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Giovannini, Adalberto; Gottlieb, Gunther; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1980, 7. Abhandlung): Thukydides und die Anfaenge der athenischen Arche — Heidelberg: Winter, 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.45484#0029
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Thukydides und die Anfänge der athenischen Arche TI
Die übrigen Stellen, an denen Thukydides den Hellenenbund erwähnt,
beziehen sich auf die Platäer und die Mytilenäer. Im Sommer 429 erin-
nerten die Platäer den König Archidamos, der sie belagerte, an die Vor-
rechte, die Pausanias ihnen mit Zustimmung aller Bundesgenossen
(ξυγκαλέσας πάντας τούς ξυμμάχους) nach der Schlacht bei Plataeae
gewährt hatte. Wenn jemand diese Vorrechte verletze, so sollten die
anwesenden Bundesgenossen den Angreifer nach Kräften davon fern-
halten78. Die ξύμμαχοι sind die Bundesgenossen des Hellenenbundes79;
die Bundesgenossen, die den Platäern gegebenenfalls zu Hilfe kommen
sollten, sind dieselben. Noch deutlicher sind die Hinweise in den Ver-
handlungen von Plataeae im Sommer 427. Die Platäer erinnerten daran,
daß sie damals noch immer die Gräber der bei Plataeae im Kampf
gegen Persien gefallenen Lakedaimonier pflegten, und zwar als Bundes-
genossen denen gegenüber, die im Perserkrieg ihre Waffenbrüder gewor-
den waren (ξύμμαχοι δέ όμαίχμοις ποτέ γενομένοις)80. In der Anklage
der Thebaner lesen wir, dasselbe Bündnis von 481 habe es den Platäern
ermöglicht, den Athenern die Heeresfolge gegen andere Hellenen zu
verweigern, da es doch mit den Lakedaimoniern das gegen den Perser-
könig geschlossene Bündnis gegeben habe, das sie jetzt zu ihren Gunsten
anführten (τής των Λακεδαιμονίων τώνδε ήδη έπί τω Μήδω ξυμμαχίας
γεγενημένης)81. Die Gesandten der Mytilenäer beriefen sich auch in
Olympia (Sommer 428) auf die Zeit der Perserkriege: sie seien mit den
Athenern zuerst in ein Vertragsverhältnis gekommen, als die Lakedai-
monier sich aus dem medischen Krieg zurückgezogen hatten, und jene,

Liddell/Scott, A Greek-English Lexicon, s.v. έχω B 3. und E.-A. Betant, Lexicon
Thucydideum I 434 verweisen für die Bedeutung „innehalten“, „sich enthalten“,
„sich fernhalten von“ nur auf Thuk. I 112,2, also den Text, dessen Verständnis
hier zur Diskussion steht. Zu überlegen wäre, ob έχειν hier für μετέχειν gebraucht
ist und die partitive Auffassung im Sinne von „teilnehmen“ vorliegt (E. Schwyzer,
Griechische Grammatik2 [München 1950] II 102ff). Wir meinen, es komme bei
dem Begriff Ελληνικός πόλεμος auf die Kohaerenz der Terminologie bei Thu-
kydides an. Von daher gehen wir davon aus, daß Thukydides im selben Buch
kurz hintereinander den Begriff Ελληνικός πόλεμος nicht in ganz verschiedenen
Bedeutungen verwendet hat. Zum Gebrauch von έχειν mit Genitiv in dieser Be-
deutung vgl. Pausanias I 14,7: οϊ τής χώρας Μαραθώνι έσχον (sc. die Perser).
78 Thuk. 1171,2.
79 Zur Theorie von Larsen, wonach bei Plataeae ein neuer Bund gegründet wurde,
s. oben Anm. 41.
80 Thuk. III 58,4.
81 Thuk. III 63,2.
 
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