Der Prolog der ‘Bacchen’
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gegeben habe, das einige als gemeinsames Grab der Sieben betrachtet
hätten, die gegen Theben gezogen waren. Freilich sei von diesen Am-
phiaraos von der Erde verschlungen, Polyneikes nicht bestattet worden
und Adrastos heimgekehrt, weshalb eigentlich nur 4 Bestattungen zu
erwarten seien. Andere sähen die ejitci jvuqou als Verbrennungsstätte
von 7 der 14 Niobiden an, die man hier verbrannt habe. Die Vorstel-
lung, daß Niobe 7 Söhne und 7 Töchter gehabt habe, ist zuerst für das
gleichnamige Drama des Aischylos bezeugt (TGF 2p. 50), und auch die
spätere Tragödie hat sich daran gehalten (Sophokles Tr G F 4 F 446;
Euripides TGF2 455).
Ein thebanischer Lokalschriftsteller des 2. Jh. v. C., Aristodemos mit
Namen, dessen diesbezügliche Meinung die Euripides-Scholien zu
Phoen. 159 überliefern, versichert indessen (FgrH 383 F 3), es gebe
kein Niobidengrab in Theben. "Otceq eotlv ctXr]0Eg, cog ai)Tooxeöidt,Eiv
vüv eoikev ö EÜQintÖT]g setzt ein Grammatiker hinzu, der diese Notiz
erhalten hat. Vermutlich wird man mit Ziehen diesen Widerspruch zwi-
schen Pindar- und Euripides-Scholien damit erklären können, daß sich
an die „Sieben Scheiterhaufen“ nicht die Kulttradition eines Grabes
knüpfte, sondern es sich nur um eine mehr oder weniger apokryphe
Überlieferung handelte (R. E. V 2, 1534f.). Immerhin kennt Pausanias
(9,16,7) ein Grabmal der Amphioniden, also der Niobiden, in der Nähe
des Proitidischen Tores, an der nordöstlichen Ausfallstraße gelegen wie
viele andere Gräber, mit denen sich mythische Traditionen verbunden
hatten wie auch die vom Krieg der Sieben (9,18,2-6; s. o. 73). Auch der
Gewährsmann des Pindarscholions, der die ejito rnjpai mit den Sieben
gegen Theben in Verbindung brachte, hatte offenbar diese Region im
Auge. Jedenfalls verstärken diese versprengten Nachrichten den Ein-
druck, daß während der Teichoskopie am Anfang des Stückes das Heer
der Belagerer sich sowohl im Osten bzw. Nordosten als auch im Westen
der Stadt befindet, denn Tydeus wird am Dirke-Bach beobachtet, Par-
thenopaios in der gräberreichen Region vor dem Proitidentor.
Wenn nun die Teichoskopie so unmißverständliche Hinweise darauf
enthält, daß sich am Anfang des Dramas das feindliche Heer auf minde-
stens zwei Seiten der belagerten Stadt aufhalte, auf der Ismenos-Seite
und der Dirke-Seite, so widerspricht das sowohl dem Eindruck, den
man aus V. 730 gewinnt, als auch dem Anfang des ersten Botenberich-
tes: Kreon und Eteokles setzen voraus, daß sich das ganze Heer der An-
greifer im Tal der Dirke befindet, und nach den Worten V. llOOff.
rückt das Heer geschlossen aus der entgegengesetzten Richtung heran.
Daß die Verteilung der Kontingente auf die Tore, die der Botenbericht
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gegeben habe, das einige als gemeinsames Grab der Sieben betrachtet
hätten, die gegen Theben gezogen waren. Freilich sei von diesen Am-
phiaraos von der Erde verschlungen, Polyneikes nicht bestattet worden
und Adrastos heimgekehrt, weshalb eigentlich nur 4 Bestattungen zu
erwarten seien. Andere sähen die ejitci jvuqou als Verbrennungsstätte
von 7 der 14 Niobiden an, die man hier verbrannt habe. Die Vorstel-
lung, daß Niobe 7 Söhne und 7 Töchter gehabt habe, ist zuerst für das
gleichnamige Drama des Aischylos bezeugt (TGF 2p. 50), und auch die
spätere Tragödie hat sich daran gehalten (Sophokles Tr G F 4 F 446;
Euripides TGF2 455).
Ein thebanischer Lokalschriftsteller des 2. Jh. v. C., Aristodemos mit
Namen, dessen diesbezügliche Meinung die Euripides-Scholien zu
Phoen. 159 überliefern, versichert indessen (FgrH 383 F 3), es gebe
kein Niobidengrab in Theben. "Otceq eotlv ctXr]0Eg, cog ai)Tooxeöidt,Eiv
vüv eoikev ö EÜQintÖT]g setzt ein Grammatiker hinzu, der diese Notiz
erhalten hat. Vermutlich wird man mit Ziehen diesen Widerspruch zwi-
schen Pindar- und Euripides-Scholien damit erklären können, daß sich
an die „Sieben Scheiterhaufen“ nicht die Kulttradition eines Grabes
knüpfte, sondern es sich nur um eine mehr oder weniger apokryphe
Überlieferung handelte (R. E. V 2, 1534f.). Immerhin kennt Pausanias
(9,16,7) ein Grabmal der Amphioniden, also der Niobiden, in der Nähe
des Proitidischen Tores, an der nordöstlichen Ausfallstraße gelegen wie
viele andere Gräber, mit denen sich mythische Traditionen verbunden
hatten wie auch die vom Krieg der Sieben (9,18,2-6; s. o. 73). Auch der
Gewährsmann des Pindarscholions, der die ejito rnjpai mit den Sieben
gegen Theben in Verbindung brachte, hatte offenbar diese Region im
Auge. Jedenfalls verstärken diese versprengten Nachrichten den Ein-
druck, daß während der Teichoskopie am Anfang des Stückes das Heer
der Belagerer sich sowohl im Osten bzw. Nordosten als auch im Westen
der Stadt befindet, denn Tydeus wird am Dirke-Bach beobachtet, Par-
thenopaios in der gräberreichen Region vor dem Proitidentor.
Wenn nun die Teichoskopie so unmißverständliche Hinweise darauf
enthält, daß sich am Anfang des Dramas das feindliche Heer auf minde-
stens zwei Seiten der belagerten Stadt aufhalte, auf der Ismenos-Seite
und der Dirke-Seite, so widerspricht das sowohl dem Eindruck, den
man aus V. 730 gewinnt, als auch dem Anfang des ersten Botenberich-
tes: Kreon und Eteokles setzen voraus, daß sich das ganze Heer der An-
greifer im Tal der Dirke befindet, und nach den Worten V. llOOff.
rückt das Heer geschlossen aus der entgegengesetzten Richtung heran.
Daß die Verteilung der Kontingente auf die Tore, die der Botenbericht