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Giovannini, Adalberto; Gottlieb, Gunther; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1980, 7. Abhandlung): Thukydides und die Anfaenge der athenischen Arche — Heidelberg: Winter, 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.45484#0015
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Thukydides und die Anfänge der athenischen Arche

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ner und Lakedaimonier einander immer beigestanden. Als sie gemeinsam
die Barbaren abwehrten, hätten die Athener nach dem Willen der Helle-
nen und auf Zuraten der Lakedaimonier den Oberbefehl zur See erhalten
und seien zu Verwaltern der gemeinsamen Gelder bestellt worden, und
sie selbst hätten, gleichfalls mit Zustimmung aller Hellenen, die Land-
streitkräfte geführt. Einer der Gesandten verwies sogar darauf, man
könne, wenn man jetzt gemeinsam handle, die Thebaner zur Zahlung
des Zehnten zwingen. Er meinte damit die Vereinbarung von 481 gegen
die medisch gesinnten Gemeinden15.
Die Ereignisse waren freilich komplizierter als die Begebenheit in
Athen uns glauben machen will. Thukydides hat sie I 95 ff. in einem viel
realistischeren Zusammenhang beschrieben. Aber dieser mit der Propa-
ganda um 370 begründbare Unterschied ist nicht einmal das Wichtigste.
Es geht uns vielmehr um die Organisation des Oberbefehls. Bis 478
hatten die Lakedaimonier den Oberbefehl über alle Streitkräfte. 478
trat eine Änderung ein. Was Xenophon berichtet, bezieht sich also auf
den Übergang des Oberbefehls zur See auf die Athener und die Einrich-
tung fester Zahlungen der am Krieg έπί τω Μήδω beteiligten Städte.
Wir können es auch anders sagen: Nach Xenophon wurde der Ober-
befehl neu verteilt, und das sogar im Einvernehmen mit den Lakedaimo-
niern; aber über eine Veränderung des Bündnisses oder neue zwischen-
staatliche Rechtsverhältnisse fällt kein Wort.
Isokrates erwähnt gleichfalls nur die neue Struktur des Oberbefehls
als das wesentliche Ereignis der Zeit unmittelbar nach dem Perserkrieg16.
Und er hebt ebenfalls hervor, daß dies nicht gegen die Lakedaimonier
geschah. So heißt es, die Athener hätten nicht viel später (also nach der
Abwehr der Perser) den Oberbefehl zur See übernommen, den ihnen die
anderen Hellenen antrugen. Oder: Zuerst hätten die Gemeinden nicht
auf Befehl der Athener den Beitrag gezahlt, sondern aus eigenem Ent-
schluß, als sie nämlich den Athenern den Oberbefehl zur See gaben.
Ephoros berichtet auch nur vom Wechsel im Oberbefehl zur See,
den die Bundesgenossen (σύμμαχοι) einvernehmlich dem Aristeides,
damals Kommandant des attischen Kontingentes, übertragen hätten.
So habe zur nämlichen Zeit das üble Verhalten des Pausanias die Lake-
daimonier aus der Hegemonie zur See verdrängt und die Tugendhaftig-
15 Hdt. VII 132,2.
16 Paneg. 72: (nach den Perserkriegen) ού πολλω δ’ ύστερον τήν αρχήν τής
θαλάττης έλαβον, δόντων μέν των άλλων Ελλήνων, ούκ άμφισβητούντων δέ των
νυν ήμας άφαιρεϊσθαι ζητούντων . .. (vgl. de Pace 30 und Panath. 67).
 
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