Das Fondi-Grabmal in S. Agostino zu Siena
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dem späten sechzehnten Jahrhundert („the architectural style is near
Dosio“, Shearman) zeigt den Schnitt einer überkuppelten Kapelle mit
dem Aufriß eines Bischofsgrabmals: Der Kommemorierte sitzt in einer
von Obelisken flankierten Ädikula über dem Sarkophag - „The whole
composition looks like an imaginative fusion ofthe Medici Chapel and
the Pozzuoli tomb“. Obgleich die Anordnung jener des Fondi-Grab-
mals noch am nächsten kommt, läßt sich doch keine direkte Beziehung
annehmen.
Bleibt mithin festzuhalten, daß die Obeliskenbestückung des Fondi-
Monuments im Prinzip keinen Ausnahmefall innerhalb der Sepulkral-
kunst des Cinquecento - vor der „Obeliskenrenaissance“ unter Sixtus
V. (1585-90) - darstellt, im Hinblick auf die spezifische formale
Lösung aber nach dem augenblicklichen Kenntnisstand doch ohne
direkte Analogie ist.
Geht man von der Hypothese aus, der Autor des Fondi-Grabmals
könnte oder müsse ein Sienese gewesen sein, so bietet sich insofern
rasch eine Folgerung an, als nach dem Tod der großen Meister der
ersten Cinquecentohälfte, also Peruzzis, Sodomas und Beccafumis, im
Grunde nur ein Künstler von Rang das Erbe verwaltete: Sodomas
Schwiegersohn Bartolomeo Neroni, genannt „II Riccio“ (ca. 1505 bis
1571 )24. Neronis - in der leider noch ungedruckten Genueser Disserta-
tion von Alberto Comice kompetent gewürdigtes - Schaffen ist
umfang- und facettenreich. Dabei stehen die Leistungen des Malers
und Zeichners, insgesamt gesehen, hinter denen des Architekten und
Entwerfers kunstgewerblicher Objekte zurück. Auf Riccios Fertigkei-
ten in der Perspektivkunst heben die Quellen besonders ab. Der wohl-
informierte Mancini (auf den sich viele spätere Autoren stützen) refe-
flache Reliefschicht vor der Wand anmutet, hat die allgemeine Disposition von
Sockel, Sarkophag und Obelisken durchaus Gemeinsamkeiten mit dem Fondi-
Grabmal. Auf einen Direktzusammenhang kann man allerdings nicht folgern.
- Noch fehlt eine ausführliche Typologie des italienischen Grabmonuments
des späteren sechzehnten und des siebzehnten Jahrhunderts; mit Sicherheit
werden sich weitere Grabmäler mit Obeliskenpaaren nachweisen lassen.
24 Zu Riccio als Maler s. A. Venturi, Storia dell’Arte Italiana, IX/5, Mailand 1932,
S. 501 ff. (Bibliographie: S. 504, Anm. 1); zu Riccio als Architekt: A. Venturi, Storia
dell’Arte Italiana, XI/2, Mailand 1939, S. 665 ff. - Die wichtigste ältere Gesamt-
darstellung findet sich bei E. Romagnoli, Biografia Cronologica de’Bellartisti
Senesi, Faksimileausgabe Florenz 1976, VI, S. 711 ff. - Den aktuellen Forschungs-
stand repräsentiert die Dissertation von A. Comice, Indagine per un catalogo
del Riccio, Diss. Genua 1974 (Schreibmaschinenskript).
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dem späten sechzehnten Jahrhundert („the architectural style is near
Dosio“, Shearman) zeigt den Schnitt einer überkuppelten Kapelle mit
dem Aufriß eines Bischofsgrabmals: Der Kommemorierte sitzt in einer
von Obelisken flankierten Ädikula über dem Sarkophag - „The whole
composition looks like an imaginative fusion ofthe Medici Chapel and
the Pozzuoli tomb“. Obgleich die Anordnung jener des Fondi-Grab-
mals noch am nächsten kommt, läßt sich doch keine direkte Beziehung
annehmen.
Bleibt mithin festzuhalten, daß die Obeliskenbestückung des Fondi-
Monuments im Prinzip keinen Ausnahmefall innerhalb der Sepulkral-
kunst des Cinquecento - vor der „Obeliskenrenaissance“ unter Sixtus
V. (1585-90) - darstellt, im Hinblick auf die spezifische formale
Lösung aber nach dem augenblicklichen Kenntnisstand doch ohne
direkte Analogie ist.
Geht man von der Hypothese aus, der Autor des Fondi-Grabmals
könnte oder müsse ein Sienese gewesen sein, so bietet sich insofern
rasch eine Folgerung an, als nach dem Tod der großen Meister der
ersten Cinquecentohälfte, also Peruzzis, Sodomas und Beccafumis, im
Grunde nur ein Künstler von Rang das Erbe verwaltete: Sodomas
Schwiegersohn Bartolomeo Neroni, genannt „II Riccio“ (ca. 1505 bis
1571 )24. Neronis - in der leider noch ungedruckten Genueser Disserta-
tion von Alberto Comice kompetent gewürdigtes - Schaffen ist
umfang- und facettenreich. Dabei stehen die Leistungen des Malers
und Zeichners, insgesamt gesehen, hinter denen des Architekten und
Entwerfers kunstgewerblicher Objekte zurück. Auf Riccios Fertigkei-
ten in der Perspektivkunst heben die Quellen besonders ab. Der wohl-
informierte Mancini (auf den sich viele spätere Autoren stützen) refe-
flache Reliefschicht vor der Wand anmutet, hat die allgemeine Disposition von
Sockel, Sarkophag und Obelisken durchaus Gemeinsamkeiten mit dem Fondi-
Grabmal. Auf einen Direktzusammenhang kann man allerdings nicht folgern.
- Noch fehlt eine ausführliche Typologie des italienischen Grabmonuments
des späteren sechzehnten und des siebzehnten Jahrhunderts; mit Sicherheit
werden sich weitere Grabmäler mit Obeliskenpaaren nachweisen lassen.
24 Zu Riccio als Maler s. A. Venturi, Storia dell’Arte Italiana, IX/5, Mailand 1932,
S. 501 ff. (Bibliographie: S. 504, Anm. 1); zu Riccio als Architekt: A. Venturi, Storia
dell’Arte Italiana, XI/2, Mailand 1939, S. 665 ff. - Die wichtigste ältere Gesamt-
darstellung findet sich bei E. Romagnoli, Biografia Cronologica de’Bellartisti
Senesi, Faksimileausgabe Florenz 1976, VI, S. 711 ff. - Den aktuellen Forschungs-
stand repräsentiert die Dissertation von A. Comice, Indagine per un catalogo
del Riccio, Diss. Genua 1974 (Schreibmaschinenskript).