Text
des Pioniosmartyriums ist — wenigstens nach seiner heutigen Ge-
stalt — in dieser Hinsicht ganz eindeutig101. Andererseits wird
Metrodoros noch im Martyrologium Hieronymianum als recht-
gläubiger Märtyrer gezählt, und es scheint mir nicht wahrscheinlich,
daß dieses vermeintliche Mißverständnis, wie Delehaye annimmt102,
nur auf eine flüchtige Lektüre des Pioniosmartyriums zurückgehen
könnte. Vielmehr dürfte Metrodoros im Smyrnäerbrief noch als
katholischer Märtyrer genannt worden sein. Eusebios dagegen be-
merkte beim Vergleich mit seinem Pioniosmartyrium die Ver-
schiedenheit. Er übernahm aus diesem das Markionitentum Metro-
dors, aber da er diese Angabe im Smyrnäerbriefe selbst nicht vor-
98 Vgl. A. v. Harnack, Marcion (19242) 4f. Polykarp selbst scheint im
Philipperbrief gegen Markion zu polemisieren: H. v. Campenhausen, Polykarp
von Smyrna und die Pastoralbriefe (1951) 39f.
99 Andere Sekten boten im allgemeinen gegen die Christenverfolgungen
damals noch Schutz; W. C. Fbend, The gnostic sects and the Roman Empire,
Journ. Eccl. Hist. 5 (1954) 25ff.
100 Vgi. HE VII 12.
101 Mart. Pion. 21,5f.: άνώρ'&ωσαν οΰν αυτόν επί τον ξύλου καί λοιπόν μετά
ταντα καί πρεσβύτερόν τινα Μητρόδωρον της αίρέσεως των Μαρκιωνιστών ·
ετυχεν δέ τον μεν Πιόνιον εκ δεξιών, τον δε Μητρόδωρον έξ άριστερών. πλην
άμφότεροι επλεπον προς άνατολάς. Damit soll die Rangverschiedenheit wie die
Schicksalsgemeinschaft des Rechtgläubigen und des Ketzers im Martyrium
offenbar in symbolischer Weise hervorgehoben werden. 11,2 nennt das
Pioniosmartyrium noch einen Märtyrer εκ τής αίρέσεως των Φρυγών — sein
Verf. hatte anscheinend ein Interesse an derartigen Gestalten. Das spricht
aber eher gegen als für die Zuverlässigkeit seiner Angaben.
102 Sanctus (1927) 129.
Hans Fbhr. von Campenhausen
Tode seines Bischofs Polykarp „versiegelt“ (M 1,1), d.h. zum Ab-
schluß gebracht wurde.
Nur zwei Punkte bedürfen noch eines etwas näheren Zusehens.
Der erste betrifft Metrodoros, der im Smyrnäerbrief ebenfalls unter
den zwölf Märtyrern der damaligen Verfolgung genannt war.
Eusebios sagt HE V 15,46, er „scheine“ ein Presbyter der markio-
nitischen Ketzerei gewesen zu sein und sei damals den Feuertod
gestorben. Nun hat es in Ephesos zu Polykarps Zeiten zweifellos
Markioniten gegeben98, und gegen den Märtyrertod eines markio-
nitischen Presbyters schon im zweiten Jahrhundert ist nichts ein-
zuwenden99. Eusebios interessiert sich auch sonst gelegentlich für
markionitische Märtyrer100. Aber was soll dann die zweifelnde For-
mulierung dieses Tatbestands an der vorliegenden Stelle? Der Text
des Pioniosmartyriums ist — wenigstens nach seiner heutigen Ge-
stalt — in dieser Hinsicht ganz eindeutig101. Andererseits wird
Metrodoros noch im Martyrologium Hieronymianum als recht-
gläubiger Märtyrer gezählt, und es scheint mir nicht wahrscheinlich,
daß dieses vermeintliche Mißverständnis, wie Delehaye annimmt102,
nur auf eine flüchtige Lektüre des Pioniosmartyriums zurückgehen
könnte. Vielmehr dürfte Metrodoros im Smyrnäerbrief noch als
katholischer Märtyrer genannt worden sein. Eusebios dagegen be-
merkte beim Vergleich mit seinem Pioniosmartyrium die Ver-
schiedenheit. Er übernahm aus diesem das Markionitentum Metro-
dors, aber da er diese Angabe im Smyrnäerbriefe selbst nicht vor-
98 Vgl. A. v. Harnack, Marcion (19242) 4f. Polykarp selbst scheint im
Philipperbrief gegen Markion zu polemisieren: H. v. Campenhausen, Polykarp
von Smyrna und die Pastoralbriefe (1951) 39f.
99 Andere Sekten boten im allgemeinen gegen die Christenverfolgungen
damals noch Schutz; W. C. Fbend, The gnostic sects and the Roman Empire,
Journ. Eccl. Hist. 5 (1954) 25ff.
100 Vgi. HE VII 12.
101 Mart. Pion. 21,5f.: άνώρ'&ωσαν οΰν αυτόν επί τον ξύλου καί λοιπόν μετά
ταντα καί πρεσβύτερόν τινα Μητρόδωρον της αίρέσεως των Μαρκιωνιστών ·
ετυχεν δέ τον μεν Πιόνιον εκ δεξιών, τον δε Μητρόδωρον έξ άριστερών. πλην
άμφότεροι επλεπον προς άνατολάς. Damit soll die Rangverschiedenheit wie die
Schicksalsgemeinschaft des Rechtgläubigen und des Ketzers im Martyrium
offenbar in symbolischer Weise hervorgehoben werden. 11,2 nennt das
Pioniosmartyrium noch einen Märtyrer εκ τής αίρέσεως των Φρυγών — sein
Verf. hatte anscheinend ein Interesse an derartigen Gestalten. Das spricht
aber eher gegen als für die Zuverlässigkeit seiner Angaben.
102 Sanctus (1927) 129.