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Hildebrecht Hommel
Tragödie, insbesondere natürlich an Euripides, orientiert.129 Heute ist
das wichtigste epische Material leicht und in konzentrierter Darstellung
greifbar in Wolfgang Schadewaldts schon eingangs zitierter Skizze über
den Aufbau der Ilias, wo es um so eindringlicher zu uns spricht, als ja
das Thema <Achilleus und der Tod> hier gar nicht gezielt in den Mittel-
punkt gerückt ist, vielmehr sich ganz von selber vom Stoff her sein
Recht verschafft.130
Damit bin ich ans Ende meines Versuchs gelangt, die Vorgeschichte
des am Schwarzen Meer göttlich verehrten und durch zahlreiche In-
schriften zu uns sprechenden Achilleus Pontarches aufzudecken und die
vielleicht bedeutendste Gestalt der griechischen Heroensage in ihren
Ursprüngen als Totengott zu erweisen. Dabei habe ich nur scheinbar ei-
nen revolutionären Weg beschritten; denn ich habe ja nichts weiter ge-
tan, als in der Zusammenschau des erreichbaren Quellenmaterials An-
sätze zu Ende zu verfolgen, die früher russische und deutsche Gelehrte
wie Iwan Tolstoi und Malikowa, und wie Otto Gruppe, Emst Wüst und
Paul Kretschmer schon bis hart an den Rand einer befriedigenden Lö-
sung des Problems geführt hatten. Möge künftige Forschung das Er-
reichte kritisch prüfen und die damit gegebenen Anregungen weiter
verfolgen.
129 Georges Meautis, Achille et le probleme de la mort, in des Verf. Buch mit dem etwas
anspruchsvollen Titel <Mythes inconnus de la Grece antique> (1944), S. 91—248. Hier
berührt der Verf. S. 235f. auch kurz das Problem der Göttlichkeit des Achill, die er
aber — ganz aus der Sicht Homers — nur im Sinn einer Zwischenexistenz des Helden
zwischen göttlichem und menschlichem Bereich gelten läßt, eben ganz so, wie es ei-
nem <Heros> zukommt. Vgl. dazu a. ob. Anm. 13 gg. E.
130 W. Schadewaldt, der Aufbau der Ilias ... 1975. Die Hauptstellen sind S. 8ff.: der Tod
als eines der Hauptmomente (neben <Zom> und <Ausgleich>), die das «tragische Ge-
schehen des Epos begleiten». Insbesondere lebt Achill durchaus «im Wissen seines
Todes». — S. 58: in Ilias 19 sagt das Pferd Xanthos dem Achill den Tod voraus. - S.
62f: Achill reflektiert beim Kampf an den Flüssen mehrfach über den eigenen Tod
(Ilias 21). — S. 66 u. 68 (Ilias 22): «die Vorverweise auf den Tod des Achilleus werden
immer deutlicher», zuletzt indem der sterbende Hektor seinem Feind den Tod voraus-
sagt, den dieser von den Göttern anzunehmen bereit ist. «Auch hier steht Achilleus
ganz in seinem Tode.» - S. 70 (Ilias 23): die Traumerscheinung des Patroklos «sagt
dem Achilleus den Tod voraus». Wie dann bei der Bestattung des Freundes «alles ...
dem Tode dient, so sind auch die Gedanken des Achilleus bei der Sorge für den Toten
mit seinem eigenen Tod beschäftigt». - S. 77 nocheinmal zusammenfassend: «Achil-
leus ... von Anfang an wissend um sein kurzes Dasein und bewußt den Tod auf sich
nehmend». — Vgl. jetzt auch die knappen Bemerkungen bei K. A. Priess a.O. (ob.
Anm. 94) S. 111 m. Anm. 2.
Hildebrecht Hommel
Tragödie, insbesondere natürlich an Euripides, orientiert.129 Heute ist
das wichtigste epische Material leicht und in konzentrierter Darstellung
greifbar in Wolfgang Schadewaldts schon eingangs zitierter Skizze über
den Aufbau der Ilias, wo es um so eindringlicher zu uns spricht, als ja
das Thema <Achilleus und der Tod> hier gar nicht gezielt in den Mittel-
punkt gerückt ist, vielmehr sich ganz von selber vom Stoff her sein
Recht verschafft.130
Damit bin ich ans Ende meines Versuchs gelangt, die Vorgeschichte
des am Schwarzen Meer göttlich verehrten und durch zahlreiche In-
schriften zu uns sprechenden Achilleus Pontarches aufzudecken und die
vielleicht bedeutendste Gestalt der griechischen Heroensage in ihren
Ursprüngen als Totengott zu erweisen. Dabei habe ich nur scheinbar ei-
nen revolutionären Weg beschritten; denn ich habe ja nichts weiter ge-
tan, als in der Zusammenschau des erreichbaren Quellenmaterials An-
sätze zu Ende zu verfolgen, die früher russische und deutsche Gelehrte
wie Iwan Tolstoi und Malikowa, und wie Otto Gruppe, Emst Wüst und
Paul Kretschmer schon bis hart an den Rand einer befriedigenden Lö-
sung des Problems geführt hatten. Möge künftige Forschung das Er-
reichte kritisch prüfen und die damit gegebenen Anregungen weiter
verfolgen.
129 Georges Meautis, Achille et le probleme de la mort, in des Verf. Buch mit dem etwas
anspruchsvollen Titel <Mythes inconnus de la Grece antique> (1944), S. 91—248. Hier
berührt der Verf. S. 235f. auch kurz das Problem der Göttlichkeit des Achill, die er
aber — ganz aus der Sicht Homers — nur im Sinn einer Zwischenexistenz des Helden
zwischen göttlichem und menschlichem Bereich gelten läßt, eben ganz so, wie es ei-
nem <Heros> zukommt. Vgl. dazu a. ob. Anm. 13 gg. E.
130 W. Schadewaldt, der Aufbau der Ilias ... 1975. Die Hauptstellen sind S. 8ff.: der Tod
als eines der Hauptmomente (neben <Zom> und <Ausgleich>), die das «tragische Ge-
schehen des Epos begleiten». Insbesondere lebt Achill durchaus «im Wissen seines
Todes». — S. 58: in Ilias 19 sagt das Pferd Xanthos dem Achill den Tod voraus. - S.
62f: Achill reflektiert beim Kampf an den Flüssen mehrfach über den eigenen Tod
(Ilias 21). — S. 66 u. 68 (Ilias 22): «die Vorverweise auf den Tod des Achilleus werden
immer deutlicher», zuletzt indem der sterbende Hektor seinem Feind den Tod voraus-
sagt, den dieser von den Göttern anzunehmen bereit ist. «Auch hier steht Achilleus
ganz in seinem Tode.» - S. 70 (Ilias 23): die Traumerscheinung des Patroklos «sagt
dem Achilleus den Tod voraus». Wie dann bei der Bestattung des Freundes «alles ...
dem Tode dient, so sind auch die Gedanken des Achilleus bei der Sorge für den Toten
mit seinem eigenen Tod beschäftigt». - S. 77 nocheinmal zusammenfassend: «Achil-
leus ... von Anfang an wissend um sein kurzes Dasein und bewußt den Tod auf sich
nehmend». — Vgl. jetzt auch die knappen Bemerkungen bei K. A. Priess a.O. (ob.
Anm. 94) S. 111 m. Anm. 2.