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Riedl, Peter Anselm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1979, 6. Abhandlung): Das Fondi-Grabmal in S[an] Agostino zu Siena: Vorgelegt am 1. Dezember 1979 — Heidelberg: Winter, 1979

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https://doi.org/10.11588/diglit.45477#0037
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Das Fondi-Grabmal in S. Agostino zu Siena

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Die Ädikulaeinfassung einer Sarkophagnische ist im Cinquecento
allgemeines, vielerlei Variationen unterworfenes Formgut. Ausgebil-
det ist das Prinzip bereits im Quattrocento, Vorläufer sind die architek-
tonisch gerahmten Nischengräber der Gotik. Von der spezifischen sti-
listischen Ausprägung (und der Ausführung in Freskotechnik) abgese-
hen, bietet das Fondi-Grabmal insofern nichts Außergewöhnliches.
Die, freilich sehr generelle, Typ Verwandtschaft mit älteren Sieneser
Nischenkonsolengräbem wurde bereits erwähnt (s. S. 19f.).
Eine Besonderheit innerhalb des vorhin abgesteckten Rahmens ist
das Obeliskenpaar. Die Literatur über das Problem der Bedeutung von
Obelisk und Pyramide ist inzwischen umfang- und ergebnisreich, so
daß hier nur einige Aspekte angesprochen werden sollen63. Achille
Bocchi stellt im zweiten Buch seiner „Symbolicarum quaestionum“
(1555) einen Obelisken auf einer kubischen Basis und mit einer bekrö-
nenden Kugel dar; unter dem Motto „Resurgit ex virtute vera gloria“
wird das Gebilde als „Dignum magnanimo viro sepulcrum“ vorge-
stellt (Symb. XLVIII; Abb. 28a)64. Der Kommentar zum Obelisken
lautet: „Nescia fortunae virtus cessisse, subactis/Sensibus, excelso ver-
tice summa petit“, jener zur Basis: „Heroi merito sedes quadrata dica-
tur,/Rectus enim semper constitit ille sibi“. Dieser moralisierend-
heroisierenden Deutung entspricht bei Cesare Ripa 1603 die Ausle-
gung der (wiederum dem Obelisken gleichgesetzten) Pyramide als
„simbolo della gloria“ und „gloria de’Prencipi“ (Abb. 28b)65. Filippo
Picinelli bestimmt 1653 den Bedeutungshorizont mit Begriffen wie
„gloria“, „virtü“, „intrepidezza“ und „costanza“ („Immota manet“)66.
Vom mittleren Cinquecento bis ins mittlere Seicento ist die Symbol-
63 Außer den bereits zitierten Arbeiten (s. Anm. 16 u. 17) seien speziell unter
dem Aspekt der Bedeutungsfrage genannt: W. S. Hecks eher, Bemini’s Elephant
and Obelisk, in: The Art Bulletin, XXIX, 1947, S. 155ff.; A. Henkel u. A. Schöne,
Emblemata, Stuttgart 1967, Sp. 1222ff. und passim, Vgl. auch die in Anm. 100
zitierte Literatur über Trauergerüste.
64 Bocchis Werk erschien zuerst 1555 in Bologna, die (von mir benutzte) zweite
Auflage folgte 1574; zu den Eigenarten und Abweichungen der beiden Ausgaben
vgl. Henkel u. Schöne, wie in Anm. 63 zitiert, S. XLVIII. - Ein Obelisk ist auch
das Hauptelement von Symb. XCVII in Buch IV.
65 C. Ripa, Iconologia, Rom 1603, S. 189ff.
66 F. Picinelli, Mondo simbolico. Mailand 1653, S. 421 f. (Lib. XVI, Cap. XIII).
Die lateinische Ausgabe „Mundus Symbolicus“, Köln 1680/1, ist jetzt auch in
einem von D. Donat herausgegebenen Neudruck greifbar (Hildesheim/New York
1979); zu „Pyramis/Obeliscus“ s. Bd. II, S. 72ff. - Es ließen sich natürlich noch
viele andere literarische Belege anführen; ich beschränke mich bewußt auf
einige wenige, für ihre Epoche repräsentative Autoren.
 
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