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Beierwaltes, Werner; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1980, 11. Abhandlung): Marsilio Ficinos Theorie des Schoenen im Kontext des Platonismus: vorgetragen am 28. Juni 1980 — Heidelberg: Winter, 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.45488#0024
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Werner Beierwaltes

sie ordnet die Teile zu einem einheitlichen Gefüge, das auch nach
außen als solches erscheint (2,19 ff).
Das an sich Unteilbare (die Idee) erscheint im Bereich der Viel-
heit als Einzelnes (3,10). Funktion des Denkens in der Konfron-
tation mit dem Schönen ist es dann, diese erscheinende Vielheit
wiederum „zusammenzufassen“, sie auf das innere Unteilbare zu-
rückzuführen, um so eine „Übereinstimmung“ von Grund und Er-
scheinung zustande zu bringen, die allererst als ein Verstehen oder
Erkennen bezeichnet werden kann (3,13-15). Oder: 'aisthesis’, die
äußere Erfahrung, ist Ansatz für den Übergang ins Innere; dieses
aber ist der Verstehensboden für die äußere Erscheinung. Das Er-
reichen der Übereinstimmung von äußerer Erfahrung und innerer
Verifikation ist eine Form der aktiv-einenden Synthesis^. - Analoges
gilt auch für den Bereich der Klänge: Grund der sinnenfälligen
Harmonien sind die verborgenen34 35, so daß auch hier die Erkenntnis
des intelligiblen Grundes von der Erscheinung anhebt und „syn-
thetisierend“ auf diesen zurückkommt.
Aus dem Erörterten kann schon deutlich werden, was die weiteren
Überlegungen der Enneaden I 6 und V 8 („Über die intelligible
Schönheit“) im Ganzen bestimmt: daß nämlich der Grund des er-
scheinenden Schönen im eigentlichen Sinne schön ist. Die bereits
beim Sehen des sinnenfälligen Schönen gemachte Erfahrung der
Freude, des Erschreckens, der Bezauberung, des Staunens, der Sehn-
sucht, des Eros wird angesichts des wieder-entdeckten oder wieder-
erinnerten Intelligiblen um so intensiver, da dies das „Wahre“
schlechthin ist (I 6,4,15). Diese Erfahrung ist das Ergebnis einer
Abstraktion vom rein Körperlichen und der ihm möglichen sinnlichen
'aisthesis’, zugleich aber einer Konzentration des Denkens auf sich
selbst, um als eigentlichen Gegenstand des Sehens den „Geist“
zu erreichen (5,17), der in der „Geschichte“ des Rückgangs eine
neue Form des Schönen ist. Dieses Schöne nun ist und scheint in
einem (18); als die Einheit von Sein und Erscheinung im Sinne
eines denkenden Sich-Selbst-Erscheinens ist es mit dem wahrhaft
Seienden identisch. Die erweiterte Antwort auf die Frage, was das
Schöne sei, müßte im Sinne Plotins nun lauten: es ist das wahr-
haft oder im eigentlichen Sinne Seiende, welches Geist, Denken,
34 Vgl. hierzu auch 2,20: ouvüeoei ctvveto^e, von der einenden Kraft der Idee oder
der Gestalt gesagt.
35 ccipavsic; - cpavepai: 3,29.
 
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