Metadaten

Giovannini, Adalberto; Gottlieb, Gunther; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1980, 7. Abhandlung): Thukydides und die Anfaenge der athenischen Arche — Heidelberg: Winter, 1980

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.45484#0034
License: Free access  - all rights reserved
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
32

Adalberto Giovannini - Gunther Gottlieb

Land und auf See den Lakedaimoniern erteilt". Vier Jahre später boten
die in Byzanz versammelten Hellenen den Athenern die Hegemonie auf
See an, ohne anscheinend den Oberbefehl der Lakedaimonier über die
Landstreitkräfte in Frage zu stellen. Diese Hellenen waren, wie wir oben
dargelegt haben (S. 24), zum größeren Teil, wenn nicht alle, Mitglieder
des Hellenenbundes. Daraus folgt die Frage, ob die Versammlung, die
diese schwerwiegende Entscheidung getroffen hat, und die Versammlung,
die im nächsten Jahr dem Dorkis den Gehorsam verweigerte, als Ver-
sammlungen des Hellenenbundes gehandelt haben, oder ob sie sich als
ein ganz neues Organ konstituiert hatten. Sind das Synedrion, das 481
auf dem Isthmos den Lakedaimoniern den Oberbefehl gegen Persien
zuerkannte, und die Versammlung, die in den Jahren 478/7 denselben
Lakedaimoniern die Hegemonie auf See absprach, wirklich zwei ver-
schiedene Organe? Ist der Bundesrat, der auf Delos über die Fortfüh-
rung des Krieges beriet, wirklich verschieden vom Synedrion des Helle-
nenbundes, wie man immer annimmt? Um diese Frage zu beantworten,
müssen wir die Handlungen des Bundesrates des Hellenenbundes von
481 bis 477 näher verfolgen.
Nach der Gründung des Hellenenbundes haben mehrere Sitzungen
der Abgeordnetenversammlung (πρόβουλοι τής Ελλάδος bei Hdt. VII
172,1) am Isthmos stattgefunden. Dort sind die ersten Maßnahmen zur
Abwehr der persischen Invasion beschlossen worden: Bestrafung der
medisierenden Hellenen; Werbung um Bundesgenossen; Entsendung
eines Aufgebotes zur Verteidigung des Tempetals; Abwehr der Perser
an den Thermopylen und am Artemision99 100. Daraufhin trennten sich
die Abgeordneten101, und die auf dem jeweiligen Kriegsschauplatz ver-
sammelten Verbündeten entschieden an Ort und Stelle durch ihre
Befehlshaber (οι στρατηγοί bei Hdt. VIII 49,1). Auf diese Weise wurde
insbesondere vereinbart, die entscheidende Schlacht bei Salamis und
nicht am Isthmos zu schlagen und (nach dieser Schlacht) die Verfolgung
der persischen Flotte aufzugeben102. Später traf sich das hellenische
Heer am Isthmos, um zu bestimmen, wer am besten gekämpft hatte103.
Im J. 479 handelten Landtruppen und Flotte wiederum selbständig. Die
99 Ob die Athener gleich am Anfang die Hegemonie auf See beansprucht haben,
wie Her. VII 161 und VIII 2-3 behauptet, läßt sich nicht entscheiden und ist
hier irrelevant.
100 Hdt. VII 132; 145,2; 172-173; 175,1.
101 Hdt. VII 177.
102 Hdt. VIII 49-64 und 108-110.
103 Hdt. VIII 123.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften