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Kretische Löwenschale des siebten Jahrhunderts v. Chr.

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man ihn in die Entwicklung' des frühgriechischen Löwenbildes und
hier speziell in die kretische Entwicklungsreihe einordnet22.
Orientalische Vorbilder
Das Heidelberger Gefäß ist, wie wir sagten, eigenartig, innerhalb
der griechischen Keramik bisher sogar einzigartig23. Es handelt sich
offenbar nicht um eine eigenständig griechische Erfindung. Die
Schöpfung dieses seltsamen Gebildes haben vielmehr orientalische
Vorbilder angeregt, die sogenannten ,Löwenschalen4 (,lion bowls‘).
Diese Gefäße, die in Nordsyrien, in Palästina, in Anatolien und in
Mesopotamien zutage kamen, wurden vermutlich in späthethitisch-
nordsyrischen Werkstätten hergestellt24. Sie stammen, soweit die
Fundumstände bekannt sind, aus Schichten des 10. bis 7. Jahrhun-
derts v. Chr. K. Galling führt den Terminus „Syrische Salbschalen“
ein. Einzelne Exemplare dieser Gattung gelangten - auf dem Han-
delswege oder als Weihgaben - in den griechischen Bereich, so etwa
nach Samos. Das Material dieser Schalen ist vielfach Steatit; daneben
wurde vereinzelt blaues Glas oder Elfenbein verwendet. Ein Exem-
plar aus dem Hera-Heiligtum von Samos ist aus Elfenbein25.

22 H. Gabelmann, Studien zum frühgriechischen Löwenbild (1965) 30 ff., hier:
Gabelmann, Löwenbild. Vgl. hier 21 ff.
23 Allenfalls vergleichbar schien das fragmentierte Bronzegerät, an das vorn
eine Löwenprotome ansetzt, im Museum von Kozani, Deltion, Chronika 17
(1961/62) 216 Taf. 2555 „aus der Zeit vor 600 v. Chr.“ (Ph. Petsas). Es handelt
sich jedoch um einen Henkel; Auskunft und Photographie verdanke ich A.
Andriomenu.
24 Literatur (Auswahl): R. D. Barnett, The Nimrud Ivories (1957) 68-70. 90. 92.
197; H. Walter, Orientalische Kultgeräte, AM. 74 (1959) 69 ff.; R. Amiran,
JNES 21 (1962) 161 ff.; Barnett, Brit. Mus. Quart. 27 (1963/64) 81, Taf. 31 e;
O. W. Muscarella, Lion Bowls from Hasanlu, Archaeology 18 (1965) 41 ff.; B.
Freyer-Schauenburg, Elfenbeine aus dem samischen Heraion (1966) 98 ff.;
K. Galling, Syrische Salbschalen (in Vorbereitung), wird voraussichtlich in den
Abh. des Deutschen Palästina-Vereins erscheinen. Die Liste bei Walter und
die schon erweiterte bei Freyer-Schauenburg wird von ihm noch ergänzt und in
einigen Punkten berichtigt werden.
2o Daß die durch E. Kunze zu dieser Gattung gerechnete Elfenbeinschale aus der
idäischen Grotte auf Kreta AM. 60/61 (1935/36) 222, 232, Nr. 14 Taf. 84, Wal-
ter a. O. Nr. 32 nicht hierher gehört, hat K. Galling in einem Vortrag in Rom
gezeigt; die Studie soll in ,Welt des Orients1 demnächst erscheinen. Kritisch
äußerte sich schon Freyer-Schauenburg a. O. 144 Anm. 543.
 
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