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Hommel, Hildebrecht; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1978, 2. Abhandlung): Bocksbeutel und Aryballos: philologischer Beitrag zur Urgeschichte einer Gefäßform ; vorgetr. am 9. Juli 1977 — Heidelberg: Winter, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.45468#0043
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Bocksbeutel und Aryballos

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da und dort das gleiche Bedürfnis die gleiche Erfindung und ihre
weitere Entfaltung hervorgerufen hat. Da auch in Ägypten schon sehr
früh Gefäßformen auftauchen, die von einem Nichtfachmann nur
schwer von den korinthischen Aryballoi zu unterscheiden sind, und da
ein Fachmann wie Helmut Brunner118 auch hier eine <Naturform> als
Ursprung für möglich hält, so wäre der Kreis konvergenter Erschei-
nungen noch zu erweitern, und ähnliche Befunde aus anderen geogra-
phischen und ethnischen Bereichen brauchten künftig nicht zu über-
raschen.
Doch nun nur noch ein paar knappe Bemerkungen zum Technischen.
Für die Art der Gerbung der Häute kommt bei Kleintieren mit
zarterem Leder und erst recht für deren fein strukturierte Hodensäcke
wohl nur sogenannte Weißgerbung mit Hilfe von Salz und Alaun in
Betracht119, wie sie für das Neolithikum bereits vorausgesetzt werden
darf120, wozu dann vielleicht noch eine Nachbehandlung mit öl trat.

118 Briefl. Mitteilung vom 20.1.1976.
119 Alaun heißt griechisch crrvnTppia (zu orucpeiv <zusammenziehen, adstringierend
wirken>, was nach Hj. Frisk, Griech. etymolog. Wörterbuch 2. 1970, S. 815 f.
schon im mykenischen Linear B vorkommen soll, als tu-ru-pte-ri-ja).
Von lateinisch alumen («bitteres Tonerdesalz>) kommt unser <Alaun>; die
Ableitung aluta «mit Alaun behandeltes Leden wird schon früh besonders bei
Dichtern (wie Lucilius, Sat. 13, 14. Juvenal, Sat. 14, 282) auch für «Ledersäckchen,
Säckeb schlechthin gebraucht, womit die Weißgerbung für diese Art Behälter
bezeugt ist. Siehe Walde-Hojmann, Lateinisches etymolog. Wtrbch. 3I 1938, S. 34.
Nies, Pauly-Wiss. RE I 1894, Sp. 1296 f. (Art. <Alaun>); Mau. ebenda 1706 f.
(Art. <Aluta>). Daß das zartere Leder, zu dessen Konservierung die Weißgerbung
angewendet wurde, auf die Dauer «der Zerstörung nicht widerstehen» konnte,
betont A. Ganßer in der Zeitschrift: Das Leder 5. 1954, S. 86; doch weiß er aus
frühgeschichtlichen Grabungen zu berichten: «zuweilen verraten noch vorhandene
Spuren von Aluminiumsalzen die ursprüngliche Anwesenheit von Leder» weiß-
gegerbten Typs.
120 Forbes a. O. 5, S. 7 (vgl. S. 5). — Rudolf Feustel, Technik der Steinzeit (Archäo-
lithikum — Mesolithikum) 1973, S. 168 f. kennt für die von ihm behandelte Zeit
die Weißgerbung offenbar noch nicht, während er für die Rotgerbung oder Loh-
gerbung wie für Fett- bzw. Ölgerbung Belege registriert. Diese beiden Methoden
waren und sind für gröbere Felle geeignet; von der Ölgerbung liefert ein schönes
Beispiel das homerische Gleichnis Ilias 17, 389 ff., vgl. a. Schrader-Nehring,
Reallexikon der indogermanischen Altertumskunde 2. 1929, S. 4. T. H. Körner
im Handbuch der Gerbereichemie und Lederfabrikation. Bd. 1. 1944, S. 24
(freundl. Hinweis von Gustav Mauthe - Tübingen). Ebenda S. 3 f. und 14 f. über
Alaungerberei in der Frühzeit. Zur modernen Weißgerbung mit Alaun, die heute
durch die Chromgerbung verdrängt ist, s. a. H. Gnamm, Fachbuch für die Leder-
industrie 31946, S.246 ff.
 
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