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Alföldy, Géza; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1980, 8. Abhandlung): Die Rolle des Einzelnen in der Gesellschaft des Roemischen Kaiserreiches: Erwartungen u. Wertmassstäbe ; vorgetragen am 1. Dezember 1979 — Heidelberg: Winter, 1980

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.45485#0023
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Die Rolle des Einzelnen in der Gesellschaft

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sehen niederer Stellung60. Häufiger sind ähnliche Formulierungen in
den Inschriften der Oberschicht der Städte im griechischen Osten:
Dort war der Ruhm, zumindest in der eigenen Gemeinde nicht nur
die lebenden, sondern auch alle Menschen seit eh und je (άπ’ αίώνος)
durch die άρετή, durch αγνεία καί δικαιοσύνη, durch φιλανθρωπία,
durch φιλοτιμίαι und έπιδόσεις zu übertreffen, schon im Sinne des
griechischen Strebens nach Aristie besonders begehrt61. Aber auch
diese griechische Tradition konnte voll in das römische Wertsystem
einbezogen werden - denn die entsprechenden griechischen Begriffe,
durch welche die Überragung anderer Menschen begründet wurde,
konnten ohne Schwierigkeit mit den römischen Wertbegriffen wie
etwa virtus, sanctitas, iustitia, humanitas, liberalitas usw. gleichgesetzt
werden.
4. Hinweis auf die Unvergleichbarkeit des Einzelnen. Theoretisch
gibt es für die Charakterisierung eines Einzelmenschen in seiner
Einzigartigkeit eine noch prägnantere Möglichkeit als seinen Ver-
gleich mit anderen: die Behauptung nämlich, daß er - infolge seiner
Einzigartigkeit - mit anderen überhaupt nicht mehr vergleichbar sei.
Das Adjektiv incomparabilis ist in den lateinischen Grabinschriften
weitaus der am häufigsten bezeugte Ausdruck für die Kennzeich-
nung von Einzelpersonen in ihrer individuellen Eigenart62. Es er-
scheint hauptsächlich in unmittelbarem Bezug auf den einzelnen Men-
schen selbst, der sehr häufig als maritus incomparabilis, uxor in-
comparabilis, filius incomparabilis usw. bezeichnet wird63. Jedoch sind
für die Tnkomparabilität’ wiederum nur die römischen Tugenden und
nicht rein persönliche Eigenschaften maßgebend. Oft ist die Unver-
gleichbarkeit des Einzelnen in den Inschriften auf die Tugenden be-
60 CIL VI 9663 bzw. CIL VI 26248. Siehe noch CIL VI 13642 mit lib^ertorum)
omnium exsemp[la (sic) supergressus].
61 Zu derartigen Formulierungen siehe etwa ΤΑΜ II 671; IGRR III 264 und 358;
ebd. 173 = OGIS 544 = E. Bosch, Quellen zur Geschichte der Stadt Ankara
im Altertum (Ankara 1967) 122ff. Nr. 105; siehe weiterhin IGRR III42; ebd. 190 -
OGIS 545 = E. Bosch, a.O. 130f. Nr. 108; IGRR III 191 = E. Bosch, a.O. 80ff.
Nr. 75; IGRR III 194 = OGIS 542 = E. Bosch, a.O. 182f. Nr. 142; IGRR III
495; ebd. 679. Vgl. dazu die weiter unten in Anm. 67 zitierte Literatur.
62 Vgl. etwa CIL VIII, Ind. 3, p. 342 und CIL XIII, Ind. p. 194 mit Listen von
Belegen. In den griechischen Inschriften findet sich dementsprechend das Adjektiv
ασύγκριτος, siehe z.B. IGRR III 63 = OGIS 528; IGRR III 67 (cf. 1418).
63 Beispiele für derartige Formulierungen: CIL V 7591; CIL V 3496 = ILS 8457;
CIL V 5701 = ILS 7251.
 
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