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Nikolaus [Hrsg.]; Hürten, Heinz [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1960, 2. Abhandlung): Brixener Dokumente , 5: Akten zur Reform des Bistums Brixen — Heidelberg, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.42462#0069
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Zusammenfassung

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anschnitt und dabei erlaubte, daß solche Feste gefeiert würden, zugleich
aber verbot, zu ihrer Feier anzuhalten.59 Johann von Eich war als Diplo-
mat in den Diensten König Albrechts II. während der kirchenpolitischen
Streitigkeiten zwischen dem Baseler Konzil und Papst Eugen IV. hervor-
getreten und stand seit dieser Zeit mit Nikolaus in einer Verbindung, die
sich in den späteren Jahren noch festigte.60 Diese Beziehungen zwischen
den beiden Bischöfen lassen die direkte Übernahme mancher Reformmaß-
nahmen wahrscheinlich erscheinen; aber vielleicht war das Vorgehen des
Eichstätter Bischofs wiederum beeinflußt durch ein anderes Zentrum kirch-
licher Reform, das damals unter dem Abt Kaspar Ayndorffer auf die Höhe
seiner geistigen Wirksamkeit geführte Kloster Tegernsee. Mit dem Amts-
antritt dieses Abtes im Jahre 1426 war dort die Reform in Gang ge-
kommen; 1450 legte er in einer Denkschrift die von ihm eingeführten
Reformen dem Bischof von Freising zur Genehmigung vor.61 Die Korrek-
tur der Missalien und der übrigen liturgischen Bücher steht darin obenan;
die Feier der Festtage wird neu geordnet, die Zahl der Jahresgedächtnisse
reduziert. Aus dem Schreiben Ayndorffers an seinen Bischof wird deutlich,
daß es sich hier nicht um einzelne, voneinander unabhängige Maßnahmen
gehandelt hat, sondern um ein geschlossenes Programm: die Rückführung
des Chorgottesdienstes zur ursprünglichen Form. Die Verringerung der
Zahl der Jahrgedächtnisse, die zur Persolvierung bestimmter Offizien
zwangen und damit einen dem Kirchenjahr entsprechenden Vollzug der
liturgischen Feiern hinderten, und die Ausmerzung aller willkürlich ein-
geführten Änderungen sollten die Beobachtung des Ordo Romanus und
der Gewohnheiten von Subiaco ermöglichen, nach deren Vorbild die litur-
gischen Bücher bereits verbessert oder neu angefertigt worden waren. Auf
diese Weise wollte man das „tägliche Labyrinth“ der allzu vielen, durch
Stiftungen oder aus eigenem Belieben übernommenen Verpflichtungen ver-
lassen und zu einem der Regel entsprechenden Leben zurückkehren.
Die meisten Punkte dieses Reformprogramms sehen wir auch in Brixen
verwirklicht. Bei den engen Beziehungen, die seit 1452 zwischen dem
Kloster und dem Kardinal bestanden,62 darf man annehmen, daß er manche
Anregungen direkt aus Tegernsee empfangen hat.63 Die Übernahme dieser
vorwiegend liturgisch bestimmten und auf die Verwirklichung des mona-
stischen Ideals abgestellten Maßnahmen in seine Diözese wird bei dem
59 Nachträge S. 200.
60 Koch, Cusanustexte IV. Briefwechsel des Nicolaus von Cues 1. Sammlung
HSB 42/43 2. Abh. Nr. 5 S. 45 ff. und Umwelt S. 19 f. sowie Meuthen S. 233 Anm. 3
und Jäger II, 60 ff. 61 Redlich, Texte Nr. V S. 198 ff. 62 Redlich S. 95 ff.
83 Es liegt nahe anzunehmen, daß auch die Eichstätter Reformen von Tegernsee
beeinflußt worden sind. Allerdings ist die Priorität der dortigen Maßnahmen nicht
sicher. In dem (bei Redlich) vom 10. Januar 1450 datierten Schreiben an den Bischof
von Freising erklärt Ayndorffer, die Reformen seien 1450 eingeführt und seitdem
 
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