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Hommel, Hildebrecht; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1980, 1. Abhandlung): Der Gott Achilleus: vorgetr. am 5. Mai 1979 — Heidelberg: Winter, 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.45478#0024
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Hildebrecht Hommel

Es versteht sich ohne weiteres, daß auf der einsamen Insel Lenke, ein
Stück weit vor der Donaumündung im Schwarzen Meer, heute <Schlan-
geninseh genannt, die unwirtlich und unbewohnt war, sich nur ein Kult
vonseiten der vorüberfahrenden Seeleute entwickeln konnte, wie es
auch vielfältig bezeugt ist,25 so schon durch die zahlreich dort gefunde-
nen antiken Kleinmünzen aus vielen Orten der griechischen Welt.26 Da
jedoch bei dem Ansehen, das der göttliche Achilleus dort offenbar be-
saß, sich in den milesischen Kolonien selber das Bedürfnis nach seiner
ständigen, gleichsam stationären Verehrung geltend machte, so erhielt
der Gott alsbald auch Kultstätten daselbst,27 insbesondere in Olbia im
Mündungsgebiet des Hypanis und Borysthenes.28 Ja als etwa im 5. vor-
christlichen Jahrhundert 35 km westsüdwestlich von Olbia29 das seit
langem bedrohte nördliche Stück einer nach Süden ins Meer hineinrei-
chenden Landzunge von Sturmfluten vollends weggespült wurde und
nis dieser nicht nur als Dokumentation der Denkmäler wichtigen Mainzer Disserta-
tion verdanke ich der Freundlichkeit von Anneliese Kossatz-Deissmann in Würzburg.
25 Besonders wichtig Maximus Tyr., Philosophumena (2. Jh. n.Chr.) IX 7, S. 109f. Ho-
bein, wo auch von Epiphanien des Achilleus berichtet wird, in denen er sich den See-
leuten optisch und akustisch gezeigt hat.
26 Diehl RE 4. 14f. Gn. 638f. Verständlicherweise überwiegen danach «die Münzen von
Olbia, Chersonesos und Pantikapaion, vor allem aber der Städte der mösischen und
thrakischen Küste», also des milesischen Kolonialgebiets.
27 Näheres bei Diehl RE 4ff.
28 Das gegenseitige Verhältnis der beiden nah beieinander liegenden milesischen Sied-
lungen Olbia und Borysthenes war bisher unklar und umstritten (s. darüber z.B. Belin
de Ballu, Olbia 1972, S. 20ff. und Wa^owicz, Olbia Pontique 1975, S. 30ff. 129ff., ins-
bes. 33ff. mit weiterer Literatur). Jetzt hat J. G. Vinogradov, Über die politische Ein-
heit von Berezan und Olbia (russisch). In: Chudozestvennaja kultura i archeologija
anticnovo mira. Moskau 1976, S. 75—84 in scharfsinnigen Ausführungen den kompli-
zierten Sachverhalt geklärt. Danach übernahm die erste, an der Flußmündung gelege-
ne Griechensiedlung für sich den einheimischen Namen des Flusses, den nach der
Gründung des weiter landeinwärts gelegenen Olbia (mit diesem griechischen Namen
nannten die Siedler ihre neue Stadt) die auswärtigen Griechen vielfach für die Ge-
samtsiedlung beibehielten, die man - etwa nach der Analogie von Athen und Piräus
— als eine Einheit betrachten konnte, da Borysthenes das Emporion von Olbia dar-
stellte. Später, seit dem 5. Jh. v.Chr., ging die Bedeutung der älteren Stadt zurück, und
Olbia schuf sich einen neuen näher gelegenen Hafen, so daß allmählich auch der Sied-
lungsname Borysthenes (heute Berezan) nach und nach zurücktrat. Kompliziert wur-
de die Sache in der neueren Forschung auch dadurch, daß sich der Name Berezan spä-
ter an die Halbinsel heftete, von der gleich zu reden sein wird.
29 Siehe die Kartenskizzen bei E. Belin de Ballu, L’Hist. des Colonies grecques ... S. XI
und XIII, die letztere wiederholt in des gleichen Verf. Buch: Olbia ... 1972, S. 19, fig.
3. Ausführlicheres Kartenmaterial bei A. Wa^owicz, Olbia Pontique 1975, Fig. 1 u.ff.
passim.
 
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