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Campenhausen, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1957, 3. Abhandlung): Bearbeitungen und Interpolationen des Polykarpmartyriums — Heidelberg, 1957

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https://doi.org/10.11588/diglit.42455#0040
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Hans Fbhr. von Campenhausen

Streichungen Vorgelegen; wahrscheinlich stammen sie aber schon
ungefähr aus seiner Zeit.
2. Teils vor, teils nach Eusebios hat der Text des Martyriums
mehrere, die wunderhaften Züge des Berichtes steigernde Inter-
polationen erfahren. Die Umgestaltung des Traumgesichts, die
Himmelsstimme beim Eintritt ins Stadion und die aus der Wunde
fliegende Taube sind schon länger als solche bekannt. Wahrschein-
lich muß aber auch die einzige voreusebianische Christusparallele
— der Einzug auf dem Esel — dieser Gruppe zugezählt werden.
3. Eine eindeutig antimontanistische, voreusebianische Inter-
polation ist das Kapitel, welches vom Abfall des Phrygers Quintus
handelt.
4. Eine weitere, wahrscheinlich frühe Interpolation (um 200?)
stellt die Diskussion um das Recht der Märtyrerverehrung dar.
Möglicherweise gehören die Nachrichten über die Reliquien und
die Gedächtnisfeier am Grabe Polykarps mit diesem Einschub zu-
sammen. Dem ursprünglichen Text können sie schwerlich angehört
haben.
5. Kap. 20 stellt den echten Schluß des Martyriums dar, mög-
licherweise mit kleinen liturgisch stilisierten Erweiterungen, die sich
auch sonst mehrfach finden. Kap. 21 ist ein späterer Anhang.
Kap. 22,1 ist vom Euangelion-Redaktor hinzugefügt. Die ab-
schließenden Schreibernotizen sind von Pseudo-Pionios überarbeitet
oder auch frei erfunden worden. Das Epiloquium Mosquense bietet
diese Nachträge in einer noch späteren, legendarisch erweiterten
Gestalt.
All diese Feststellungen sind nicht als erschöpfende Klärung
der Überlieferungsgeschichte gemeint, wie sie für das Polykarp-
martyrium auf Grund der bekannten Handschriften wahrscheinlich
überhaupt nicht geboten werden kann. Sie betreffen mit der Aus-
scheidung der mehr oder weniger offenkundig sekundären, tertiären
und quartären Elemente nur ein Minimum und übernehmen für die
„Echtheit“ des restlichen Textes durchaus kerne Garantie. Soviel
dürfte auf alle Fälle deutlich geworden sein: die Entwicklung des
Textes mit seinen ständigen, teils tendenziösen, teils nur legendarisch
erbaulichen oder liturgischen Auffüllungen, Erweiterungen, Kür-
zungen und Bearbeitungen ist unendlich viel komplizierter ver-
laufen, als man allgemein in Rechnung stellt. Die klassischen Me-
 
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