Die römischen Provinzen am Rhein
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Die Alamannen waren im 4. und in der 1. Hälfte des 5. Jahrhun-
derts mit ihren Wohnsitzen im rechtsrheinischen Teil der früheren
Germania superior, im Dekumatenland, offenbar einigermaßen zufrie-
den.42 Sie holten sich zwar durch ihre Raubzüge, die sie sogar nach
Italien führten, was ihnen an den Gütern der römischen Zivilisation
wünschenswert erschien, sie scheinen aber erst um die Mitte des
4. Jahrhunderts dauernde Wohnsitze in Gallien erstrebt zu haben,
sei es, weil sie das Dekumatenland leer geplündert hatten, oder weil
ihnen der zivilisatorische Unterschied zwischen diesem und großen
Teilen Galliens klar war, das eben noch nicht so stark verarmt war.
Im Norden der Provinz Germania I waren es im 5. Jahrh. schon
Franken, die sich dort ansässig machten. Welche Wege wählten die
Alamannen, um nach Gallien einzubrechen? Wir haben schon gehört,
daß die burgundische Pforte nach den französischen Forschungen erst
um die Mitte des 5. Jahrhunderts dafür benutzt wurde. Es bleibt
dann die Römerstraße durch die Zabemer Senke nach Metz und
vielleicht die Talung zwischen dem Pfälzer Wald und dem Nord-
pfälzer Bergland zum Saargebiet übrig. In das Innere der heutigen
Schweiz und damit auch nach Italien führte natürlich eine Haupt-
straße entlang der Aare.
Leider ist es in der Germania / und //schwierig, auf archäologische
Weise Romanen nachzuweisen. Das von K. Böhner ermittelte Merk-
mal der Beigabenlosigkeit von Gräbern der Romanen im 5. und
6. Jahrh. ist bisher vielfach bestätigt worden. Für die Datierung von
Gräbern ins 5. Jahrh. kommt weniger die Gefäßkeramik als Metall-
sachen in Betracht. Mit der Klärung der Keramikdatierung beschäftigt
sich eine Bonner Dissertation.43
Der Verwaltungshauptsitz der Germania I war Mogontiacum
(Mainz). Wie immer ein kontinuierliches Leben in Mainz von der spät-
römischen Zeit bis ins frühe Mittelalter beurteilt werden mag, sicher
42 Zu Alamannen im 5. Jh. außer L. Schmidt, Die Westgermanen2 (München 1939
und 1940) (Neudruck 1970) 271-284. H. Jänichen, RGA2 I (Berlin 1973) 139-141;
H. Steuer ebd 156f.; C. Dirlmeier u. G. Gottlieb, Quellen zur Gesch. der Ala-
mannen II: Quellen zur Gesch. d. Alamannen von Libanios bis Gregor von Tours
(Sigmaringen 1978); R. Christlein, Die Alamannen. Archäologie eines lebendigen
Volkes (Stuttgart 1978) 29-31. Überall Literatur.
43 Beigabenlosigkeit der Romanen: Böhner, Altertümer I 268. Fundhorizont der
I. Hälfte d. 5. Jh. am Rhein: J. Werner, Kriegergräber aus der ersten Hälfte des
5. Jahrh. zwischen Schelde und Weser: Bonner Jb. 158.1958,372-413. H. W. Böhme,
Germanische Grabfunde des 4. bis 5. Jahrhunderts I (München 1974) 155-157
(Zeitstufe III).
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Die Alamannen waren im 4. und in der 1. Hälfte des 5. Jahrhun-
derts mit ihren Wohnsitzen im rechtsrheinischen Teil der früheren
Germania superior, im Dekumatenland, offenbar einigermaßen zufrie-
den.42 Sie holten sich zwar durch ihre Raubzüge, die sie sogar nach
Italien führten, was ihnen an den Gütern der römischen Zivilisation
wünschenswert erschien, sie scheinen aber erst um die Mitte des
4. Jahrhunderts dauernde Wohnsitze in Gallien erstrebt zu haben,
sei es, weil sie das Dekumatenland leer geplündert hatten, oder weil
ihnen der zivilisatorische Unterschied zwischen diesem und großen
Teilen Galliens klar war, das eben noch nicht so stark verarmt war.
Im Norden der Provinz Germania I waren es im 5. Jahrh. schon
Franken, die sich dort ansässig machten. Welche Wege wählten die
Alamannen, um nach Gallien einzubrechen? Wir haben schon gehört,
daß die burgundische Pforte nach den französischen Forschungen erst
um die Mitte des 5. Jahrhunderts dafür benutzt wurde. Es bleibt
dann die Römerstraße durch die Zabemer Senke nach Metz und
vielleicht die Talung zwischen dem Pfälzer Wald und dem Nord-
pfälzer Bergland zum Saargebiet übrig. In das Innere der heutigen
Schweiz und damit auch nach Italien führte natürlich eine Haupt-
straße entlang der Aare.
Leider ist es in der Germania / und //schwierig, auf archäologische
Weise Romanen nachzuweisen. Das von K. Böhner ermittelte Merk-
mal der Beigabenlosigkeit von Gräbern der Romanen im 5. und
6. Jahrh. ist bisher vielfach bestätigt worden. Für die Datierung von
Gräbern ins 5. Jahrh. kommt weniger die Gefäßkeramik als Metall-
sachen in Betracht. Mit der Klärung der Keramikdatierung beschäftigt
sich eine Bonner Dissertation.43
Der Verwaltungshauptsitz der Germania I war Mogontiacum
(Mainz). Wie immer ein kontinuierliches Leben in Mainz von der spät-
römischen Zeit bis ins frühe Mittelalter beurteilt werden mag, sicher
42 Zu Alamannen im 5. Jh. außer L. Schmidt, Die Westgermanen2 (München 1939
und 1940) (Neudruck 1970) 271-284. H. Jänichen, RGA2 I (Berlin 1973) 139-141;
H. Steuer ebd 156f.; C. Dirlmeier u. G. Gottlieb, Quellen zur Gesch. der Ala-
mannen II: Quellen zur Gesch. d. Alamannen von Libanios bis Gregor von Tours
(Sigmaringen 1978); R. Christlein, Die Alamannen. Archäologie eines lebendigen
Volkes (Stuttgart 1978) 29-31. Überall Literatur.
43 Beigabenlosigkeit der Romanen: Böhner, Altertümer I 268. Fundhorizont der
I. Hälfte d. 5. Jh. am Rhein: J. Werner, Kriegergräber aus der ersten Hälfte des
5. Jahrh. zwischen Schelde und Weser: Bonner Jb. 158.1958,372-413. H. W. Böhme,
Germanische Grabfunde des 4. bis 5. Jahrhunderts I (München 1974) 155-157
(Zeitstufe III).