Metadaten

Hommel, Hildebrecht; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1980, 1. Abhandlung): Der Gott Achilleus: vorgetr. am 5. Mai 1979 — Heidelberg: Winter, 1980

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.45478#0037
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Der Gott Achilleus

27

seus, wenn man schon jenen Grundsatz anwenden will, darauf daß
Achill bereits bei Lebzeiten gottgleich geachtet wurde, wie er dann, so
können wir ergänzen, auch im Schattenreich als Gott unter den Toten
seinen Ruhm erhält. An dieser Stelle des Epos sehen wir also einmal
klar, wie alte Schichten des Glaubens sich forterhalten und in verwan-
delter Gestalt immerhin noch so deutlich aufscheinen, daß wir sie zu er-
kennen und abzulösen imstande sind.
Summa: Achill der Gott der Toten, Herrscher und Höchster im Reich
der μάκαρες, hat in der Odyssee seine immerhin noch identifizierbare
Spur hinterlassen.
*
Wir wissen nicht genau, ob in jener frühen vorgriechischen Schicht,
aus der die Elysiumvorstellung der Seligen Insel jenseits des Meeres
stammt, dem Herrscher dieses Reiches schon eine Herrscherin der To-
ten als weibliches Pendant zur Seite stand, obwohl beispielsweise die
zweifellos vorhellenische Gestalt der Artemis unverkennbare Wesens-
züge einer Todesgöttin an sich trägt,67 wie ja auch der Name der Unter-
weltsherrscherin Persephone mit seinen vielen Varianten vorgriechi-
scher Herkunft verdächtig ist.68 Jedenfalls aber verlangt dann griechi-
sches Empfinden nach dem Modell der partriarchalischen Gesell-
schaftsordnung für den seinem Bereich einverleibten Totengott nach ei-
ner weiblichen Entsprechung. So hat man denn auch dem Achill auf
Leuke eine Gefährtin beigegeben, die je nach Auffassung der betreffen-
den Quellen dort einfach den Ort seiner Entrückung mit ihm teilt oder
gemeinsam mit ihm über die Toten herrscht. Vorwiegend sind es Helena,
Medea, Iphigenie, Polyxene, Hekate und Diomede, denen jeweils in
verschiedenen Schichten der Überlieferung dieser Vorzug zukommt.69
onhard C. Franz 1965, S. 99ff. (hier S. lOlff.) mit dem Ergebnis, daß βασιλήες ur-
sprünglich «die Vornehmen in Volk und Heer» bezeichnet hat, während sich βασι-
λεύς in der Bedeutung <König> davon erst sekundär abgegrenzt hat, wobei beide Be-
zeichnungen lange Zeit nebeneinander bestanden. Vgl. dazu a. A. Dihle, Homer-Pro-
bleme 1970, S. 27 m. Anm. 31.
67 Nilsson, Gesch. d. griech. ReL 2I 482, vgl. 541 u. 723. Siehe dazu auch oben Anm. 58.
-68 Hj. Frisk, Griech. etymolog. Wtrbch. II 1970, S. 517f.
69 Ausführlich Fleischer in Roschers Mythol. Lex. I (1884) S. 56ff.; ganz kurz mit den
wichtigsten Belegen Escher RE I (1894) Sp. 240f. (jeweils im Artikel <Achilleus>).
Ferner allgemein und zusammenfassend E. Rohde, Psyche 2II 370o; P. Capelle a.O.
255f., ebenfalls mit Quellenhinweisen. C. Robert, Die griechische Heldensage, S.
1195.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften