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Giovannini, Adalberto; Gottlieb, Gunther; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1980, 7. Abhandlung): Thukydides und die Anfaenge der athenischen Arche — Heidelberg: Winter, 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.45484#0009
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Thukydides und die Anfänge der athenischen Arche

7

I. Der Hegemoniewechsel von 478/7 nach Thukydides
Thukydides begründet seine Darstellung über die Anfänge der atheni-
schen Arche damit, daß Hellanikos, der als einziger vor ihm diese Zeit
behandelt hatte, dies nur kurz und chronologisch ungenau getan habe1.
Diesen Vorwurf gegen seinen Vorgänger hätte Thukydides vielleicht
besser unterlassen sollen; denn die neuere Forschung hält ihm die glei-
chen, zumindest ähnliche Mängel vor: er habe wichtige Ereignisse über-
gangen oder so straff und dürr erwähnt, daß der Leser ihre Bedeutung
nur ahnen oder allein mit Hilfe anderer Quellen wissen und verstehen
könne2.
Besonders unbefriedigend sind die Auskünfte, die uns Thukydides
über die Entstehung des delisch-attischen Seebundes bietet. Während
sich die Forschung seit langem darüber einig ist, daß im Jahre 478/7, als
die Athener die Hegemonie zur See gegen die Perser übernahmen, ein
neuer Bund entstand, der eine eigene Verfassung und Organisation hatte
und von den Beteiligten feierlich mit einem Eide sanktioniert wurde3,
erledigt Thukydides diesen Wendepunkt der griechischen Geschichte in
wenigen Zeilen4:
1 I 97,2: βραχέως τε καί τοΐς χρόνοις ούκ ακριβώς έπεμνήσθη.
2 Siehe die Liste der von Thukydides übergangenen Ereignisse bei A. Gomme,
A Historical Commentary on Thucydides I (Oxford 1945) 365-370. Noch kriti-
scher gegenüber Thukydides ist J. H. Schreiner, Anti-Thukydidean Studies in the
Pentekontaetia, Symb. Osl. 51 (1976) 19-63 und More Anti-Thukydidean Studies
in the Pentekontaetia, Symb. Osl. 52 (1977) 19-38.
3 S. schon G. Grote, A History of Greece 2V (London 1870) 118f.; G. Busolt, Grie-
chische Geschichte III 1 (Gotha 1897) 72-77; G. Busolt-H. Swoboda, Griechi-
sche Staatskunde II (München 1926) 1337-1342. Von der neueren Literatur vgl.
insb. J. A. O. Larsen, The Constitution and Original Purpose of the Delian
League, Harv. St. 51 (1940) 175-213; ferner D. Meiggs, The Athenian Empire
(Oxford 1972) 42-49; G. E. Μ. de Ste. Croix, The Origins of the Peloponnesian
War (London 1972) 298-307; W. Schuller, Die Herrschaft der Athener im Ersten
Attischen Seebund (Berlin 1974) 101 und 141-148. Die Gründung eines neuen
Bundes beim Hegemoniewechsel bestreitet unseres Wissens nur H. Schaefer,
Staatsform und Politik (Leipzig 1932) 67-69, der sich jedoch bald darauf der herr-
schenden Ansicht angeschlossen hat (Probleme der Alten Geschichte [Göttingen
1963] 15f.).
4 I 96: Παραλαβόντες δέ οί Αθηναίοι τήν ήγεμονίαν τούτω τώ τρόπφ έκόντων
των ξυμμάχων διά τό Παυσανίου μίσος, έταξαν άς τε έδει παρέχειν των πόλεων
χρήματα προς τόν βάρβαρον καί άς ναΰς· πρόσχημα γάρ ήν άμύνασθαι ών
έπαθον δηοϋντας τήν βασιλέως χώραν, καί Έλληνοταμίαι τότε πρώτον Αθη-
ναίοις κατέστη αρχή, οϊ έδέχοντο τόν φόρον· ουτω γάρ ώνομάσθη τών χρημά-
των ή φορά, ήν δ’ ό πρώτος φόρος ταχθείς τετρακόσια τάλαντα καί έξήκοντα.
ταμιεΐόν τε Δήλος ήν αύτοΐς, καί αί ξύνοδοι ές τό ιερόν έγίγνοντο.
 
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