Conseil des barons» und «jugement des barons;
15
epischen Tradition orientierende Institution in Erscheinung treten27.
Wir haben in den zwölf Pairs der Chanson de Roland die ideali-
sierten Nachkommen der fränkischen gasindi, der merovingischen
cintrustiones und der karolingischen vassi dominici zu sehen, die zur
curia regis gehörten, eine bedeutende Rolle im Rat des Königs spiel-
ten, teilweise mit den comites palatii identisch waren und oft als
königliche missi oder als Heerführer dienten28. Diesen wie jenen
gemeinsam ist ihre Funktion als wichtigstes Instrument der könig-
lichen Politik, desgleichen der «Korpsgeist», den H. Brunner den
Antrustionen wie den vassi dominici zuschreibt29. «Gleiche» sind die
zwölf Pairs vor allem als compagnons - weshalb für li doze pers
auch der Ausdruck li doze cumpaignuns eintritt30. Als compagnons,
als Waffengefährten und Waffenbrüder31, bilden die Pairs, deren
27 Ein «par Franciae» ist erst 1180 nachzuweisen, s. P. E. Schramm, Der König
von Frankreich. Das Wesen der Monarchie vom 9. zum 16. Jahrhundert, Wei-
mar 19602, Bd. I, S. 171. Von Anfang an setzt sich das Kollegium der «pairs de
France» zu einer Hälfte aus weltlichen, zur anderen aus geistlichen Fürsten zu-
sammen. Die lange Diskussion über die Entstehung der Institution hat sich hin-
sichtlich der Beziehung zu den epischen «pairs» geklärt; s. J. Monfrin in Ro-
mania 83 (1962) S. 93: «Les historiens s’accordent ä penser que c’est d’apres
les douze pairs epiques que le nombre des pairs historiques a ete fixe ä douze:
la legende ne s’est pas inspire de la realite juridique, eile a contribue ä creer
le droit.» Etwas vorsichtiger F. Lot und R. Fawtier, Histoire des institutions
royales, Paris 1958, S. 297: «Notons . . . que les plus anciennes mentions de la
pairie sont posterieures ä l’apparition de la legende de Gharlemagne et de ses
douze pairs, reminiscence obscure des douze apotres. II n’est donc pas im-
possible que ce soit la litterature qui ait engendre la pairie».
28 S. H. Brunner, Deutsche Rechtsgeschichte, 2. Bd., 2. Aufl. neubearbeitet von C.
Frh. von Schwerin, München und Leipzig 1928, S. 134ff. Zu den «vassi domi-
nici» und ihren Nachfolgern in der «maisnie» s. auch P. Guilhiermoz, Essai sur
l’origine de la noblesse en France au moyen äge, Paris 1902, S. 130ff. und
242ff. Zu den höchstrangigen «vassi dominici« gehörten die «capitanei mini-
steriales» (Guilhiermoz S. 136, Anm. 30). Der Roland beigegebene Titel «le
cataigne» (v. 1845), «quens cataignes» (vv. 2320 u. 2912) dürfte hiervon her-
zuleiten sein. Über den Zusammenhang von «palatini» und «pairs» vgl. auch
Menendez Pidal, La Chanson de Roland et la tradition epique des Francs,
S. 370ff.
29 Brunner, a. a. O., S. 137.
30 Siehe vv. 858 und 878, vgl. auch v. 3776. Schon G. Paris hat richtig bemerkt,
daß die großen Vasallen wie Turpin, Naimes, Ogier u. a. nicht zu den zwölf
«pairs» gehören, diese letzteren vielmehr eine Waffenbrüderschaft, ein «com-
pagnonnage» bilden: Histoire poetique de Charlemagne, Paris 1905, S. 419 u.
S. 507.
31 frere (vv. 1376, 1395, 1698, 1866) und compaign frere redet Roland Olivier an.
