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Walther Bulst
in ihrer Stellung, zu Anfang und Ende des Codex, der anderen an Ge-
wicht nachsteht; ohnedies entscheiden dagegen Marbods laudes™ (II
8.9):
Digna quidem tibi forma, pater, me iudice digna,
Sub cuius totus legibus orbis eat.
Marbod selber, auch Baldricus gebrauchen forma ais einen Begriff
der Vollkommenheit: der Bufie in Maria Magdalena52, des Monchtums
in einem Odo53, eines triumphus in den Exsequien eines Durandus54.
Die Verse sprechen von der forma Marbods, ohne Beziehung auf etwas
- einer uirtus oder was es ware —, dessen forma er sei, oder die in ihm
sei, vielmehr von ihrer dignitas, daB ihre leges die des totus orbis wa-
ren55. Auch Tot uiuas ... besagt eine dignitas, daB das Unmogliche
doch sich ereigne. Im Verhaltnis dazu bedeutet Salueris sospes ...
nicht Bescheidung des Wunsches (auf etwas Mogliches), die eine es
iiberschreitende dignitas aufhdbe oder zum wenigsten in Frage stellte;
sie besteht unberiihrt.
Die “wenigen Verse”, carmina pauca der laudes, unter der sym-
bolisch verschrankten Uberschrift ‘Amicus suo • fidelis dilecto’, sind
Ausdruck unendlicher Verehrung und Liebe aus tiefer Getroffenheit
von seiner Person, die wohl kein Mitlebender sonst gleich empfunden
hat, - so unvergeBlich die letzten Worte der ‘Versus Riuallonis Redo-
nensis archidiaconi. De Marbodo’ auch sind: et idem Mansuetudine
bos et feritate leo™. Entfernt ihnen zur Seite, nicht gleichzustellen
sind ‘Versus magistri Vlgerii Andegauensis episcopi. De Marbodo’,
“wie groB er war”:
Si quis quantus erat Marbodus noscere querat,
Postulat hoc quod ego dicere posse nego.
31 Vgl. oben S.23.
52 Marbod, Analecta hymnica, L, 1907, p.399, nr.3O8, 2,3 Hec (est) forma peni-
tencie.
53 Baldricus, carm.48 (CX), 5sq. monachorum forma.
34 id., carm.50 (CXII), 3 Exsequias celebris, qui forma fuere triumphi.
55 Der ‘specielle’ Begriff der forma (penitencie, etc.) lafit sich vielfach belegen; der
des Donator steht vielleicht allein in der Geschichte des mittelalterlichen ‘Plato-
nismus’.
Bulst, Studien, S.188f. Der Verfasser der Versus ist urkundlich bezeugt, ent-
gegen der Behauptung von A. Dieudonne, Hildebert de Lavardin, Paris/Mamers
1898, p.158, der sie dem gleichnamigen Diaconus Nannetensis zuschreiben wollte;
vgl. Bulst, S.191.
Walther Bulst
in ihrer Stellung, zu Anfang und Ende des Codex, der anderen an Ge-
wicht nachsteht; ohnedies entscheiden dagegen Marbods laudes™ (II
8.9):
Digna quidem tibi forma, pater, me iudice digna,
Sub cuius totus legibus orbis eat.
Marbod selber, auch Baldricus gebrauchen forma ais einen Begriff
der Vollkommenheit: der Bufie in Maria Magdalena52, des Monchtums
in einem Odo53, eines triumphus in den Exsequien eines Durandus54.
Die Verse sprechen von der forma Marbods, ohne Beziehung auf etwas
- einer uirtus oder was es ware —, dessen forma er sei, oder die in ihm
sei, vielmehr von ihrer dignitas, daB ihre leges die des totus orbis wa-
ren55. Auch Tot uiuas ... besagt eine dignitas, daB das Unmogliche
doch sich ereigne. Im Verhaltnis dazu bedeutet Salueris sospes ...
nicht Bescheidung des Wunsches (auf etwas Mogliches), die eine es
iiberschreitende dignitas aufhdbe oder zum wenigsten in Frage stellte;
sie besteht unberiihrt.
Die “wenigen Verse”, carmina pauca der laudes, unter der sym-
bolisch verschrankten Uberschrift ‘Amicus suo • fidelis dilecto’, sind
Ausdruck unendlicher Verehrung und Liebe aus tiefer Getroffenheit
von seiner Person, die wohl kein Mitlebender sonst gleich empfunden
hat, - so unvergeBlich die letzten Worte der ‘Versus Riuallonis Redo-
nensis archidiaconi. De Marbodo’ auch sind: et idem Mansuetudine
bos et feritate leo™. Entfernt ihnen zur Seite, nicht gleichzustellen
sind ‘Versus magistri Vlgerii Andegauensis episcopi. De Marbodo’,
“wie groB er war”:
Si quis quantus erat Marbodus noscere querat,
Postulat hoc quod ego dicere posse nego.
31 Vgl. oben S.23.
52 Marbod, Analecta hymnica, L, 1907, p.399, nr.3O8, 2,3 Hec (est) forma peni-
tencie.
53 Baldricus, carm.48 (CX), 5sq. monachorum forma.
34 id., carm.50 (CXII), 3 Exsequias celebris, qui forma fuere triumphi.
55 Der ‘specielle’ Begriff der forma (penitencie, etc.) lafit sich vielfach belegen; der
des Donator steht vielleicht allein in der Geschichte des mittelalterlichen ‘Plato-
nismus’.
Bulst, Studien, S.188f. Der Verfasser der Versus ist urkundlich bezeugt, ent-
gegen der Behauptung von A. Dieudonne, Hildebert de Lavardin, Paris/Mamers
1898, p.158, der sie dem gleichnamigen Diaconus Nannetensis zuschreiben wollte;
vgl. Bulst, S.191.