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Giovannini, Adalberto; Gottlieb, Gunther; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1980, 7. Abhandlung): Thukydides und die Anfaenge der athenischen Arche — Heidelberg: Winter, 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.45484#0028
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Adalberto Giovannini - Gunther Gottlieb

daimonier schickten die Athener als einzige aus den anwesenden Bundes-
genossen (μόνους των ξυμμάχων άπέπεμψαν) fort mit dem Bemerken,
man bedürfe ihrer nicht mehr70. Die Athener gaben daraufhin das mit
den Lakedaimoniern im J. 481 gegen die Meder geschlossene Bündnis
auf (αφέντες τήν γενομένην επί τω Μήδω ξυμμαχίαν71). Seitdem ist
der Hellenenbund endgültig in zwei Gruppen gespalten, so daß die Ver-
bündeten sich auf die Athener und die Lakedaimonier verteilten. Die
Athener fühlten sich freilich weiterhin für den Krieg der Hellenen gegen
die Perser verantwortlich. Zwei Beispiele zeigen dies sinnfällig: 1. Der
ägyptische Feldzug von 460/454 und 2. die Wiederaufnahme des Perser-
kriegs nach dem Waffenstillstand zwischen Athenern und Lakedaimo-
niem im J. 450. Der ägyptische Feldzug war ein panhellenisches Unter-
nehmen gegen Persien: Die Flotte, die nach Ägypten fuhr, bestand aus
Schiffen der Athener und der Verbündeten (αύτών τε καί των ξυμ-
μάχων)72; die Athener und die Verbündeten blieben in Ägypten (Αθη-
ναίοι καί οί ξύμμαχοι)73; alle zusammen waren die Hellenen (έξή-
λασε τούς "Ελληνας . .. ούτω μέν τα των Ελλήνων πράγματα έφθάρη
εξ έτη πολεμήσαντα)74; die Verstärkung, die nach Ägypten geschickt
wurde, kam εκ των Αθηνών καί τής άλλης ξυμμαχίδος75; das ganze
Unternehmen hieß ή μεγάλη στρατεία Αθηναίων καί των ξυμμάχων76 77.
Die ξύμμαχοι sind hier eindeutig die Mitglieder des Hellenenbundes,
die unter Athens Hegemonie den Krieg gegen die Perser fortsetzten.
Und das zweite Beispiel: Nachdem die Athener mit den Lakedaimoniern
einen fünfjährigen Frieden geschlossen hatten, zogen sie wieder in den
hellenischen Krieg, d.h. den Perserkrieg (καί Ελληνικού πολέμου
έσχον), wobei die Beteiligten einfach als ξύμμαχοι bezeichnet werden .
70 Thuk. I 102,3.
71 Thuk. I 102,4.
72 Thuk. I 104,2.
73 Thuk. I 109,1.
74 Thuk. I 109,4 und 110,1.
75 Thuk. I 110,4.
76 Thuk. I 110,5.
77 Thuk. I 112,2. Thukydides hat zweimal den Begriff Ελληνικός πόλεμος: hier
und I 128,3. Classen/Steup (Erklärung zu 112,2) verstehen Ελληνικός πόλεμος
an unserer Stelle als Krieg mit den Hellenen, an der anderen Stelle als der von
den Hellenen geführte Krieg (sc. gegen die Perser). I 128,3 geht es zweifellos um
den gemeinsamen Krieg gegen die Perser. Wir halten es daher für naheliegend,
daß Thukydides denselben Begriff nicht einmal so und einmal anders, und zwar
in ganz gegensätzlichem Sinn, verwendet hat. Freilich gibt die Frage, was an unse-
rer Stelle έχειν mit Genitiv bedeutet, Schwierigkeiten auf: R. Kühner/B. Gerth,
Ausführliche Grammatik der griechischen Sprache3 (Hannover 1955) I 343ff.;
 
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