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Der Sinn von Sein in der älteren griechischen Philosophie
Indessen wird selbst dieses απλώς gerade mit Bezug auf die ουσία in einer
tiefer dringenden Befragung noch aufgehoben. Im Schlußkapitel desselben
Buches wird, mit neuem Ansatz, der Versuch gemacht, die ουσία als Ursache
des Seins eines Dinges zu verstehen. Gefragt wird also nach dem, was es war,
das etwas zu dem macht, was es ist, το τι ήν είναι. Hierbei kommt es auf die
richtige Form des Fragens an: Ein Vorliegendes muß gegeben sein (im Sinne
des vorausgesetzten Daß-seins der Analytica posteriora), sei es im Bereich
des Geschehens (έπι του γίγνεσθαι και φθειρεσθαι, 1041 a 31, ζ. Β. daß der
Mond wechselt), sei es im Bereich des Seins, z. B. ein bestimmter Mensch
(1041 a 14—32), damit in der richtigen Weise nach dem Grund gefragt werden
kann: Wodurch ist dieses hier, mit diesem Körper Versehene, ein Mensch?
(1041b 6). Es wird also immer ein Etwas von Etwas gesucht. «Aber dies
Gesuchte bleibt vor allem verdeckt in solchen Sätzen, wo nicht eines vom
anderen ausgesagt wird — wie wenn man fragt, was ein Mensch ist, und
darauf nur einfach, άπλως, aussagt, anstatt zu unterscheiden: dies ist das».
Hieraus ergibt sich, daß das einjache Sagen das (fälschliche) Sagen eines
einfachen Seins ist: «es ist weiß» (= «es ist ein Weißes»), «es ist ein
Mensch» — wobei im Griechischen durch die Inhärenz des pronominalen
Subjekts in der Verbalform der prädikative Charakter des Nomens vollends
«verdeckt» bleibt: έστι θεός. Von Existenzaussagen sind solche Sätze formal
nicht zu unterscheiden. (Die Unterscheidung durch den Akzent ist eine
Erfindung der neueren Grammatik.) Aristoteles aber bringt sie auf ihre
philosophische, nämlich die kategoriale Form.
Das aber führt zu dem entscheidenden Punkt. Für Aristoteles ist die
Einheit des Seienden nicht mehr die einfache des Eidos. Das Sein ist ein
κατηγορούμενον, Etwas Einem Zugesprochenes, ein τι κατα τίνος. Dies gilt
nicht nur, wo es sich um Prädikationen von Attributen eines Subjekts handelt,
sondern auch bei Wesensaussagen, also bei der «Kategorie» der ουσία (sei es
Definition, oder Aussage der Gattung). Hierbei steht das, wovon ausgesagt
wird (κατα τίνος), zum Ausgesagten jeweils im Verhältnis des Substrats
(υποκείμενον). Das ist auch da noch der Fall, wo einfach von einem Seienden
gesprochen wird: auch dies wird damit nicht auf seine Existenz angesprochen.
Ein Seiendes ist es, weil es etwrzs ist; aber das heißt: weil Etwas etwas ist. Das
Seiende selber ist ein τι κατα τίνος, und das unausgesprochene Etwas ist in
solchem Fall die Hyle (vgl. 995 b 35). Mit der neuen Konzeption des
Begriffs der Hyle hängt es zusammen, daß das Sein, nach Ernst Tugendhats
Formulierung, bei Aristoteles «zwiefältig» geworden ist. (Τι κατα τίνος,
Eine Untersuchung zu Struktur und Ursprung aristotelischer Grundbegriffe,
S. 20 und passim.)
Der Sinn von Sein in der älteren griechischen Philosophie
Indessen wird selbst dieses απλώς gerade mit Bezug auf die ουσία in einer
tiefer dringenden Befragung noch aufgehoben. Im Schlußkapitel desselben
Buches wird, mit neuem Ansatz, der Versuch gemacht, die ουσία als Ursache
des Seins eines Dinges zu verstehen. Gefragt wird also nach dem, was es war,
das etwas zu dem macht, was es ist, το τι ήν είναι. Hierbei kommt es auf die
richtige Form des Fragens an: Ein Vorliegendes muß gegeben sein (im Sinne
des vorausgesetzten Daß-seins der Analytica posteriora), sei es im Bereich
des Geschehens (έπι του γίγνεσθαι και φθειρεσθαι, 1041 a 31, ζ. Β. daß der
Mond wechselt), sei es im Bereich des Seins, z. B. ein bestimmter Mensch
(1041 a 14—32), damit in der richtigen Weise nach dem Grund gefragt werden
kann: Wodurch ist dieses hier, mit diesem Körper Versehene, ein Mensch?
(1041b 6). Es wird also immer ein Etwas von Etwas gesucht. «Aber dies
Gesuchte bleibt vor allem verdeckt in solchen Sätzen, wo nicht eines vom
anderen ausgesagt wird — wie wenn man fragt, was ein Mensch ist, und
darauf nur einfach, άπλως, aussagt, anstatt zu unterscheiden: dies ist das».
Hieraus ergibt sich, daß das einjache Sagen das (fälschliche) Sagen eines
einfachen Seins ist: «es ist weiß» (= «es ist ein Weißes»), «es ist ein
Mensch» — wobei im Griechischen durch die Inhärenz des pronominalen
Subjekts in der Verbalform der prädikative Charakter des Nomens vollends
«verdeckt» bleibt: έστι θεός. Von Existenzaussagen sind solche Sätze formal
nicht zu unterscheiden. (Die Unterscheidung durch den Akzent ist eine
Erfindung der neueren Grammatik.) Aristoteles aber bringt sie auf ihre
philosophische, nämlich die kategoriale Form.
Das aber führt zu dem entscheidenden Punkt. Für Aristoteles ist die
Einheit des Seienden nicht mehr die einfache des Eidos. Das Sein ist ein
κατηγορούμενον, Etwas Einem Zugesprochenes, ein τι κατα τίνος. Dies gilt
nicht nur, wo es sich um Prädikationen von Attributen eines Subjekts handelt,
sondern auch bei Wesensaussagen, also bei der «Kategorie» der ουσία (sei es
Definition, oder Aussage der Gattung). Hierbei steht das, wovon ausgesagt
wird (κατα τίνος), zum Ausgesagten jeweils im Verhältnis des Substrats
(υποκείμενον). Das ist auch da noch der Fall, wo einfach von einem Seienden
gesprochen wird: auch dies wird damit nicht auf seine Existenz angesprochen.
Ein Seiendes ist es, weil es etwrzs ist; aber das heißt: weil Etwas etwas ist. Das
Seiende selber ist ein τι κατα τίνος, und das unausgesprochene Etwas ist in
solchem Fall die Hyle (vgl. 995 b 35). Mit der neuen Konzeption des
Begriffs der Hyle hängt es zusammen, daß das Sein, nach Ernst Tugendhats
Formulierung, bei Aristoteles «zwiefältig» geworden ist. (Τι κατα τίνος,
Eine Untersuchung zu Struktur und Ursprung aristotelischer Grundbegriffe,
S. 20 und passim.)