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Hildebrecht Hommel
ähnlichen Montur gehörte eine einfache grüne Schildmütze aus Lo-
den, auf der man als broschenartiges Abzeichen eine bronzegetönte,
aus Blech gestanzte Münze von bemerkenswerter künstlerischer Qua-
lität trug, allgemein der „Spartanerkopf“ benannt. Auch unser 'Feld-
meister’, ein Altphilologe, wußte ihn nicht anders zu bezeichnen. Je-
doch zeigte das Bild, was im damaligen Umkreis offenbar kaum jeman-
dem mehr bewußt war, den Kopf des Hermes in Seitenansicht, ziem-
lich genau kopiert nach den qualitativ so hochstehenden Tetradrach-
men von Ainos in Thrakien aus dem 5. vorchristl. Jh., charakterisiert
durch die eng anliegende Filzkappe, den Petasos (Abb. 2)3. Ein Bei-
spiel von vielen dafür, daß selbst noch in neuerer Zeit antike Münzbil-
der sozusagen zweckentfremdet verwendet wurden und eine neue,
unzutreffende Deutung erhielten, in diesem Fall eine recht nüchterne.
Denn der Hermesknabe mit seinen losen Streichen, wie er etwa im ho-
merischen Hymnus geschildert wird, hätte uns Buben als Vorbild weit
besser behagt als der Spartaner mit seinem herb-asketischen Beige-
schmack.
Ich lasse nun ein Beispiel folgen, wo eine mehr räumlich als zeitlich
merkwürdige Verschiebung und wohl auch Umdeutung eines antiken
Münzmotivs stattgefunden hat. Ähnlich wie die Phoinikerstadt Gaza
und vielleicht von daher beeinflußt bedienten sich die himyaritischen
Herrscher Südarabiens, diese etwa seit dem 4. vorchristlichen Jahrhun-
dert, athenischer Münzbilder (Vs. Athenakopf, Rs. Eule, bald auch auf
der Vs. der Herrscherkopf nach hellenistischem Vorbild)4. Zur Zeit des
Augustus, wohl bald nach dessen mißglücktem, von Aelius Gallus
angeführtem Feldzug nach Südarabien von ca. 26 v. Chr.5 gingen diese
3 B. V. Head, HistoriaNumorum21911 (Neudruck 1963), S. 246. Von dem diese Münze
nachbildenden Abzeichen konnte ich kein Exemplar mehr ermitteln und muß es
daher bei meinem Bericht bewenden lassen.
4 Zur ersten Orientierung vgl. Head aO. S. 813 (zu den entsprechenden Münzen
von Gaza S. 805).
5 Über diesen Feldzug berichtet kurz Augustus selber in seinem Tatenbericht
(c. 26 gg.E.), bald danach Strabon 782 C und wieder etwas später Plinius,
Nat. hist. VI 160 (der wie Augustus die Niederlage verschleiert, aber eine Fülle
arabischer Städte nennt, von denen einige neuerdings identifiziert werden konnten),
dann auch noch, mehr als 200 Jahre nach dem Ereignis, Cassius Dio LIII 29,8.
Danach setzten sich die Römer nach Eroberung mehrerer Plätze in der Festung
(%<opiov) AüAouAa (Strabon: AüpovAa) fest, altarabisch Yatil, heute Baraqis in
der Oase Dschauf. Von da unternahmen sie einen vergeblichen Vorstoß nach der
Hauptstadt der Sabäer, Marib, und mußten daraufhin das ganze Unternehmen ab-
brechen. Das einzige archäologische Zeugnis dafür ist das Anfang der Siebziger
Hildebrecht Hommel
ähnlichen Montur gehörte eine einfache grüne Schildmütze aus Lo-
den, auf der man als broschenartiges Abzeichen eine bronzegetönte,
aus Blech gestanzte Münze von bemerkenswerter künstlerischer Qua-
lität trug, allgemein der „Spartanerkopf“ benannt. Auch unser 'Feld-
meister’, ein Altphilologe, wußte ihn nicht anders zu bezeichnen. Je-
doch zeigte das Bild, was im damaligen Umkreis offenbar kaum jeman-
dem mehr bewußt war, den Kopf des Hermes in Seitenansicht, ziem-
lich genau kopiert nach den qualitativ so hochstehenden Tetradrach-
men von Ainos in Thrakien aus dem 5. vorchristl. Jh., charakterisiert
durch die eng anliegende Filzkappe, den Petasos (Abb. 2)3. Ein Bei-
spiel von vielen dafür, daß selbst noch in neuerer Zeit antike Münzbil-
der sozusagen zweckentfremdet verwendet wurden und eine neue,
unzutreffende Deutung erhielten, in diesem Fall eine recht nüchterne.
Denn der Hermesknabe mit seinen losen Streichen, wie er etwa im ho-
merischen Hymnus geschildert wird, hätte uns Buben als Vorbild weit
besser behagt als der Spartaner mit seinem herb-asketischen Beige-
schmack.
Ich lasse nun ein Beispiel folgen, wo eine mehr räumlich als zeitlich
merkwürdige Verschiebung und wohl auch Umdeutung eines antiken
Münzmotivs stattgefunden hat. Ähnlich wie die Phoinikerstadt Gaza
und vielleicht von daher beeinflußt bedienten sich die himyaritischen
Herrscher Südarabiens, diese etwa seit dem 4. vorchristlichen Jahrhun-
dert, athenischer Münzbilder (Vs. Athenakopf, Rs. Eule, bald auch auf
der Vs. der Herrscherkopf nach hellenistischem Vorbild)4. Zur Zeit des
Augustus, wohl bald nach dessen mißglücktem, von Aelius Gallus
angeführtem Feldzug nach Südarabien von ca. 26 v. Chr.5 gingen diese
3 B. V. Head, HistoriaNumorum21911 (Neudruck 1963), S. 246. Von dem diese Münze
nachbildenden Abzeichen konnte ich kein Exemplar mehr ermitteln und muß es
daher bei meinem Bericht bewenden lassen.
4 Zur ersten Orientierung vgl. Head aO. S. 813 (zu den entsprechenden Münzen
von Gaza S. 805).
5 Über diesen Feldzug berichtet kurz Augustus selber in seinem Tatenbericht
(c. 26 gg.E.), bald danach Strabon 782 C und wieder etwas später Plinius,
Nat. hist. VI 160 (der wie Augustus die Niederlage verschleiert, aber eine Fülle
arabischer Städte nennt, von denen einige neuerdings identifiziert werden konnten),
dann auch noch, mehr als 200 Jahre nach dem Ereignis, Cassius Dio LIII 29,8.
Danach setzten sich die Römer nach Eroberung mehrerer Plätze in der Festung
(%<opiov) AüAouAa (Strabon: AüpovAa) fest, altarabisch Yatil, heute Baraqis in
der Oase Dschauf. Von da unternahmen sie einen vergeblichen Vorstoß nach der
Hauptstadt der Sabäer, Marib, und mußten daraufhin das ganze Unternehmen ab-
brechen. Das einzige archäologische Zeugnis dafür ist das Anfang der Siebziger