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Albrecht Dihle
den die neueren Herausgeber meist tilgen, sei von Schauspielern hinzu-
gesetzt worden, die Vers 6 in der Form vüv örj rtg aX/.r] öuoTUXEGTdrri
yuvT] gelesen hätten. Der Itazismus el/y] spricht für späte Entstehung
der Interpolation, nach dem 4. Jh. v. C. Die Verwechselung el/t] begeg-
net in den attischen Inschriften erst im 1. Jh. v. C. Der genetivus compa-
rationis beim Superlativ begegnet im Epos und im ionischen Dialekt,
später gelegentlich in nachklassischem Griechisch. Dem attischen Dra-
ma ist diese Konstruktion fremd (Schwyzer G. G. II 100).
Auf nachklassische Verhältnisse muß sich auch die Angabe zu Phoen.
264 beziehen. Der Vers ist in allen Handschriften in der Form XaßövTEg
otj |iE0ä)G’ ctvcnpaKTOv xpöa. Dazu merkt das Scholion an, diese Lesart
gehe auf Schauspieler zurück, die beim richtigen Text Aussprache-
schwierigkeiten gehabt hätten: kotßövxEg oük ekcpqwo’ ävcupcxKTov
XQÖa. Was es mit der Aussprache auf sich hatte, ist nicht ganz klar. Si-
cher aber ist, daß das nur in Komposita vorkommende Verb cppEO),
E<ppr]oa (zur Herleitung vgl. Schwyzer G. G. I 689) eine äußerst seltene
Bildung war. Sie ist zwar gelegentlich in nachklassischer Zeit auch in
nichtattizistischen Texten bezeugt, aber die Attizisten hielten sie offen-
bar für ein attisches Spezifikum (Luc. Lexiph. 9), und die Lexikogra-
phen sahen sich veranlaßt, sie zu erläutern (Hesych. E 1801 L.). In
außerattischen Texten klassischer Zeit begegnet das Verb nirgends. Die
von den Scholien als Schauspielervariante klassifizierte Lesart unserer
Handschriften bringt also die vor einem hellenistischen Publikum ver-
ständliche Ersetzung eines seltenen durch ein gängiges Wort. Ein atti-
sches Publikum des 4. Jh. dürfte -cpqeo), wie die Belege aus den Red-
nern zeigen, ohne Mühe verstanden haben. Interessanterweise teilt das
Scholion weiterhin mit, der Grammatiker Philoxenos habe in seinem
Werk über einsilbige Verben (fr. 16 Theodorides) den Vers aus den
Thoinissen’ in der richtigen Form zitiert.
Natürlich läßt sich nicht bei jedem Scholion, das eine Schauspielerva-
riante notiert, deren Herkunft aus früher oder später Zeit feststellen. So
sind etwa die Vermerke zu Med. 84, 910 oder Or. 643 in dieser Hin-
sicht unergiebig. In anderen Fällen handelt es sich mit Sicherheit um
Verweise auf frühe, ins 5. oder 4. Jh. gehörende Bühnenpraxis. Das gilt
für das berühmte yaXf]v’ öoöj bzw. yaXrjv öqö) aus Or. 279, wo sich die
Grammatikemotiz auf Zitate aus der Alten Komödie stützt.
Es dürfte aber deutlich geworden sein, daß etliche unter den einschlä-
gigen Scholien Bühnenverhältnisse nachklassischer Zeit voraussetzen,
die Klassifizierung in ujiOKpiraL und oi vüv TjjroKQiicd also bedeutungs-
voll ist. Eben diesen modernen Schauspielern wird im Scholion zu Or.
Albrecht Dihle
den die neueren Herausgeber meist tilgen, sei von Schauspielern hinzu-
gesetzt worden, die Vers 6 in der Form vüv örj rtg aX/.r] öuoTUXEGTdrri
yuvT] gelesen hätten. Der Itazismus el/y] spricht für späte Entstehung
der Interpolation, nach dem 4. Jh. v. C. Die Verwechselung el/t] begeg-
net in den attischen Inschriften erst im 1. Jh. v. C. Der genetivus compa-
rationis beim Superlativ begegnet im Epos und im ionischen Dialekt,
später gelegentlich in nachklassischem Griechisch. Dem attischen Dra-
ma ist diese Konstruktion fremd (Schwyzer G. G. II 100).
Auf nachklassische Verhältnisse muß sich auch die Angabe zu Phoen.
264 beziehen. Der Vers ist in allen Handschriften in der Form XaßövTEg
otj |iE0ä)G’ ctvcnpaKTOv xpöa. Dazu merkt das Scholion an, diese Lesart
gehe auf Schauspieler zurück, die beim richtigen Text Aussprache-
schwierigkeiten gehabt hätten: kotßövxEg oük ekcpqwo’ ävcupcxKTov
XQÖa. Was es mit der Aussprache auf sich hatte, ist nicht ganz klar. Si-
cher aber ist, daß das nur in Komposita vorkommende Verb cppEO),
E<ppr]oa (zur Herleitung vgl. Schwyzer G. G. I 689) eine äußerst seltene
Bildung war. Sie ist zwar gelegentlich in nachklassischer Zeit auch in
nichtattizistischen Texten bezeugt, aber die Attizisten hielten sie offen-
bar für ein attisches Spezifikum (Luc. Lexiph. 9), und die Lexikogra-
phen sahen sich veranlaßt, sie zu erläutern (Hesych. E 1801 L.). In
außerattischen Texten klassischer Zeit begegnet das Verb nirgends. Die
von den Scholien als Schauspielervariante klassifizierte Lesart unserer
Handschriften bringt also die vor einem hellenistischen Publikum ver-
ständliche Ersetzung eines seltenen durch ein gängiges Wort. Ein atti-
sches Publikum des 4. Jh. dürfte -cpqeo), wie die Belege aus den Red-
nern zeigen, ohne Mühe verstanden haben. Interessanterweise teilt das
Scholion weiterhin mit, der Grammatiker Philoxenos habe in seinem
Werk über einsilbige Verben (fr. 16 Theodorides) den Vers aus den
Thoinissen’ in der richtigen Form zitiert.
Natürlich läßt sich nicht bei jedem Scholion, das eine Schauspielerva-
riante notiert, deren Herkunft aus früher oder später Zeit feststellen. So
sind etwa die Vermerke zu Med. 84, 910 oder Or. 643 in dieser Hin-
sicht unergiebig. In anderen Fällen handelt es sich mit Sicherheit um
Verweise auf frühe, ins 5. oder 4. Jh. gehörende Bühnenpraxis. Das gilt
für das berühmte yaXf]v’ öoöj bzw. yaXrjv öqö) aus Or. 279, wo sich die
Grammatikemotiz auf Zitate aus der Alten Komödie stützt.
Es dürfte aber deutlich geworden sein, daß etliche unter den einschlä-
gigen Scholien Bühnenverhältnisse nachklassischer Zeit voraussetzen,
die Klassifizierung in ujiOKpiraL und oi vüv TjjroKQiicd also bedeutungs-
voll ist. Eben diesen modernen Schauspielern wird im Scholion zu Or.