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Hommel, Hildebrecht; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1980, 1. Abhandlung): Der Gott Achilleus: vorgetr. am 5. Mai 1979 — Heidelberg: Winter, 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.45478#0030
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Hildebrecht Hommel

und weicht einer Vorstellung vom Toten als einem kraftlosen Schatten-
wesen, das allerdings unter gewissen Umständen auch wieder zur Zwie-
sprache mit den Lebenden gebracht wird, wie vor allem der Besuch des
Odysseus in der Unterwelt zeigt (Odyssee 11).49 Überhaupt ist in unse-
rem Zusammenhang festzuhalten und zu betonen, daß sich in den ho-
merischen Epen, der Hauptquelle für die alte Zeit, die verschiedenen
Schichten des Totenglaubens, ältere und jüngere, vielfach überlagern
und durchdringen.50 In nachhomerischer Zeit kommen dann wieder an-
dere, wohl vom Pythagoreismus und der Orphik gespeiste Vorstellun-
gen auf, von denen etwa Pindar mehrfach Zeugnis ablegt - Anschauun-
gen, nach denen der Tote im Hades Belohnung empfängt oder büßen
muß, je nach dem wie er sich im Leben verhalten hat.51 Im weiteren
Verlauf des 5. Jh., mit dem Gipfel in den Dramen der drei großen Tragi-
ker Athens, taucht nun vollends der Totenglaube der vergangenen Jahr-
hunderte in oft komplizierter Verschränkung mit jüngeren Vorstellun-
gen auf, wobei es oft schwierig, wenn auch nicht ganz aussichtslos ist, die
verschiedenen Schichten voneinander zu trennen.
Diese oberflächliche Skizze mag für unsere Zwecke genügen. Sie war
jedoch notwendig, weil unsere Quellen zur Entschlüsselung des Achil-
leusmythos verschiedenen Zeiten entstammen, deren Elemente etwa in
den Dramen des Euripides sich noch einmal in besonders starker Kon-
zentration durchdringen und verdichten.
Den milesischen Kolonisatoren des Nordens im 7. Jh. muß der uralte
Glaube an ein im fernen Meer gelegenes Elysium, eine Jnsel der Seli-
dem Problem auch die Ausführungen von Martin Schmidt, Die Erklärungen zum
Weltbild Homers ... in den bT-Scholien zur Ilias 1976, S. 156, 264 u.ö. über die Rolle
Aristarchs bei der Begründung einer Tradition, die Homer als Schilderet einer ar-
chaischem Gesellschaft ansäh, die aber schon in der Antike, vor allem durch die Stoa,
gelegentliche Korrekturen erfuhr (dazu auch S. 58ff. <Homer als Quelle der Weis-
heit>).
49 Vom homerischen Totenglauben handelt ausführlich A. Schnaufer a.O. 58ff. mit wei-
terer Literatur. Vgl. dort S. 71 ff. über die in unserem Zusammenhang ebenfalls wich-
tige Aussprache des toten Patroklos mit Achill, dem er im Traum erscheint, S. 80ff.
über die <Nekyia> (Od. 11), und S. 117ff. über die <Deuteronekyia> (Od. 24, 1-204).
Vgl. jetzt auch W. Burkert a.O. 300ff. passim.
50 Dazu grundsätzlich wichtige Bemerkungen bei J. Kroll a.O. 11. Vgl. jetzt auch Μ. An-
dronikos, Totenkult (= Archaeologia Homerica III W) 1968, S. 132ff. Über ältere Li-
teratur, wo die Komplexität des homerischen Totenglaubens verkannt ist, siehe H.
Funke in: Serta Philologica Aenipontana III 1979, S. 21 unten mit Anm. 20.
51 Albr. Dieterich, Nekyia . . . 1893. Gu. Rathmann, Quaestiones Pythagoreae, Orphi-
cae, Empedocleae. Diss. Halle 1933, mit der Rezension von H. Gundert, Gnomon 13.
1937, 337ff. J. Kroll a.O. 19ff. W. Burkert a.O. 304f. u.ö.
 
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