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Riedl, Peter Anselm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1979, 6. Abhandlung): Das Fondi-Grabmal in S[an] Agostino zu Siena: Vorgelegt am 1. Dezember 1979 — Heidelberg: Winter, 1979

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https://doi.org/10.11588/diglit.45477#0044
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Peter Anselm Riedl

mit den Bereichen der Klage und des Todes verbunden; eher begegnet
er in himmlischen Engelsorchestem, also im Kontext des Jubilierens.
Daß die Cometti der Giebelfiguren abgesetzt sind, scheint mir eine
ähnliche Sinndimension wie das zerbrochene Saiteninstrument im
Sarkophaggehäuse zu eröffnen: Der Tod bringt die Musik zum Schwei-
gen, ja fuhrt sie sogar - sofern ein zerstörtes Instrument keine Töne zu
produzieren vermag - ad absurdum. So, wie die Gestalten der oberen
Zone morphologisch und in der Haltung absichtsvoll von denen der
unteren abgehoben sind, unterscheidet sich das Maß ihrer potentiellen
Aktivität: Sie wirken insgesamt weniger passiv als die Sarkophagfigu-
ren, und ihre Instrumente sind intakt.
Man kann darüber räsonieren, ob die Häufung der Musikinstrumen-
te - es sei hier auch an die Violine im Dekor der rechten Balustersäule
erinnert! - als Hinweis auf den Beruf oder die Neigungen des (bezie-
hungsweise der) Kommemorierten begriffen werden will. Solange es
für eine solche Mutmaßung keine zuverlässige Stütze gibt, wird man
sich mit der Annahme einer allgemeinen Allusion auf musische Inte-
ressen begnügen müssen.
Die bislang nicht untersuchten Bestandteile des Fondi-Grabmals
lassen sich summarisch behandeln. Schädel und gekreuzte Knochen
sind gängige Todessymbole, Kandelaber zählen geradezu zum kanoni-
schen Bestand von Monumentalgräbem. Die Bekrönung durch das
Kruzifix entspricht einer verbreiteten formalen und ikonographischen
Konstellation. Für das Wappen und die zugeordneten Putten bot sich,
wie in vielen anderen Fällen, das Giebelfeld an. Eine gewisse Analogie
zur Giebelpartie des Fondi-Monuments bietet das Grabmal für die
1568 verstorbene Virginia Pucci in S. Maria sopra Minerva zu Rom,
und zwar im Hinblick auf Giebelform, Rollwerkkartusche mit Wap-
pen, Putten, Kreuzeshügel und Kruzifix98. Der verwesende Kopf in
dem Gehäuse über der Giebelmitte scheint eine Eigenart des Fondi-
Grabmals zu sein. Zerfallende Körper sind seit dem späten Mittelalter
zwar ein bevorzugter Gegenstand der Sepulkralplastik, in dieser Form
und Position ist mir aber bisher kein Parallelbeispiel bekannt gewor-
den. Die Übergröße des Kopfes gegenüber den anderen Figuren stiftet
den Eindruck des Demonstrativen: Ein bannendes MEMENTO
MORI unter dem Erlösung verheißenden Bild des Gekreuzigten!

98 Abgebildet bei G. Ferrari, wie in Anm. 14 zitiert, Tafel CII; außerdem in:
A. Venturi, Storia dell’Arte Italiana, X/3, Mailand 1937, Abb. 547.
 
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