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Kretische Löwenschale des siebten Jahrhunderts v. Chr.

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in Basel (Taf. 9,i. ll,i. 12,i)32, der andere in Heidelberg (Taf. 9,2.
11,2. 12,2). Der Basler Kopf ist besser erhalten: beim Heidelberger
fehlt das rechte Ohr des Löwen zum großen Teil, der rechte untere
Reißzahn ist etwas bestoßen; an der linken Halsseite des Löwen ist
ein Stück der Oberfläche abgesplittert. Im übrigen sind die beiden
Köpfe unter sich maßgleich und in der Modellierung formgleich.
Lediglich in der Überarbeitung und in der Bemalung bestehen ge-
ringfügige Unterschiede (s. unten).
Aber damit nicht genug: dieselben Übereinstimmungen stilisti-
scher Art wie zwischen dem Basler und dem Heidelberger Kopf be-
stehen auch zwischen diesen beiden Löwenköpfen und dem Kopf des
Löwen aus Arkades (Taf. 8). Und nicht nur dies. Alle drei Köpfe
sind maßgleich: Die Distanz der inneren Augenwinkel voneinander
(1 cm), sowie die der äußeren (3,5 cm), die Entfernung von Nasen-
spitze zu Ohrspitze (5,1 cm), die Breite des Maules von Maulwinkel
zu Maulwinkel (4,2 cm), die Breite des Ohres am Ansatz (1,8 cm),
die Entfernung von Ohrspitze zu Ohrspitze (4,2 cm) - all diese Maße
stimmen genau mit denen des Heidelberger bzw. des maßgleichen
Basler Löwenkopfes überein. Mit anderen Worten: alle drei Löwen-
köpfe sind nicht nur von der gleichen Hand modelliert, sie sind maß-
gleich, das heißt aber töpfertechnisch: sie wurden in ein und der-
selben Matrize geformt33. Nur die Überarbeitung und die Bemalung
erfolgte aus freier Bland.
Der Arbeitsvorgang läßt sich beim Heidelberger Exemplar an
der Rückseite sowie seitlich an der abgeplatzten Stelle noch ver-
folgen: Zunächst wurde eine feine, etwa 3 mm starke Tonschicht in
die Hohlform der Matrize gedrückt; als diese etwas angesteift war,
noch eine zweite, ebenso starke. Beide Schichten heben sich außen an
der Bruchkante (Taf. 12,2) und hinten am Rand des Hohlraumes
(Taf. 22,i) deutlich voneinander ab; hinten ist an einer Stelle die
32 M.-L. und H. Erlenmeyer, Philister und Kreter I, Orientalia 29 (1966) 137, Taf.
37 Abb. 55.
33 Aus der Fülle der Literatur zu dieser wohlbekannten Koroplastentechnik seien
herausgegriffen: P. Knoblauch, Studien zur archaisch-griechischen Tonbildnerei
(1937) 105 f.; ders., AA. 1938, 338 ff.; B. Neutsch, Studien zur vortanagräisch-
attischen Koroplastik (1952) 1-10, dazu kritisch: A. Winter, Die Matrizen des
antiken Tonstatuettenmachers, Keramos 3 (1959) 15 ff.; D. Burr-Thompson,
Hesperia 2 (1933) 184 ff.; 21 (1952) 166 ff.; 23 (1954) 72 ff.; 26 (1957) 108 ff.;
28 (1959) 127 ff.; 31 (1962) 244 ff.; 32 (1962) 276 ff.; 34 (1965) 34 ff.; 35 (1966)
1 ff. 252 ff. Speziell für Kreta neuerdings: Gortyn I (1968) 248 ff.

2 Hampe, Kretische Löwenschale
 
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