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Hommel, Hildebrecht; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1968, 3. Abhandlung): Ciceros Gebetshymnus an die Philosophie Tusculanen V 5: vorgetragen am 16. Dez. 1967 — Heidelberg, 1968

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https://doi.org/10.11588/diglit.44216#0036
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5.

Wir kehren daher zu dieser 'Sentenz’ (II C 1) zurück und versuchen
in möglichster Gedrängtheit eine Interpretation der von uns als Vor-
lage für sie in Anspruch genommenen eineinhalb Kapitel aus Platons
Nomoi.
Platon, Gesetze II 6 u. 7 Anfg. 660 D 11 ff.
Wie schon im ersten Buch der „Gesetze“ (629 Aff.) geht es um eine
Auseinandersetzung mit Tyrtaios’ berühmtem Priamelgedicht1
9 D ουτ’ dv μνησαίμην ουτ’ έν λόγω ανδρα τιθειην κτλ.
Platons These hier im 2. Buch ist an den Anfang seiner Ausführun-
gen gestellt und lautet, dem Athener in den Mund gelegt, folgender-
maßen (660 E 2 — 5)2: „Der tapfere Mann (άγαμός άνήρ), wenn er
(zugleich) besonnen ist und gerecht, ist zufrieden und glückselig
(ευδαίμων έστί καί μακάριος)3, ob er nun groß und kräftig oder klein
und schwächlich sei (Tyrt. v. 2/3), und ob er Reichtümer besitze oder
nicht.“ Dann heißt es weiter (660 E - 661 A4): „Besitzt er dagegen
(δε άρα) größere Reichtümer als Kinyras und Midas (v. 6), ist aber un-
gerecht, dann ist er unglücklich und führt ein betrübtes Leben (άθλιός
1 Zu der bei Tyrtaios vorliegenden Form der 'Höchstwertpriamel’ und zu sei-
nem Gedicht 9 D. unter diesem Aspekt vgl. das Buch meines Schülers Ulr.
Schmid, Die Priamel der Werte im Griechischen von Homer bis Paulus, 1964,
S. 1 ff. mit weiterer Literatur (S. 27 ff. auch zu Platon); für die allgemeine Stel-
lung der Elegie 9 im Rahmen der Dichtung des Tyrtaios ist für uns hier vor
allem wichtig R. Harder, Die geschichtliche Stellung des Tyrtaios. In: R. H.,
Kleine Schriften, 1960, S. 180ff., bes. 190ff. 196 ff. 205 f. W. F. Otto, Tyrtaios
und die Unsterblichkeit des Ruhmes. In: W. F. O., Die Gestalt und das Sein.
Ges. Abhdlg. üb. den Mythos . . . 1955 (21959), S. 365-398. Auf Otto’s wie immer
anregende Ausführungen, insbesondere auf seine den alten Elegiker doch stark
überhöhende These, die das Gefühl des Ewigen bereits mit der Erhebung ge-
geben sieht, die aus der Tat des Helden entspringt (womit Platons Kritik über-
wunden werden soll), kann hier nicht eingegangen werden. Fördernd ist ferner
Br. Snell, Die Entdeckung des Geistes 1946 (u. ö.) S. 144 ff.
2 Ich folge (mit zahlreichen mir nötig scheinenden Korrekturen) der revidierten
Übersetzung von Hieronymus Müller in: Platon, Sämtliche Werke 6. Nomoi
(Rowohlts Klassiker 54) 1959. Die von Platon - meist frei - zitierten Verse aus
Tyrt. 9 D. bezeichne ich in Klammern mit „(v. . . .)“. Zu Platons Tyrtaioszitaten
(bes. denen im 1. Buch der Nomoi) vgl. a. Ed. Des Places, Platon et Tyrtee, in:
Rev. des Et. Gr. 55. 1942, S. 14-24 (zur Priamel S. 19-21).
3 Anspielung auf Euripides (Theseus) fr. 388 N., Aischylos, Hepta 610, u. a.
 
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