Thukydides und die Anfänge der athenischen Arche
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Flotte, auf die es hier allein ankommt, beschloß zunächst, den Ioniern
zu Hilfe zu kommen104, beriet dann nach der Schlacht bei Mykale über
das Schicksal der Ionier, verzichtete auf die Evakuierung Ioniens und
nahm die Chier, Samier, Lesbier und die anderen Nesioten in das Bünd-
nis auf105. Im J. 478 segelte die Flotte zuerst nach Kypros und dann nach
Byzanz. Dort verweigerten die versammelten Hellenen dem Pausanias
den Gehorsam und boten den Athenern die Hegemonie an106. Ein Jahr
später lehnten es die auf Delos oder sonstwo versammelten Verbündeten
ab, sich unter dem Oberbefehl des von den Lakedaimoniern ausgewähl-
ten Dorkis zu sammeln107. So übernahmen die Athener die Hegemonie
έκόντων των ξυμμάχων108.
Dieser Überblick über die Ereignisse macht keineswegs den Eindruck,
als sei die Übertragung der Hegemonie an die Athener ein Vertrags-
bruch gewesen. Dieser Entschluß erweist sich im Gegenteil als das
Ergebnis einer Entwicklung des Hellenenbundes, die sich von 480 bis
477 vollzog. Der entscheidende Schritt in dieser Entwicklung war die
Auflösung der Abgeordnetenversammlung am Isthmos im Frühjahr 480.
Seit diesem Zeitpunkt ist von einer Sitzung der Abgeordneten nicht mehr
die Rede, sie hatten ihre Aufgabe offenbar erfüllt. Es ist zwar möglich
-ja sogar wahrscheinlich - daß die Feldzüge von 479 und 478 während
des Winters von Abgeordneten vorbereitet wurden, aber die wesentli-
chen Entscheidungen, die schrittweise zur Teilung der Hegemonie zwi-
schen Athen und Sparta führten, wurden von den Befehlshabern der
Flotte getroffen109. Besonders schwerwiegend war der Beschluß, Ionien
nicht preiszugeben und die Nesioten in das Bündnis aufzunehmen: denn
damit war die Notwendigkeit geschaffen, eine starke Flotte aufzubauen
und die dazu notwendigen Mittel aufzubringen. Dabei muß betont wer-
den, daß die bei Mykale versammelten Hellenen im Namen des Hellenen-
bundes als Gesamtheit gehandelt haben; beim Austausch der Eide mit
den Nesioten haben sie den Bund als Ganzes vertreten110. Mit anderen
Worten: die Aufgabe, den Krieg gegen Persien zu führen, und die damit
104 Hdt. VIII 132 und IX 90-92.
105 Hdt. IX 106.
106 Thuk. I 95,1-4.
107 Thuk. I 95,6.
108 Thuk. I 96,1.
109 P. R. Brunt, Historia 2 (1953/4) 140 betont mit Recht das selbständige Han-
deln des Rates der Flotte.
110 Umgekehrt haben die Hellenen, die bei Plataeae die Perser schlugen, den Platäem
die Asylie und die Autonomie selbstverständlich im Namen aller Verbündeten
gewährt (Thuk. II 71,2).
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Flotte, auf die es hier allein ankommt, beschloß zunächst, den Ioniern
zu Hilfe zu kommen104, beriet dann nach der Schlacht bei Mykale über
das Schicksal der Ionier, verzichtete auf die Evakuierung Ioniens und
nahm die Chier, Samier, Lesbier und die anderen Nesioten in das Bünd-
nis auf105. Im J. 478 segelte die Flotte zuerst nach Kypros und dann nach
Byzanz. Dort verweigerten die versammelten Hellenen dem Pausanias
den Gehorsam und boten den Athenern die Hegemonie an106. Ein Jahr
später lehnten es die auf Delos oder sonstwo versammelten Verbündeten
ab, sich unter dem Oberbefehl des von den Lakedaimoniern ausgewähl-
ten Dorkis zu sammeln107. So übernahmen die Athener die Hegemonie
έκόντων των ξυμμάχων108.
Dieser Überblick über die Ereignisse macht keineswegs den Eindruck,
als sei die Übertragung der Hegemonie an die Athener ein Vertrags-
bruch gewesen. Dieser Entschluß erweist sich im Gegenteil als das
Ergebnis einer Entwicklung des Hellenenbundes, die sich von 480 bis
477 vollzog. Der entscheidende Schritt in dieser Entwicklung war die
Auflösung der Abgeordnetenversammlung am Isthmos im Frühjahr 480.
Seit diesem Zeitpunkt ist von einer Sitzung der Abgeordneten nicht mehr
die Rede, sie hatten ihre Aufgabe offenbar erfüllt. Es ist zwar möglich
-ja sogar wahrscheinlich - daß die Feldzüge von 479 und 478 während
des Winters von Abgeordneten vorbereitet wurden, aber die wesentli-
chen Entscheidungen, die schrittweise zur Teilung der Hegemonie zwi-
schen Athen und Sparta führten, wurden von den Befehlshabern der
Flotte getroffen109. Besonders schwerwiegend war der Beschluß, Ionien
nicht preiszugeben und die Nesioten in das Bündnis aufzunehmen: denn
damit war die Notwendigkeit geschaffen, eine starke Flotte aufzubauen
und die dazu notwendigen Mittel aufzubringen. Dabei muß betont wer-
den, daß die bei Mykale versammelten Hellenen im Namen des Hellenen-
bundes als Gesamtheit gehandelt haben; beim Austausch der Eide mit
den Nesioten haben sie den Bund als Ganzes vertreten110. Mit anderen
Worten: die Aufgabe, den Krieg gegen Persien zu führen, und die damit
104 Hdt. VIII 132 und IX 90-92.
105 Hdt. IX 106.
106 Thuk. I 95,1-4.
107 Thuk. I 95,6.
108 Thuk. I 96,1.
109 P. R. Brunt, Historia 2 (1953/4) 140 betont mit Recht das selbständige Han-
deln des Rates der Flotte.
110 Umgekehrt haben die Hellenen, die bei Plataeae die Perser schlugen, den Platäem
die Asylie und die Autonomie selbstverständlich im Namen aller Verbündeten
gewährt (Thuk. II 71,2).