Der Prolog der ‘Bacchen’
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die Mauerschau, den Katalog des Botenberichtes (1104-1140) sowie
die letzten Verse seiner Einleitung (1100-1103) streicht. Es bliebe
dann nur die Angabe im Dialog Kreon/Eteokles über die Feinde im
Dirke-Tal und die Schlachtschilderung des Botenberichtes (1141ff.),
die keine bzw. nur unbestimmte, d. h. namenlose Ortsangaben enthält,
welchen der Zuschauer aber alle für den Verlauf des Kampfes wesentli-
chen Details entnehmen kann.
Innerhalb des Botenberichtes ist nun die katalogartige Beschreibung
der sieben Feldherren entbehrlich oder sogar störend: Von einzelnen
der Feldherren ist nämlich in der folgenden Kampfschilderung recht
ausführlich die Rede (Tydeus und Polyneikes 1144ff.; Parthenopaios
1153ff.; Tydeus 1165ff.; Kapaneus 1172ff.; Adrastos 1187ff.). Auf die
von der Tradition vorgegebene und jedem Zuschauer geläufige Sieben-
zahl der Angreifer aber kommt in der Handlung der ‘Phoinissen’ gar
nichts an. Gerade darin unterscheiden sie sich von den ‘Sieben’ des Ais-
chylos, wo die Aufstellung der sieben angreifenden Heere vor den sie-
ben Toren der Stadt im Zentrum des Dramas stehen, und auch von den
‘Hiketiden’ des Euripides, die bekanntlich den Streit um das Begräbnis
aller gefallenen Feldherren zum Gegenstand haben. So läßt sich Eteok-
les’ schroffe Weigerung, mit der Aufzählung der Namen in der Stunde
höchster Gefahr Zeit zu verschwenden, zwar aus der dramatischen Si-
tuation verstehen (75lf.). Anders als ein Bote hat der verantwortliche
Oberbefehlshaber für diese Informationstätigkeit keine Muße. Aber es
ist doch die Frage, ob Euripides damit nur den Hinweis geben wollte,
wo ein guter Dichter einen derartigen Katalog anbringen könnte, näm-
lich in einem Botenbericht. Viel eher wird man Eteokles’ Worte jenseits
der dramatischen Handlung dahin verstehen, daß Katalogpoesie nicht
in die Tragödie gehöre. Denn auch der erste Botenbericht steht unter
Zeitdruck. Für Jokaste, die dann ja tatsächlich zu spät kommt, um den
verhängnisvollen Zweikampf ihrer Söhne zu verhindern, ist es wenig in-
teressant, welche Schildzeichen die Angreifer führen - das wäre in der
Teichoskopie vor dem Einsetzen der Handlung als Information für An-
tigone weit passender — vielmehr will und soll sie wissen, was sich unter
den Mauern der Stadt zugetragen hat, und erst in diesem Zusammen-
hang gewinnen Worte und Taten der einzelnen Heerführer Bedeutung.
Dieses Motiv aber kommt, wie wir sahen, in dem Botenbericht auch oh-
ne die Verse 1104—1140 durchaus zu seinem Recht.
Man wird also die Interpolationsthese für die Verse 1104 bis 1140
des ersten Botenberichtes beibehalten. Die Tragödie kann nur gewin-
nen, wenn man sie streicht. Das haben Friedrich und Fraenkel richtig
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die Mauerschau, den Katalog des Botenberichtes (1104-1140) sowie
die letzten Verse seiner Einleitung (1100-1103) streicht. Es bliebe
dann nur die Angabe im Dialog Kreon/Eteokles über die Feinde im
Dirke-Tal und die Schlachtschilderung des Botenberichtes (1141ff.),
die keine bzw. nur unbestimmte, d. h. namenlose Ortsangaben enthält,
welchen der Zuschauer aber alle für den Verlauf des Kampfes wesentli-
chen Details entnehmen kann.
Innerhalb des Botenberichtes ist nun die katalogartige Beschreibung
der sieben Feldherren entbehrlich oder sogar störend: Von einzelnen
der Feldherren ist nämlich in der folgenden Kampfschilderung recht
ausführlich die Rede (Tydeus und Polyneikes 1144ff.; Parthenopaios
1153ff.; Tydeus 1165ff.; Kapaneus 1172ff.; Adrastos 1187ff.). Auf die
von der Tradition vorgegebene und jedem Zuschauer geläufige Sieben-
zahl der Angreifer aber kommt in der Handlung der ‘Phoinissen’ gar
nichts an. Gerade darin unterscheiden sie sich von den ‘Sieben’ des Ais-
chylos, wo die Aufstellung der sieben angreifenden Heere vor den sie-
ben Toren der Stadt im Zentrum des Dramas stehen, und auch von den
‘Hiketiden’ des Euripides, die bekanntlich den Streit um das Begräbnis
aller gefallenen Feldherren zum Gegenstand haben. So läßt sich Eteok-
les’ schroffe Weigerung, mit der Aufzählung der Namen in der Stunde
höchster Gefahr Zeit zu verschwenden, zwar aus der dramatischen Si-
tuation verstehen (75lf.). Anders als ein Bote hat der verantwortliche
Oberbefehlshaber für diese Informationstätigkeit keine Muße. Aber es
ist doch die Frage, ob Euripides damit nur den Hinweis geben wollte,
wo ein guter Dichter einen derartigen Katalog anbringen könnte, näm-
lich in einem Botenbericht. Viel eher wird man Eteokles’ Worte jenseits
der dramatischen Handlung dahin verstehen, daß Katalogpoesie nicht
in die Tragödie gehöre. Denn auch der erste Botenbericht steht unter
Zeitdruck. Für Jokaste, die dann ja tatsächlich zu spät kommt, um den
verhängnisvollen Zweikampf ihrer Söhne zu verhindern, ist es wenig in-
teressant, welche Schildzeichen die Angreifer führen - das wäre in der
Teichoskopie vor dem Einsetzen der Handlung als Information für An-
tigone weit passender — vielmehr will und soll sie wissen, was sich unter
den Mauern der Stadt zugetragen hat, und erst in diesem Zusammen-
hang gewinnen Worte und Taten der einzelnen Heerführer Bedeutung.
Dieses Motiv aber kommt, wie wir sahen, in dem Botenbericht auch oh-
ne die Verse 1104—1140 durchaus zu seinem Recht.
Man wird also die Interpolationsthese für die Verse 1104 bis 1140
des ersten Botenberichtes beibehalten. Die Tragödie kann nur gewin-
nen, wenn man sie streicht. Das haben Friedrich und Fraenkel richtig