Zum «compagnonnage» und der ihr eigentümlichen Brüderschaft s. J. Flach,
15
epischen Tradition orientierende Institution in Erscheinung treten27.
Wir haben in den zwölf Pairs der Chanson de Roland die ideali-
sierten Nachkommen der fränkischen gasindi, der merovingischen
cintrustiones und der karolingischen vassi dominici zu sehen, die zur
curia regis gehörten, eine bedeutende Rolle im Rat des Königs spiel-
ten, teilweise mit den comites palatii identisch waren und oft als
königliche missi oder als Heerführer dienten28. Diesen wie jenen
gemeinsam ist ihre Funktion als wichtigstes Instrument der könig-
lichen Politik, desgleichen der «Korpsgeist», den H. Brunner den
Antrustionen wie den vassi dominici zuschreibt29. «Gleiche» sind die
zwölf Pairs vor allem als compagnons - weshalb für li doze pers
auch der Ausdruck li doze cumpaignuns eintritt30. Als compagnons,
als Waffengefährten und Waffenbrüder31, bilden die Pairs, deren
27 Ein «par Franciae» ist erst 1180 nachzuweisen, s. P. E. Schramm, Der König
von Frankreich. Das Wesen der Monarchie vom 9. zum 16. Jahrhundert, Wei-
mar 19602, Bd. I, S. 171. Von Anfang an setzt sich das Kollegium der «pairs de
France» zu einer Hälfte aus weltlichen, zur anderen aus geistlichen Fürsten zu-
sammen. Die lange Diskussion über die Entstehung der Institution hat sich hin-
sichtlich der Beziehung zu den epischen «pairs» geklärt; s. J. Monfrin in Ro-
mania 83 (1962) S. 93: «Les historiens s’accordent ä penser que c’est d’apres
les douze pairs epiques que le nombre des pairs historiques a ete fixe ä douze:
la legende ne s’est pas inspire de la realite juridique, eile a contribue ä creer
le droit.» Etwas vorsichtiger F. Lot und R. Fawtier, Histoire des institutions
royales, Paris 1958, S. 297: «Notons . . . que les plus anciennes mentions de la
pairie sont posterieures ä l’apparition de la legende de Gharlemagne et de ses
douze pairs, reminiscence obscure des douze apotres. II n’est donc pas im-
possible que ce soit la litterature qui ait engendre la pairie».
28 S. H. Brunner, Deutsche Rechtsgeschichte, 2. Bd., 2. Aufl. neubearbeitet von C.
Frh. von Schwerin, München und Leipzig 1928, S. 134ff. Zu den «vassi domi-
nici» und ihren Nachfolgern in der «maisnie» s. auch P. Guilhiermoz, Essai sur
l’origine de la noblesse en France au moyen äge, Paris 1902, S. 130ff. und
242ff. Zu den höchstrangigen «vassi dominici« gehörten die «capitanei mini-
steriales» (Guilhiermoz S. 136, Anm. 30). Der Roland beigegebene Titel «le
cataigne» (v. 1845), «quens cataignes» (vv. 2320 u. 2912) dürfte hiervon her-
zuleiten sein. Über den Zusammenhang von «palatini» und «pairs» vgl. auch
Menendez Pidal, La Chanson de Roland et la tradition epique des Francs,
S. 370ff.
29 Brunner, a. a. O., S. 137.
30 Siehe vv. 858 und 878, vgl. auch v. 3776. Schon G. Paris hat richtig bemerkt,
daß die großen Vasallen wie Turpin, Naimes, Ogier u. a. nicht zu den zwölf
«pairs» gehören, diese letzteren vielmehr eine Waffenbrüderschaft, ein «com-
pagnonnage» bilden: Histoire poetique de Charlemagne, Paris 1905, S. 419 u.
S. 507.
31 frere (vv. 1376, 1395, 1698, 1866) und compaign frere redet Roland Olivier an.
Zum «compagnonnage» und der ihr eigentümlichen Brüderschaft s. J. Flach,