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Hommel, Hildebrecht; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1978, 2. Abhandlung): Bocksbeutel und Aryballos: philologischer Beitrag zur Urgeschichte einer Gefäßform ; vorgetr. am 9. Juli 1977 — Heidelberg: Winter, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.45468#0038
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Hildebrecht Hommel

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ausgerechnet Schafbocks- und nicht ebenso oder stattdessen Ziegen-
bockshoden verwendet habe. Herr Jonasson, der mit der gleichen
Methode nun auch den <Tragoballos>, das scrotum caprinum
bearbeitete, kam nur sehr langsam ans Ziel, da die feste Form sich
hier nur mit großer Mühe herstellen ließ (Abb. 19). So war auch dieses
Problem der Lösung ein Stück näher geführt, wenn man einem Experi-
ment auf so schwacher statistischer Basis vertrauen darf (Abb. 20).
Schließlich erhielt ich — durch Vermittlung des Präparators — vom
Schlachthof Tübingen auch noch einen ausgewachsenen Stierhoden, um
zu versuchen, ob nicht auch damit Naturgefäße von viel stattlicherem
Ausmaß zu gewinnen seien. Denn wiederum mußte auffallen, daß wir
aus der Antike weder von <Tauroballoi> noch von testiculi taurini
Kenntnis haben, während es immerhin anderwärts in der Form an
Stierhoden erinnernde Gefäße gibt (Abb. 21). Und siehe da, es ergab
sich zwar ein respektabler <Stierbeutel> (Abb. 22), aber sein Material
erwies sich als so spröde, daß er sprang und mit Tesafilm geflickt
werden mußte. Wenn es bei antiken Versuchen mutatis mutandis
ähnlich zuging, so leistete das natürlich der bezweckten Verwendung
nicht gerade Vorschub. Tierarzt Dr. Stengel-Tübingen hat bemerkt,
daß bei dem Stierhodensack der Hauptriß ungefähr entlang der
offenbar bei größeren Tierarten nicht ganz fest zugewachsenen raphe
scroti (Hodensack-Naht) erfolgt ist. Diese Beobachtung läßt sich
vielleicht mit einem anderen Phänomen kombinieren, von dem mir
Hans Himmelheber im Anschluß an die Diskussion dieses Vortrags in
der Heidelberger Akademie wertvolle Aufnahmen aus dem Deutschen
Ledermuseum in Offenbach (Frau Dr. Gisela Völger) hat besorgen
können. Es handelt sich um persische Pulverflaschen, sogenannte
<Pulverhörner>, aus Leder104, zur Aufbewahrung von Schießpulver
dienend und mit lederner Umhängevorrichtung versehen. Sie sind aus
Kamelhodensäcken hergestellt, ziemlich hart gegerbt und mit Leder-
schnittverzierungen reich versehen (Abb. 23). Ich selber besitze ein —
unverziertes — Exemplar von genau gleicher Form, an dem exakter
als auf den Offenbacher Bildern festzustellen ist, daß der Tierhoden-
sack gut zur Hälfte bis über die untere Rundwölbung hinaus median
104 Um das Oxymoron des dedernen Horns> zu vermeiden, müßte man hier wohl
besser <Pulverflasche> sagen, ein Ausdruck, der übrigens im älteren Deutsch neben
<Pulverhorn> belegt ist (s. Grimms Deutsches Wörterbuch, Bd. 7. 1889, Sp.2220f.).
<Pulverhorn> hat sich deshalb eingebürgert, weil der Gegenstand bei uns aus
Gems- oder Rinderhörnern hergestellt wurde (s. Grimm a. 0.2220).
 
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