Kretische Löwenschale des siebten Jahrhunderts v. Chr.
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Nachtrag
Während der Korrekturen erhalte ich Kenntnis von einem kreti-
schen Salbgefäß, das vor kurzem vom Museum für Kunst und Ge-
werbe in Hamburg im New Yorker Kunsthandel erworben werden
konnte (Inv. 1968, 2; Höhe: 7,5 cm). Es darf hier auf Taf. 20,3u. 4 und
21 mit freundlicher Erlaubnis von H. Hoffmann abgebildet werden.
Bei dem applizierten Tierkopf mag man zunächst an einen Pan-
therkopf denken; die Schuppen-Mähne erinnert an den etwas frühe-
ren Pantherkopf aus Arkades (hier Anm. 49 und Taf. 20,in.2); dort
sind die ,Schuppen‘ mit einem großen Punkt ausgefüllt, hier dagegen
mit vielen kleinen Punkten.
Auf der anderen Seite haben die Züge des applizierten Kopfes
ihre nächste Parallele in der Löwenapplik unserer Heidelberger
Löwenschale (vgl. vor allem Taf. 17,2). Die Übereinstimmung ist so
groß, daß kein Zweifel daran bestehen kann, daß das Heidelberger
und das Hamburger Salbgefäß - beide etwa gleichzeitig und beide
in ihrer Form einzigartig - aus derselben Werkstatt in Arkades auf
Kreta stammen.
Für die Deutung ist von dem Kopf der Heidelberger Löwenschale
(Taf. 17,2) auszugehn. Die Übereinstimmung mit den Köpfen der
Löwen auf dem Bronzeschild aus der Idagrotte (Taf. 17,i) sichert
die Deutung auf Löwenkopf. Der applizierte Kopf des Hamburger
Salbgefäßes (Taf. 21) weicht nur ganz geringfügig von dem Heidel-
berger Löwenkopf (Taf. 17,2) ab, etwa darin, daß der Heidelberger
Kopf auf der Nase einen V-förmigen Wulst mehr hat; auch sind die
Brauenbögen beim Heidelberger Kopf über der Nase unterbrochen,
während sie beim Hamburger Kopf wülstig zusammenlaufen. Die
Ohren mit ihrer spiraligen Einrollung sind zwar als solche gleich-
artig gebildet, liegen aber bei dem Heidelberger Kopf am Gefäß an,
während sie beim Hamburger frei abstehen. Das gibt dem Hambur-
ger Kopf ein stärker katzenartiges Aussehen und verleitet dazu, auf
den ersten Blick an einen Pantherkopf zu denken. Für Deutung auf
einen Löwenkopf spricht indessen die volle Mähne, die hier, wenn
auch in strenger Stilisierung dargestellt ist. Man darf sich daher fra-
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Nachtrag
Während der Korrekturen erhalte ich Kenntnis von einem kreti-
schen Salbgefäß, das vor kurzem vom Museum für Kunst und Ge-
werbe in Hamburg im New Yorker Kunsthandel erworben werden
konnte (Inv. 1968, 2; Höhe: 7,5 cm). Es darf hier auf Taf. 20,3u. 4 und
21 mit freundlicher Erlaubnis von H. Hoffmann abgebildet werden.
Bei dem applizierten Tierkopf mag man zunächst an einen Pan-
therkopf denken; die Schuppen-Mähne erinnert an den etwas frühe-
ren Pantherkopf aus Arkades (hier Anm. 49 und Taf. 20,in.2); dort
sind die ,Schuppen‘ mit einem großen Punkt ausgefüllt, hier dagegen
mit vielen kleinen Punkten.
Auf der anderen Seite haben die Züge des applizierten Kopfes
ihre nächste Parallele in der Löwenapplik unserer Heidelberger
Löwenschale (vgl. vor allem Taf. 17,2). Die Übereinstimmung ist so
groß, daß kein Zweifel daran bestehen kann, daß das Heidelberger
und das Hamburger Salbgefäß - beide etwa gleichzeitig und beide
in ihrer Form einzigartig - aus derselben Werkstatt in Arkades auf
Kreta stammen.
Für die Deutung ist von dem Kopf der Heidelberger Löwenschale
(Taf. 17,2) auszugehn. Die Übereinstimmung mit den Köpfen der
Löwen auf dem Bronzeschild aus der Idagrotte (Taf. 17,i) sichert
die Deutung auf Löwenkopf. Der applizierte Kopf des Hamburger
Salbgefäßes (Taf. 21) weicht nur ganz geringfügig von dem Heidel-
berger Löwenkopf (Taf. 17,2) ab, etwa darin, daß der Heidelberger
Kopf auf der Nase einen V-förmigen Wulst mehr hat; auch sind die
Brauenbögen beim Heidelberger Kopf über der Nase unterbrochen,
während sie beim Hamburger Kopf wülstig zusammenlaufen. Die
Ohren mit ihrer spiraligen Einrollung sind zwar als solche gleich-
artig gebildet, liegen aber bei dem Heidelberger Kopf am Gefäß an,
während sie beim Hamburger frei abstehen. Das gibt dem Hambur-
ger Kopf ein stärker katzenartiges Aussehen und verleitet dazu, auf
den ersten Blick an einen Pantherkopf zu denken. Für Deutung auf
einen Löwenkopf spricht indessen die volle Mähne, die hier, wenn
auch in strenger Stilisierung dargestellt ist. Man darf sich daher fra-