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Alföldy, Géza; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1980, 8. Abhandlung): Die Rolle des Einzelnen in der Gesellschaft des Roemischen Kaiserreiches: Erwartungen u. Wertmassstäbe ; vorgetragen am 1. Dezember 1979 — Heidelberg: Winter, 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.45485#0009
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1.

Als die Absicht der Kaiser Marcus und Commodus, die Aufwen-
dungen für Gladiatorenspiele in den Städten des römischen Reiches zu
mindern, dem Senat in Rom bekanntgegeben wurde, erhob sich ein Se-
nator und fragte: Was sonst könnte diese segenbringende kaiserliche
Entscheidung als Erstes hervorrufen, wenn nicht das Gefühl von Dank-
barkeit, quod singuli sentiunt, quod universi?1 In der gleichen Sprache
brachten Stadtgemeinden und Körperschaften ihre Empfindungen ge-
genüber Wohltätern und hochgestellten Persönlichkeiten zum Aus-
druck: Kollektive Ehrungen wurden oft als Wille oder Wunsch der sin-
guli universique herausgestellt; bei der Zustimmung zu den von Magi-
straten ausgesprochenen Ehrungen wurden die Gefühle betont,
welche et singuli et universi ergriffen haben sollen; bei Staatstrauer
wurde der maeror omnium singulorum universorumque protokolliert2 3.
Noch häufiger wurden in den Ehrendekreten die Leistungen gerühmt,
die sowohl den Einzelnen als auch der Gemeinschaft zugute kamen. So
wurden patroni von Städten und Kollegien, führende Beamte, ver-
diente Bürger geehrt und gelobt etwa ob amorem erga singulos univer-
sosq(ue), ob eximiam ... erga ... sing(ulos) universo sq(ue) honorificen-
tiam, ob insignem circa singulos universosque cives innocentiam acfidem,
ob parem in universos aequitatem et proprium in singulos honorem,
wegen der adfectio, die der Betreffende in singulos universosque cives
suos exhibuit, dafür, daß er et in sing(ulos) et univers(os) aequal(iter)
semp(er) reverentiam praebuit, oder daß er immer bestrebt war, singulis
etiam universisqueprodesse\ In den griechischen Inschriften aus dem
1 CIL II 6278 = ILS 5163. Die ursprüngliche Vortragsform der nachfolgenden Aus-
führungen wurde weitgehend beibehalten. Für wichtige Anregungen bin ich
besonders F. Gschnitzer (Heidelberg), F. Kolb (Kiel) und V. Pöschl (Heidelberg)
zu Dank verpflichtet.
2 Beispiele nach CIL' X 1784 = ILS 6334; CIL XI 970 = ILS 7216; CIL XI
1421 (cf. p. 1263) = ILS 140. Zum Wortgebrauch vgl. schon A. Forcellini,
Totius Latinitatis Lexicon V (Prati 1871) 525: 'Singuli et universi, formula est
frequentissima in actis legalibus’.
3 Beispiele nach CIL XI 4371 = ILS 6631; CIL X 524; CIL V 7375 = ILS 6744;
CIL VIII 11139 (60); CIL IX 3160 = ILS 6530; CIL X 6012 = ILS 5062;
CIL XIV 2795 (cf. p. 493) = ILS 272. Siehe noch etwa CIL IX 259 = ILS 6115
 
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