Das Fondi-Grabmal in S. Agostino zu Siena
23
Nicht bekannt geworden ist mir bis heute eine dem Fondi-Grabmal
unmittelbar entsprechende Konstellation. Raffaels Pyramiden der
Chigi-Kapelle sind Pendants innerhalb eines viel umfassenderen
Architekturzusammenhanges und zudem zwei verschiedenen Grable-
gen zugeordnet. Die paarige Aufstellung von Obelisken war der ägypti-
schen Kunst geläufig; aus der römischen Kaiserzeit kennen wir bemer-
kenswerte Nachklänge dieser Praxis20. Von den antiken Monumenten
war im Cinquecento, wie John Shearman dargelegt hat21, zumindest
noch das Grabmal des P. Actilius Rufus und seiner Gattin in Pozzuoli
erhalten. Ob der 1574 von Seyfried Rybisch publizierte Stich Tobias
20 Vgl. dazu Pauly-Wissowa, Realencyclopädie der classischen Altertumswissen-
schaft, XVII/2, Stuttgart 1937, Sp. 1705ff. („Obeliskos“); E. Iversen, Obelisks in
Exile, I: The Obelisks of Rome, Kopenhagen 1968; II: The Obelisks of Istanbul
and England, Kopenhagen 1972; außerdem E. Hubala, wie in Anm. 16 zitiert,
S. lff („Die antiken Obelisken und ihr Bild in der abendländischen Kunst bis
1500“). Die Obeliskenpaare des Augustus-Mausoleums und auf der Spina des
Circus Maximus standen im sechzehnten Jahrhundert nicht mehr aufrecht, so daß
man sich von der ursprünglichen Position nur indirekt eine Vorstellung machen
konnte. Über die spezifische Wirkung von Obeliskenpaaren macht Hubala, S. 4,
eine auch für das Fondi-Grabmal erhellende Bemerkung: „Werden zwei dieser
Steinpfeiler durch eine gewisse Anordnung unverrückbar aufeinander bezogen,
dann steigert dies nur noch die beherrschte Verschlossenheit des einzelnen
Obelisken, und bringt so in den Charakter der ganzen Architektur etwas
Erzwungenes und Festgelegtes im Sinne des Unfreiwilligen“. Aufschlußreich sind
auch Hubalas Ausführungen über paarweise angeordnete Obelisken in der
Funktion von Fassadenbekrönungen (s. 41 ff; erstes Projekt Michelangelos für
die Porta Pia etc.). - An die Aufstellung von Obelisken im Circus Maximus soll
offenbar das Obeliskenpaar auf der Piazza di S. Maria Novella in Florenz erinnern;
in diesem Sinne: G. Richa, Notizie istoriche delle chiese fiorentine . . ., Florenz
1754-62, III, S. 18: „Le due Guglie di mistio carrarese, . . . dimostrano essere
stata destinata questa piazza da’Principi, oltre a varj spettacoli al corso de’Cocchj,
ad imitazione delle antiche quadrighe, nelle quali furono eccellenti anche gl’Impe-
ratori: . . .“; (vgl. dazu auch E. Dhanens, Jean Boulogne, Brüssel 1956, S. 179ff).
Das Obeliskenpaar innerhalb des phantastisch-antikisierenden Architektur-
ensembles auf Peruzzis „Merkur-Allegorie“ im Louvre scheint sich, wie auch
C. L. Frommei meint (wie in Anm. 14 zitiert, S. 155ff. und Abb. LXXVI), auf
einen Zirkus zu beziehen. Einen der beiden Obelisken des Augustus-Mausoleums
hat Peruzzi bald nach der Ausgrabung der Bruchstücke im Jahre 1519 vermessen,
gezeichnet und rekonstruiert (vgl. E. Iversen, a. a. O., I, Abb. 16a-c).
