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Riedl, Peter Anselm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1979, 6. Abhandlung): Das Fondi-Grabmal in S[an] Agostino zu Siena: Vorgelegt am 1. Dezember 1979 — Heidelberg: Winter, 1979

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https://doi.org/10.11588/diglit.45477#0029
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Das Fondi-Grabmal in S. Agostino zu Siena

27

der Levitenstuhl des Sieneser Doms27. Der Vergleich der - zum Teil
nach Riccios Tod gearbeiteten - überaus prunkvollen Ausstattungs-
stücke mit den erhaltenen Vorzeichnungen und einige Urkundenpas-
sagen bezeugen, daß sich die ausführenden Kräfte im ganzen an die
Vorlagen gehalten haben28. An der Rückwand des Chorgestühls finden
sich, namentlich in der Oberzone, Rollwerkelemente, die denen des
Fondi-Grabmals ähneln. Zwei der Kartuschen im Friesband der
„stalli“ kommen der Giebelkartusche des Fondi-Monuments verblüf-
fend nahe (Abb. 24a). Noch aussagekräftiger ist ein Vergleich mit dem
Lesepult (Abb. 25): Die Saumprofile des Giebelgesimses rollen sich an
mehreren Stellen ganz ähnlich ein, wie sich das an den Sarkophag- und
Giebelprofilen beim Fresko beobachten läßt. Auf den Giebelkrüm-
mungen des Pultes lagern Figuren wie auf dem Deckel des Sarkophags.
Eine der Flanken des Pultoberteils wird vom Relief einer weiblichen
Sitzfigur mit einem Cometto, der sogleich an die Blasinstrumente der
Giebelfiguren des Wandbildes denken läßt, geschmückt. Schließlich
begegnen an der Vorderbrüstung des Apsisgestühls nach oben hin
schwellende, mit Festons und anderen Ornamenten überzogene Balu-
stersäulchen (Abb. 24b).
Der Figurenstil der Dommöbel läßt angesichts des Faktums, daß die
Ausführung der Schnitzereien in fremden Händen lag, keine verbind-
lichen Rückschlüsse zu. Dafür läßt ein anderer Umstand aufmerken:
Es ist urkundlich gesichert, daß die Ausführung des Lesepultes und der
„Cassabanca“ in den Händen von Domenico Cafaggi („schultore“) und
Benedetto da Montepulciano („legnaiuolo“) lag29. Cafaggi wiederum
Historisch überholt erscheint das negative Urteil von A. Venturi, Storia dell’Arte
Italiana, XI/2, Mailand 1939, S. 672: „l’arte . . . grida, rumoreggia; invade lo
spazio, coprendo ogni vuoto, tutto ingemmando“.
28 Entwürfe für die Dommöbel werden im Museum der Domopera in Siena und
in den Uffizien (1615 E) bewahrt. - Zur Geschichte der Dommöbel, den Entwürfen
Riccios und den Auseinandersetzungen um den Auftrag s. G. Milanesi, Documenti
per la storia dell’arte senese, III, Siena 1856, S. 231 ff. (Dokumente Nr. 139, 140,
141, 145-151); aus einem Brief Riccios aus Lucca vom 4. Februar 1568 (Dok.
Nr. 141) und aus Dok. Nr. 150 vom 7. November 1570 geht hervor, daß Riccio in
dieser späten Phase seines Lebens gesundheitlich aufs schwerste behindert war.
S. auch: S. Borghesi u. L. Banchi, Nuovi documenti per la storia dell’arte senese,
Siena 1898, S. 584f.
29 Vgl. G. Milanesi, wie in Anm. 28 zitiert, S. 231 f. (Dok. Nr. 147) und S. 362
(Capitoli presentati da lui [= Cafaggi] e da Benedetto da Montepulciano per
fare il leggio del coro del Duomo). Die „Cassabanca“ wurde, wie Frl. Dr. M. Butzek
ermitteln konnte, von Cafaggi und Benedetto da Montepulciano 1573/74 gear-
beitet.
 
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