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Petrikovits, Harald von; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1983, 3. Abhandlung): Die römischen Provinzen am Rhein und an der oberen und mittleren Donau im 5. Jahrhundert n. Chr.: ein Vergleich ; vorgetragen am 15. Januar 1983 — Heidelberg: Winter, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.47811#0010
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Harald von Petrikovits

sich einen möglichst reichen Anteil am hunnischen Erbe zu sichern.
Der 'Gepidenbund’ unter König Ardarich besiegte das Hunnenheer
in der Schlacht am Fluß Nedao im Jahr 454. In dem ständigen Zwie-
spalt zwischen West- und Ostrom erlaubte der Kaiser des Ostens
den Ostgoten unter König Valamer zwei Jahre danach, sich in Panno-
nien anzusiedeln.
Der Nord-Süd-Einfallsweg der heute so bezeichneten Bernstein-
straße, die innerhalb Pannoniens über Savaria (Szombathely) unmit-
telbar den Zugang nach Italien ermöglichte, war neben der pannoni-
schen Ostfront ein Haupteinfallsweg germanischer Ethnien. Im Jahr
374 hatte ein Einfall der Quaden und Sarmaten, der diesen Weg
nahm, den Kaiser Valentinian I an die Donaufront gerufen. 100 Jahre
später, im Jahr 466/67 stießen Sueben auf demselben Weg bis Ita-
lien vor.
Genug an historischer Einleitung. Wenden wir uns den Schicksalen
der Verwaltungssitze der vier spätrömischen Provinzen Pannoniens zu:
solche waren Savaria (Szombathely) für die Pannonia I, Sopianae
(Pecs, Fünfkirchen) für die Valeria, Siscia (Sisak) für die Savia und
Sirmium (Sremska Mitrovica) für die Pannonia II. Ungarische Aus-
grabungen in Savaria haben gezeigt, daß zwar noch zur Zeit Valen-
tinians I dort ein Palast mit einem Bad stand und daß die Stadt um-
wehrt war, daß aber im 5. Jahrh. ein- bis zweiräumige Lehmhäuser
auf Steinsockeln über den älteren Ruinen erbaut wurden, die auf eine
sehr arme Bevölkerung hinweisen.5 Endre Toth vermochte immerhin
wahrscheinlich zu machen, daß ein römischer Kanal der Stadt, der
sie vor Überschwemmungen schützte, von römischer Zeit bis heute
sauber gehalten wurde und daß der Name der Stadt Savaria bis ins
Mittelalter und länger gebräuchlich war.6
Sirmium, die Hauptstadt der Pannonia II, war bis in byzantinische
Zeit hinein ein bedeutender Zentralort wie schon in der vorange-
gangenen Epoche. Seit dem Streit der Theodosiussöhne um West-
illyricum spielte es eine besondere Rolle. In diesem Zwist kam den
Westgoten unter Alarich eine historische Bedeutung zu, die über den
Anlaß des Streites weit hinausging. Ihr Einbruch nach Italien im Jahr
401 führte sie auch über Sirmium. Trotzdem konnte die Stadt ihre
5 K. Sz.-Pöczy, Städte in Pannonien (Budapest 1976) 23f. 63. Lit. 101-103. E. Toth,
Geschichte der Oberen Wart im ersten Jahrtausend, in: Die Ober Wart (Oberwart
1977) 88-91.
6 E. Toth, Folia Archaeol. 27, 1976, 89-120.
 
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