Das Fondi-Grabmal in S. Agostino zu Siena
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S. Lorenzo, während der feierlichen Exequien für den „Divino“ offen-
kundig in der Hauptsache auf Schwarz, Grau und Weiß abgestellt, die
Gemälde waren als Grisaillen ausgeführt103. Für das Trauergerüst zu
Ehren Karls V. in S. Giacomo degli Spagnoli zu Rom (1559) sind mit
gelbem Taft verkleidete Säulen mit vergoldeten Basen und Kapitellen
belegt104. Trauergerüste des Barocks waren häufig farbenprächtig:
„Kostbare Materialien waren nachgeahmt, so daß der Katafalk in leuch-
tender Farbigkeit erschien: weißer und grüner Marmor, Porphyr,
Lapislazuli, Gold und Silber“105. Inwieweit sich Ansätze für eine derart
prunkbetonte Auffassung bereits im Cinquecento manifestierten,
vermag ich nicht zu sagen. Gewiß ist aber, daß Obelisk und Pyramide
bei den frühen Trauergerüsten zu den bevorzugten Bedeutungsträgem
zählten.
Ich möchte nun keineswegs die These vertreten, daß das Fondi-
Grabmal einen Ad-hoc-Aufbau reproduziere, und auch nicht eine
unmittelbare Bekanntschaft Riccios oder des Inventors mit Exem-
plaren der damals gerade aufkommenden Denkmälergattung unter-
stellen (sollte das Fondi-Grabmal nach dem Juli 1564 entstanden sein,
käme allerdings eine Beeinflussung durch den Michelangelo-Katafalk
- man denke nur an dessen famabekrönten Obelisken! - in Betracht).
Hier geht es vor allem um den Hinweis auf bestimmte Parallelen im
Hinblick auf Freiheit und Komplexität der Struktur, die sich einerseits
durch die Verwirklichung in Form einer ephemeren, nicht wandge-
bundenen Anlage, andererseits durch die Realisierung mit den Mitteln
illusionistischer Malerei ergeben106.
Man darf hoffen, daß die Forschung bald die Fragezeichen tilgt, die
hier so oft gesetzt werden mußten. Sollte diese Schrift zur weiteren
Klärung der mit dem Fondi-Grabmal verbundenen Probleme ermun-
tern, hätte sie ihren Sinn eigentlich erst voll erfüllt.
103 J. Giunti: . di chiaro scuro, si come erano anco tutte l’altre pitture“; vgl.
R. u. M. Wittkower, wie in Anm. 19 zitiert, S. 91.
104 0. Berendsen, wie in Anm. 100 zitiert, S. 155 f.
105 B. Riederer-Grohs, wie in Anm. 100 zitiert, S. 86.
106 Beim Michelangelo-Grabmal in S. Croce zu Florenz tritt die illusionistische
Malerei Naldinis in der Oberzone ergänzend zu den skulptierten Hauptpartien
hinzu (zur Geschichte des Monuments s. J. Pope-Hennessy, Italian High Renais-
sance and Baroque Sculpture, London 1963, Katalogband, S. 66ff.).
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S. Lorenzo, während der feierlichen Exequien für den „Divino“ offen-
kundig in der Hauptsache auf Schwarz, Grau und Weiß abgestellt, die
Gemälde waren als Grisaillen ausgeführt103. Für das Trauergerüst zu
Ehren Karls V. in S. Giacomo degli Spagnoli zu Rom (1559) sind mit
gelbem Taft verkleidete Säulen mit vergoldeten Basen und Kapitellen
belegt104. Trauergerüste des Barocks waren häufig farbenprächtig:
„Kostbare Materialien waren nachgeahmt, so daß der Katafalk in leuch-
tender Farbigkeit erschien: weißer und grüner Marmor, Porphyr,
Lapislazuli, Gold und Silber“105. Inwieweit sich Ansätze für eine derart
prunkbetonte Auffassung bereits im Cinquecento manifestierten,
vermag ich nicht zu sagen. Gewiß ist aber, daß Obelisk und Pyramide
bei den frühen Trauergerüsten zu den bevorzugten Bedeutungsträgem
zählten.
Ich möchte nun keineswegs die These vertreten, daß das Fondi-
Grabmal einen Ad-hoc-Aufbau reproduziere, und auch nicht eine
unmittelbare Bekanntschaft Riccios oder des Inventors mit Exem-
plaren der damals gerade aufkommenden Denkmälergattung unter-
stellen (sollte das Fondi-Grabmal nach dem Juli 1564 entstanden sein,
käme allerdings eine Beeinflussung durch den Michelangelo-Katafalk
- man denke nur an dessen famabekrönten Obelisken! - in Betracht).
Hier geht es vor allem um den Hinweis auf bestimmte Parallelen im
Hinblick auf Freiheit und Komplexität der Struktur, die sich einerseits
durch die Verwirklichung in Form einer ephemeren, nicht wandge-
bundenen Anlage, andererseits durch die Realisierung mit den Mitteln
illusionistischer Malerei ergeben106.
Man darf hoffen, daß die Forschung bald die Fragezeichen tilgt, die
hier so oft gesetzt werden mußten. Sollte diese Schrift zur weiteren
Klärung der mit dem Fondi-Grabmal verbundenen Probleme ermun-
tern, hätte sie ihren Sinn eigentlich erst voll erfüllt.
103 J. Giunti: . di chiaro scuro, si come erano anco tutte l’altre pitture“; vgl.
R. u. M. Wittkower, wie in Anm. 19 zitiert, S. 91.
104 0. Berendsen, wie in Anm. 100 zitiert, S. 155 f.
105 B. Riederer-Grohs, wie in Anm. 100 zitiert, S. 86.
106 Beim Michelangelo-Grabmal in S. Croce zu Florenz tritt die illusionistische
Malerei Naldinis in der Oberzone ergänzend zu den skulptierten Hauptpartien
hinzu (zur Geschichte des Monuments s. J. Pope-Hennessy, Italian High Renais-
sance and Baroque Sculpture, London 1963, Katalogband, S. 66ff.).