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Campenhausen, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1958, 2. Abhandlung): Der Ablauf der Osterereignisse und das leere Grab — Heidelberg, 1958

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https://doi.org/10.11588/diglit.42457#0050
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Hans Frhr. von Campenhausen

Ich bin weit davon entfernt, das hier gezeichnete Bild Zug um Zug für
„historisch“ zu halten. Lukas spiegelt in seinem Evangelium schon die
Petrusverehrung der späteren Gemeinde wider187 und zeigt sich überhaupt
bestrebt, auch von den übrigen Jüngern ein möglichst günstiges, erbau-
liches Bild zu zeichnen188. Aber die Vorstellung, Petrus habe in den kri-
tischen Tagen nach der äußeren Katastrophe als einziger die Treue ge-
wahrt oder doch nicht alles preisgegeben, vielleicht als erster wieder Hoff-
nung geschöpft und auch die andern Jünger zusammengehalten oder wie-
der zusammengebracht, kann trotzdem auf zutreffender Überlieferung
beruhen. Etwas Ähnliches legte sich uns schon auf Grund des paulini-
schen Berichtes nahe1881 und würde überhaupt zu der führenden Rolle
passen, die Petrus in der gesamten alten Überlieferung zugeschrieben
wird und mit seiner späteren kirchlichen Wirksamkeit allein kaum
ausreichend begründet werden kann. Man hat das schon off gefühlt und
betont189; nur ist es durchaus nicht nötig, diese Entwicklung erst mit der
Auferstehungsbegegnung selbst beginnen zu lassen190, deren entscheidende
Bedeutung freilich auf der Hand liegt. Wir müssen noch etwas früher ein-
setzen, wenn anders die Jünger wirklich unter der Führung des Petrus
von Jerusalem aufgebrochen und nach Galiläa gezogen sind. Dies aber ist
die älteste Überlieferung, die als solche nicht etwa auf Lukas zurückgeht
(Lukas hat sie, seinem jerusalemischen Aufriß zuliebe, vielmehr gerade
getilgt), sondern schon von Markus vorausgesetzt und noch bei Matthäus
bewahrt worden ist191. Man wird ihr folgen müssen.
Das Wort des Engels am Grabe setzt, wie schon betont, keine regellose
„Flucht“ der Jünger voraus, sondern rechnet mit einem geordneten „Zug“
nach Galiläa, der unter der Führung des Petrus erfolgen soll192; sein Name
wird jedenfalls als einziger genannt und dadurch hervorgehoben193. Jesus

187 Hierüber M. Goguel, Did Peter deny his Lord? A conjecture, Harv. Theol.
Rev. 25 (1925) HL; Strathmann S. 229ff.
iss ygi besonders Lk. 22, 28. Die Erwähnung der Yvcbpipoi, (der gleiche Aus-
drude auch bei Justin ap. I 50, 12, o. Anm. 177) läßt die Frage zum mindesten
offen, ob sie nicht auch bei der Kreuzigung noch zugegen waren.
188a O. S. 18.
189 So zuletzt Cullmann, Petrus S. 18ff., auch S. 57ff.
190 Der Ausdrude e;mcrt{)£'i|)ag, den Lukas 22, 32 braucht, legt es keinesfalls nah,
hier gerade an eine Begegnung mit dem Auf erstandenen zu denken.
191 Im Johannesevangelium 20, 17 und im Petrusevangelium 13, 56 verkündigt
Jesus bzw. der Engel dagegen nicht mehr den Aufbruch des LIerrn nach
Galiläa, wohin die Jünger folgen sollen, sondern seinen Gang zum himm-
lischen Vater selbst.
192 Mk. 16, 7.
193 Lohmeyer, Markus S. 312; Galiläa S. lOf. Nur ist es bare Willkür, wenn
Lohmeyer aus dem vermeintlich technischen Gebrauch von örpeofle einen Hin-
weis auf die Parusie herauslesen möchte. 'Ogdv bedeutet einfach „sehen“ und
nichts als dies (im Passiv — I. Kor. 15, 5f. — möglicherweise auch „erschei-
 
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