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Köhler, Erich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1968, 4. Abhandlung): "Conseil des barons" und "jugement des barons": epische Fatalität und Feudalrecht im altfranzösischen Rolandslied ; vorgetragen am 29. 6. 1968 — Heidelberg, 1968

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https://doi.org/10.11588/diglit.44217#0007
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Stellt man, wie wir dies tun wollen, die Frage nach dem Verhältnis
von Geschichte und epischer Dichtung des Mittelalters, so scheint es
fast unmöglich, dem Sog einer Ursprungsforschung zu widerstehen,
deren extreme Richtungen ungeachtet notwendig gewordener Kon-
zessionen und vermittelnder Theorien nach wie vor die Disskussion
beherrschen1. Gleichwohl soll im Folgenden versucht werden, die
Beziehungen zwischen Chanson de geste und Geschichte zu erhellen
ohne Rücksicht darauf, ob die Resultate der traditionalistischen bzw.
neotraditionalistischen oder der individualistischen Theorie Argu-
mente zu liefern geeignet sind. Es geht uns nicht um die Genesis der
oder einer Chanson de geste in dem Sinne, daß erklärt werden soll,
was zwischen dem fernen historischen Ereignis und der frühesten
dichterischen Gestaltung literarisch oder legendär, schriftlich oder
oral, lateinisch oder vulgärsprachlich geschah oder nicht geschah,
sondern um die Frage, ob und in welchem Maße sich die epische
Fabel und die sie konstituierenden Konflikte aus den Gegebenhei-
ten einer bestimmten Entwicklungsphase der Feudalgesellschaft -
in unserem Falle des ausgehenden 11. Jahrhunderts - verstehen las-
1 Vgl. neben dem Bulletin Bibliograph!que de la Societe Rencesvals, Paris 1958ff.
die folgenden Bestandsaufnahmen und Forschungsberichte: I. Siciliano, Les
origines des chansons de geste franfaises. Theories et discussions, Paris 1951;
0. Jodogne, Etudes recentes sur les chansons de geste, Les Lettres Romanes 8
(1954) S. 232ff.; R. Lejeune, Actualite de la Chanson de Roland, La Nouvelle
Clio 7 (1955) S. 217ff.; Urban T. Holmes Jr., The post-Bedier Theories on the
Origins of the Chansons de geste, Speculum 30 (1955) S. 72ff.; A. Junker, Stand
der Forschung zum Rolandslied, Germanisch-Romanische Monatsschrift 37
(1956) S. 97ff.; ders., Von der Schönheit des Rolandslieds (0) im Spiegel
neuester Forschung, in: Medium Aevum Vivum, Festschrift für H. Rheinfelder,
München 1963, S. 186ff. Ein umfassender Forschungsbericht, allerdings unter
dem Gesichtspunkt des Neotraditionalismus, bildet den ersten Abschnitt von
Menendez Pidals bedeutendem Buch La Chanson de Roland et la tradition
eqique des Francs, 2e ed. Paris 1960, S. 3ff. Über die jüngste Entwicklung der
Forschung orientiert P. Le Gentil, Les nouvelles tendances de la critique et
l’interpretation des epopees medievales, Boletin de la Real Academia de Buenas
Letras de Barcelona XXXI (1965-66) (III Gongreso Internacional de la
Societe Rencesvals, Barcelona 1964) S. 133ff.
 
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