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Hommel, Hildebrecht; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1981, 9. Abhandlung): Antike Spuren im Tübinger Wappen: zur Frage der Verwertung und Umdeutung numismatischer Motive ; vorgelegt am 13. Juni 1981 — Heidelberg: Winter, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.47802#0013
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Antike Spuren im Tübinger Wappen

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- wenn auch vielleicht nur halb bewußt - gleichsam als Libertatis
vindex abbilden ließ, dem es gelungen war, die Freiheit des Kleinfur-
sten im fernen Südarabien zu bewahren9. Daß dieses in der von uns ver-
muteten Weise umgedeutete Münzvorbild gerade durch den Feldzug
des Aelius Gallus in der Arabia felix bekannt geworden sein wird, liegt
natürlich nahe anzunehmen10.
Das nächste Beispiel kommt unserem Hauptthema um einiges
näher. Das altadelige bairisch-fränkische Geschlecht der Grafen von
Pappenheim11, früh mit der erblichen Reichsmarschallwürde bedacht,
führte ein herrschaftliches Siegel, dessen ältestes erhaltenes Exemplar
dem Pappenheimer Marschall Heinrich VI. zugehört und aus dem Jahr
1251 stammt12 (Abb. 6). Es darf jedoch angenommen werden, daß min-
9 Wenn freilich H. v. Wissmann aO. 435 damit recht hat, daß eine weitere Aktion
des Augustus zur See, einige Jahre nach dem mißglückten Feldzug des Aelius
Gallus, eine freundschaftliche Handelspartnerschaft zu Himyar hergestellt und den
Herrscher des Landes als „einen wertvollen Freund Roms“ gewonnen habe,
dann könnte man das Augustusbild auf der Münze doch als eine Art von Unter-
werfung deuten wollen. Doch bliebe in der Wahl des Münzbilds mit der Legende
Vindex libertatis auch und gerade dann für uns eine merkwürdige Ironie ent-
halten. In dem Rechenschaftsbericht des Princeps und in den übrigen westlichen
Quellen steht von all dem nichts. Denn eine Notiz im anonymen Periplus Maris
Erythraei (wohl aus dem 1. nachchristlichen Jahrhundert) c. 23 Frisk, die von
Gesandtschaften und von freundschaftlichem Geschenkaustausch mit den römi-
schen Herrschern berichtet, bezieht sich auf eine Zeit mindestens zwei Genera-
tionen nach Augustus; dazu s. M. G. Raschke aO. (ob. Anm. 5), S. 87190i-
E. Kornemann in: Janus 1. 1921, S. 55 ff., der den 'Periplus’ „vor 105 n. Chr.“
ansetzt, denkt dabei an die flavischen Kaiser und an einen vorangegangenen
Freundschaftsvertrag etwa zur Zeit Neros. Vgl. jetzt auch H. v. Wissmann aO.,
S. 434 mit weiterer Literatur. Er setzt den 'Periplus’ mit anderen Forschem erst
ins frühe 3. Jh. und datiert die dort erwähnten freundschaftlichen Beziehungen
zu Rom in die Zeit um 222 n. Chr.; allerdings nimmt er ja auch für die
augusteische und nachaugusteische Zeit bereits ein freundschaftliches Verhältnis
zwischen Himyar und Rom an (vgl. dazu diese Anm. weiter oben).
10 So auch P. Boneschi aO. (1954) S. 18.
11 Kurz und klar informiert über die Herrschaft und Stadt Pappenheim Wilh.
Kraft in: Frankenland, Jg. 1959, S. 65 ff.
12 Haupt Graf zu Pappenheim, Versuch einer Geschichte der frühen Pappenheimer
Marschälle vom XII. bis zum XVI. Jh. ... Würzburg 1927, S. 63 m. Abb. auf
Taf. VII (woher auch unsere Abb. entnommen ist). Die betreffende Urkunde ist
abgedruckt bei demselben, Regesten der frühen Pappenheimer Marschälle ...
1927, S. 112 f. unter Nr. 20. Das Original befindet sich im Fürstl. Öttingen-
Wallersteinschen Archiv. Das Siegel ist auch abgebildet in dem großen Katalog
der Stuttgarter Ausstellung 1977 „Die Zeit der Staufer“ Bd. II Abb. 34 und zu-
treffend erörtert von R. Kashnitz ebda. Bd. I S. 55f. (vgl. a. S. 18f.). In einem
 
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