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Hildebrecht Hommel
dem bei, freilich mit der Einschränkung, daß dabei vielerlei An-
regungen verarbeitet sind, von denen wir in den vorigen Abschnitten
schon manches aufzeigen konnten.
Eine weitere wie mir scheint ganz wesentliche Reminiszenz, die
gerade der dunklen Sentenz ein klareres Profil gibt, soll im folgen-
den wahrscheinlich gemacht werden. Da sie in eine neue Richtung
weist, lassen wir das von Weinreich und Wolfg. Schmid bemühte,
vorhin erwähnte Material zunächst beiseite und enthalten uns einst-
weilen auch jeder Polemik; später werden wir die bisher herange-
zogenen Zeugnisse freilich mit dem neuen Ergebnis zu konfron-
tieren haben, um womöglich zu einem abschließenden Urteil zu ge-
langen8.
Es handelt sich ganz vorwiegend um den im Grunde noch un-
erklärten Passus von der peccans immortalitas, die Reinhardt9 keck
als peccans aeternitas paraphrasiert und Wolfg. Schmid10 ebenso
kühn als Übersetzung eines zugrundliegenden - durch das peccans
näher spezifizierten - griechischen αιών gefaßt hat. Die Bedeutung
der merkwürdigen Formulierung über ein isoliertes Bonmot hinaus
zeichnet sich bereits ab, wenn wir uns daran erinnern11, daß sie mit
ihrem peccans an Ciceros eigenes Bekenntnis culpae et ceterorum
vitiorum pecccitorumque nostrorunP2 anzuknüpfen scheint und im
Rahmen des ganzen Hymnus der auf Ciceros eigenstes Anliegen be-
zogenen Quaestio specialis zugehört13.
Wir sind der Meinung, daß der peccans immortalitas, der nach
Aussage der Sentenz 'ein gut und nach den Vorschriften der Philo-
sophie verbrachter Tag’ vorzuziehen ist, ein aufs äußerste konzen-
triertes Platonzitat zugrundeliegt, das sich im 2. Buch der Nomoi
c. 6/7 findet (bes. 661 B 2 ff. E 2f.) und im Original, zunächst vom
Standpunkt der Gegner Platons aus formuliert, so lautet: τό δή
τέλος άπάσης μακαριότητος τό πάντα ταΰτα ( = ανδρείαν, ύγιαίνειν,
κάλλος, πλούτον, μύρια δε άλλα αγαθά) κεκτημένον αθάνατον είναι . . . ,14
8 Unten S. 43 ff., 48 ff.
9 RE XXII 817, vgl. a. schon Kosmos und Sympathie 16CU.
10 a. 0. 18 ff., bes. 19 u. 25 (hier heißt es „zweifellos ist auch peccans immortalitas
'ewige Verkehrtheit’, im Sinne von 'Leben in ewiger Verkehrtheit’ zu ver-
stehen“).
11 Oben S. 22, Anm. 10.
12 Tuscul. V 5 Anfg.
13 Oben S. 23 ff.
14 Unmittelbar vor der folgenden Einschränkung nimmt Platon 661 E 1 das αθάνα-
τον εϊναι substantivisch nocheinmal auf durch die Wendung μετ’ αθανασίας.
Hildebrecht Hommel
dem bei, freilich mit der Einschränkung, daß dabei vielerlei An-
regungen verarbeitet sind, von denen wir in den vorigen Abschnitten
schon manches aufzeigen konnten.
Eine weitere wie mir scheint ganz wesentliche Reminiszenz, die
gerade der dunklen Sentenz ein klareres Profil gibt, soll im folgen-
den wahrscheinlich gemacht werden. Da sie in eine neue Richtung
weist, lassen wir das von Weinreich und Wolfg. Schmid bemühte,
vorhin erwähnte Material zunächst beiseite und enthalten uns einst-
weilen auch jeder Polemik; später werden wir die bisher herange-
zogenen Zeugnisse freilich mit dem neuen Ergebnis zu konfron-
tieren haben, um womöglich zu einem abschließenden Urteil zu ge-
langen8.
Es handelt sich ganz vorwiegend um den im Grunde noch un-
erklärten Passus von der peccans immortalitas, die Reinhardt9 keck
als peccans aeternitas paraphrasiert und Wolfg. Schmid10 ebenso
kühn als Übersetzung eines zugrundliegenden - durch das peccans
näher spezifizierten - griechischen αιών gefaßt hat. Die Bedeutung
der merkwürdigen Formulierung über ein isoliertes Bonmot hinaus
zeichnet sich bereits ab, wenn wir uns daran erinnern11, daß sie mit
ihrem peccans an Ciceros eigenes Bekenntnis culpae et ceterorum
vitiorum pecccitorumque nostrorunP2 anzuknüpfen scheint und im
Rahmen des ganzen Hymnus der auf Ciceros eigenstes Anliegen be-
zogenen Quaestio specialis zugehört13.
Wir sind der Meinung, daß der peccans immortalitas, der nach
Aussage der Sentenz 'ein gut und nach den Vorschriften der Philo-
sophie verbrachter Tag’ vorzuziehen ist, ein aufs äußerste konzen-
triertes Platonzitat zugrundeliegt, das sich im 2. Buch der Nomoi
c. 6/7 findet (bes. 661 B 2 ff. E 2f.) und im Original, zunächst vom
Standpunkt der Gegner Platons aus formuliert, so lautet: τό δή
τέλος άπάσης μακαριότητος τό πάντα ταΰτα ( = ανδρείαν, ύγιαίνειν,
κάλλος, πλούτον, μύρια δε άλλα αγαθά) κεκτημένον αθάνατον είναι . . . ,14
8 Unten S. 43 ff., 48 ff.
9 RE XXII 817, vgl. a. schon Kosmos und Sympathie 16CU.
10 a. 0. 18 ff., bes. 19 u. 25 (hier heißt es „zweifellos ist auch peccans immortalitas
'ewige Verkehrtheit’, im Sinne von 'Leben in ewiger Verkehrtheit’ zu ver-
stehen“).
11 Oben S. 22, Anm. 10.
12 Tuscul. V 5 Anfg.
13 Oben S. 23 ff.
14 Unmittelbar vor der folgenden Einschränkung nimmt Platon 661 E 1 das αθάνα-
τον εϊναι substantivisch nocheinmal auf durch die Wendung μετ’ αθανασίας.