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Hommel, Hildebrecht; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1980, 1. Abhandlung): Der Gott Achilleus: vorgetr. am 5. Mai 1979 — Heidelberg: Winter, 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.45478#0048
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Hildebrecht Hommel

legten Erkenntnisse wäre also ein dringendes Gebot und könnte das
Gestrüpp der ineinander verwachsenen Sagenzweige weiter zu lichten
imstande sein.
*
Es soll nun schließlich noch ein Blick auf die Etymologie einiger in
unserem Zusammenhang wichtiger Namen geworfen werden, ob etwa
auch von dort eine Bestätigung unserer These zu erwarten ist. Im Fall
desThoas hat sich uns ja schon ein ermutigender Hinweis auf die sema-
siologische Ähnlichkeit mit der Epiklese des Achilleus (πόδας ώκύς,
ποδώκης und ποδάρκης) ergeben. Was den Namen dieser Hauptfigur
selber anlangt, so befinden wir uns immer noch auf unsicherem Boden.
Die vorgriechische Herkunft des Namens Άχιλλεύς scheint heute im-
merhin gewiß, so daß uns die antiken meist mit άχος <Schmerz, Trauen
arbeitenden Erklärungen eigentlich nicht mehr zu kümmern brauch-
ten.108 Wegen der nahen lautlichen Verwandtschaft mit den Flußnamen
Αχελώος und - was die Stammsilbe anlangt - auch Άχέρων, so wie mit
dem Volksnamen der Αχαιοί, die als Einzelstämme durchwegs am
Meer angesiedelt sind,109 dürfte der Zusammenhang mit dem <Wasser>
naheliegen. Will man daraus Schlüsse ziehen, so kann, angesichts der
von uns und anderen festgestellten Wesenszüge der Gestalt des Achil-
leus, nur gewarnt werden, voreilig auf eine Wassergottheit schlechthin
zu schließen. Vielmehr könnte es sich dabei eher um den Herrn des To-
tenreiches handeln, das man in fernen Gewässern angesiedelt glaubt, sei
es weit über dem Ozean oder nach späterem Glauben über dem
Schwarzen Meer, oder aber nur durch einen Fluß wie den Unterwelts-
strom Άχέρων zu erreichen. Wie dem auch sei, die Identität der
Stammsilbe Άχ- mit derjenigen dieses Unterweltsflusses wie mit der
108 Zu P. Kretschmers Rettungsversuch der überholten Erklärung siehe weiter unten.
Vgl. jetzt Hj. Frisk a.O. I 201. Vorsichtiger P. Chantraine a.O. I 150, der L.R. Palmers,
Vorschlag zitiert, dem sich übrigens auch O. Landau a.O. (ob. Anm. 56) S. 19 ange-
schlossen hat. Danach wäre gar an eine Verbindung von άχος und λα(Ρ )ός zu denken
(*Άχι-λα(Ρ )ος «bane of the war-host» Palmer); s. jetzt Palmer a.O. (ob. Anm. 56)
S. 258f. — Derselbe plädiert überhaupt entschieden für griechische Herkunft der Na-
men auf -ευς. Wahrscheinlich wird man allenfalls zugeben dürfen, daß diese so frucht-
bare vorgriechische PN-Endung auch noch in griechischer Zeit für Neubildungen be-
nützt worden ist (so in der Kurzform Eurystheus für Eurysthenes, Palmer 257), wozu
aber Achilleus keinesfalls zu zählen ist.
109 Als <Küstenbewohner> erklärt die Αχαιοί W. Merlingen, Eine ältere Lehnwörter-
schicht im Griechischen ... 1967, Bd.2, S. 43ff.
 
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