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Hampe, Roland; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1969, 2. Abhandlung): Kretische Loewenschale des siebten Jahrhunderts v. Chr. — Heidelberg, 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.44305#0033
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Kretische Löwenschale des siebten Jahrhunderts v. Chr.

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in der Ilias (23, 185 ff.) den Leichnam des Hektor salbt, um ihn vor
Verwesung zu bewahren:
Aber es wehrte den Hunden die Tochter des Zeus, Aphrodite,
Tag und Nacht und salbte den Leib mit ambrosischem Ole,
Duftend von Rosen.
Im homerischen Aphrodite-Hymnus (V 61 ff.) bereiten die Chariten
die Aphrodite in Paphos auf Kypros auf ihren Gang zu Anchises vor:
Drinnen wuschen sie nun und salbten sie die Chariten
Mit unsterblichem öl, wie es eigen den ewigen Göttern,
Von ambrosischem Reiz; das war ihr duftend bereitet.
Dasselbe tun die Chariten im Demodokos-Lied der Odyssee (8,
324 f.), nachdem Aphrodite mit Ares von den Göttern überrascht
worden war und sich nach Paphos zurückzog. Hera wäscht sich und
salbt sich mit lieblichem ambrosischem öl, das ihr duftend bereitet
war, ehe sie sich den Gürtel der Aphrodite ausleiht, um Zeus auf
dem Ida zu betören (Ilias 14, 171 ff.). Die Gemächer der beiden
Schützlinge der Aphrodite, das des Paris in Troja (Ilias 3, 382) und
das der Helena in Sparta (Od. 4, 121; 15, 99) werden als besonders
wohlduftend geschildert.
Eine wie große Rolle duftende Salben und kostbare öle in den
Gedichten der Sappho spielten, ist bekannt (fr. 94 L-P)74. Wie eng
diese Dichterin mit dem Kult der Aphrodite verbunden war, braucht
nicht hervorgehoben zu werden. Aber auch daß der Adonis-Kult
durch sie in der griechischen Literatur zuerst direkt bezeugt ist (fr.
140. 168. 211 L-P), sollte nicht übersehen werden75. Auch Hesiod
kannte diesen syrischen Kult bereits, wie wir indirekt erfahren76.
Denn warum hätte er sonst davon gesprochen, daß Alphesiboia, die
Mutter des Adonis, in Medien geboren sei, sein Vater Phoinix aber
Phönikien den Namen gegeben habe. Nach der klassischen Version
war Adonis Sohn der Myrrha oder Smyrna, die in den Weihrauch-
baum verwandelt wurde77. Dieser Baum lieferte außer dem Harz für
den Weihrauch auch den begehrten Duftstoff für Myrrhensalbe und
Myrrhenöl. Wir haben keinerlei literarische oder bildliche Zeugnisse
dafür, daß die Griechen die ägyptische Sitte übernommen hätten,
Myrrhenkegel auf dem Kopf zu tragen, die Haar, Schulter und Brust
74 Vgl. D. L. Page, Sappho and Alcaeus (1959) 78 f.
75 Wie W. Rollig in Haussig, Wörterbuch I 234 dies übersehen hat.
76 Fr. 139 (Merkelbach-West); vgl. W. Atallah, Adonis (1966) 38 f. mit Rez. K.
Schauenburg, Gnomon 40 (1968) 300 ff.
77 Ant. Lib. 34; RE. s. v. Smyrna Sp. 728 ff.
 
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