21 J. Shearman, wie in Anm. 16 zitiert, S. 133f. und Anm. 28; auch Shearman macht
auf die mögliche Ungenauigkeit der Darstellung aufmerksam. Die 125 Kupfersti-
che Fendts erschienen in erster Auflage als „Monumenta sepulcrorum ...“ 1574 in
Breslau, in zweiter ebenda 1584. Das Titelkupfer Jost Ammans zur dritten Auflage
(Frankfurt am Main 1585, wiederbenutzt für die vierte Auflage, Frankfurt am
Main 1589, und für spätere Ausgaben) zeigt in der Oberzone übrigens zwei zinken-
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Nicht bekannt geworden ist mir bis heute eine dem Fondi-Grabmal
unmittelbar entsprechende Konstellation. Raffaels Pyramiden der
Chigi-Kapelle sind Pendants innerhalb eines viel umfassenderen
Architekturzusammenhanges und zudem zwei verschiedenen Grable-
gen zugeordnet. Die paarige Aufstellung von Obelisken war der ägypti-
schen Kunst geläufig; aus der römischen Kaiserzeit kennen wir bemer-
kenswerte Nachklänge dieser Praxis20. Von den antiken Monumenten
war im Cinquecento, wie John Shearman dargelegt hat21, zumindest
noch das Grabmal des P. Actilius Rufus und seiner Gattin in Pozzuoli
erhalten. Ob der 1574 von Seyfried Rybisch publizierte Stich Tobias
20 Vgl. dazu Pauly-Wissowa, Realencyclopädie der classischen Altertumswissen-
schaft, XVII/2, Stuttgart 1937, Sp. 1705ff. („Obeliskos“); E. Iversen, Obelisks in
Exile, I: The Obelisks of Rome, Kopenhagen 1968; II: The Obelisks of Istanbul
and England, Kopenhagen 1972; außerdem E. Hubala, wie in Anm. 16 zitiert,
S. lff („Die antiken Obelisken und ihr Bild in der abendländischen Kunst bis
1500“). Die Obeliskenpaare des Augustus-Mausoleums und auf der Spina des
Circus Maximus standen im sechzehnten Jahrhundert nicht mehr aufrecht, so daß
man sich von der ursprünglichen Position nur indirekt eine Vorstellung machen
konnte. Über die spezifische Wirkung von Obeliskenpaaren macht Hubala, S. 4,
eine auch für das Fondi-Grabmal erhellende Bemerkung: „Werden zwei dieser
Steinpfeiler durch eine gewisse Anordnung unverrückbar aufeinander bezogen,
dann steigert dies nur noch die beherrschte Verschlossenheit des einzelnen
Obelisken, und bringt so in den Charakter der ganzen Architektur etwas
Erzwungenes und Festgelegtes im Sinne des Unfreiwilligen“. Aufschlußreich sind
auch Hubalas Ausführungen über paarweise angeordnete Obelisken in der
Funktion von Fassadenbekrönungen (s. 41 ff; erstes Projekt Michelangelos für
die Porta Pia etc.). - An die Aufstellung von Obelisken im Circus Maximus soll
offenbar das Obeliskenpaar auf der Piazza di S. Maria Novella in Florenz erinnern;
in diesem Sinne: G. Richa, Notizie istoriche delle chiese fiorentine . . ., Florenz
1754-62, III, S. 18: „Le due Guglie di mistio carrarese, . . . dimostrano essere
stata destinata questa piazza da’Principi, oltre a varj spettacoli al corso de’Cocchj,
ad imitazione delle antiche quadrighe, nelle quali furono eccellenti anche gl’Impe-
ratori: . . .“; (vgl. dazu auch E. Dhanens, Jean Boulogne, Brüssel 1956, S. 179ff).
Das Obeliskenpaar innerhalb des phantastisch-antikisierenden Architektur-
ensembles auf Peruzzis „Merkur-Allegorie“ im Louvre scheint sich, wie auch
C. L. Frommei meint (wie in Anm. 14 zitiert, S. 155ff. und Abb. LXXVI), auf
einen Zirkus zu beziehen. Einen der beiden Obelisken des Augustus-Mausoleums
hat Peruzzi bald nach der Ausgrabung der Bruchstücke im Jahre 1519 vermessen,
gezeichnet und rekonstruiert (vgl. E. Iversen, a. a. O., I, Abb. 16a-c).
21 J. Shearman, wie in Anm. 16 zitiert, S. 133f. und Anm. 28; auch Shearman macht
auf die mögliche Ungenauigkeit der Darstellung aufmerksam. Die 125 Kupfersti-
che Fendts erschienen in erster Auflage als „Monumenta sepulcrorum ...“ 1574 in
Breslau, in zweiter ebenda 1584. Das Titelkupfer Jost Ammans zur dritten Auflage
(Frankfurt am Main 1585, wiederbenutzt für die vierte Auflage, Frankfurt am
Main 1589, und für spätere Ausgaben) zeigt in der Oberzone übrigens zwei zinken-