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Schadewaldt, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1959, 2. Abhandlung): Neue Kriterien zur Odyssee-Analyse: die Wiedererkennung des Odysseus und der Penelope — Heidelberg, 1959

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https://doi.org/10.11588/diglit.42460#0022
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Wolf gang Schadewaldt

sammenschließt und die eigentliche Struktur zutage tritt. Ich nenne
diese Stellen die Fundamental-Steilen der Analyse. Die Berechti-
gung, ja die sachliche Notwendigkeit einer analytischen Behand-
lung der Odyssee wird durch diese Stellen gesichert, und an sie
schließen sich weitergehende Betrachtungen an.
Worauf wir mit alledem hinauskommen, das ist dann ein Doppel-
tes. Einmal steigen wir von der Wiedergewinnung so mancher ein-
zelner Strukturen in der Odyssee zum Verständnis der tragenden
Gesamtstruktur des ganzen ursprünglichen Gedichts auf. Sodann
läßt sich in zweiter Instanz aus der Summe aller Einlagen die dichte-
rische Physiognomie des Bearbeiters B, seine Vorlieben, Absichten,
Intentionen, durch jene geistes-physiognomische Betrachtung, von
der zu Anfang die Rede war, ermitteln. Wie sich versteht, habe ich
bei Beginn meiner Arbeit nicht ausgeschlossen, daß es auch mehrere
Bearbeiter sein konnten. Es hat sich mir aber erwiesen, daß es eben
nur einer ist: der Dichter B.

6.
Um nun zunächst über diesen Bearbeiter ein Wort zu sagen:
schon in unserer Einlage in der Wiedererkennungsszene tritt seine
Art recht gut hervor, wenn wir diese Einlage nicht lediglich nach
altgewohnter Weise tadeln, sondern sie entsprechend unserer Auf-
gabe als Interpreten zu verstehen suchen. Charakteristisch zunächst,
daß sie mit dem Gedanken, daß man am nächsten Tage auf das
Landgut hinausgehen und dort weiter überlegen will, welche Chan-
cen der Olympier gewähren wird, ein Programm gibt — das Pro-
gramm des vierundzwanzigsten Gesanges co, der sich mir, wie schon
vielen Betrachtern vor mir, auch aus anderen Gründen als Zu-
dichtung zu der originalen Odyssee erwiesen hat. Daß das vorbe-
reitete Programm in einer auf anderem Wege nachgewiesenen Ein-
lage steht, bestätigt dieses zu seinem Teil. — Die Notwendigkeit,
den 24. Gesang durch ein solches Programm mit der vorhandenen
A-Dichtung zu verklammern, ist der Hauptgrund dafür, daß der
Bearbeiter die Einlage gemacht hat.
Dann ist in der Einlage jenes Bad, von dem Odysseus verschönt
zu Penelope zurückkehrt. Auch dieses Bad ist als Motiv von einem
weit abliegenden Zusammenhang her bedingt. Es ist an unserer
Stelle im Hinblick auf die Verwandlung des Odysseus in den Bettler
 
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