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Harald von Petrikovits
ist, daß die Stadt bis ins 5. Jahrh. hinein bestand, wenn auch wohl in
eingeengtem Umfang.44 Da wir bisher innerhalb der spätrömischen
Keramik am Rhein Funde des 4. und 5. Jahrhunderts noch nicht
unterscheiden können, wovon noch zu sprechen sein wird, sind wir
für die Datierung in diese Zeit auf germanische Gräber angewiesen.
Diese können uns zwar einen Zeithorizont zeigen, aber nicht das
Vorhandensein einer romanischen Bevölkerung. Im Fall von Mainz
scheint aber das Gräberfeld zwischen Forsterstraße und dem Garten-
bauplatz nicht nur im 4. Jahrh., sondern auch wahrscheinlich im
5. Jahrh. belegt gewesen zu sein. Dasselbe gilt für die Gräberfelder
innerhalb eines heutigen Friedhofs über der Unteren Zahlbacher
Straße und dem Friedhof um die St. Albanskirche im Süden von
Mainz. Ferner scheinen die Grabkirchen des hl. Aureus und des
hl. Albanus, die auf den eben genannten Gräberfeldern erbaut wurden,
dem 5. Jahrh. anzugehören. Man hat auch einleuchtend begründet,
weshalb der heutige Mainzer Dom letzten Endes auf eine Peters-
kirche der spätrömischen Epoche zurückgeht, die also auch das
5. Jahrh. überdauert haben würde. Das alles ergibt ein (wahrschein-
lich schwaches, zumindest armes) Fortleben der Stadt bis in die von
uns behandelte Epoche. Es bedarf eigentlich nicht des archäologischen
Befundes für diese Feststellung, weil die historische Überlieferung
diese Tatsache selbst bestätigt.
Ob sich irgendeine kleinere Stadt in der oberrheinischen Tiefebene
außer Argentorate (Straßburg) bis in das 5. Jahrh. gehalten hat, ist
noch zu untersuchen. Speyer überlebte dieses Jahrhundert nicht, bei
Worms ist es zumindest fraglich.45 In Straßburg scheint J.-J. Hatt
sicher zu sein, daß ein von ihm ausgegrabener Bau unter der Kirche
St. Etienne dem 5. Jahrh. angehört. Es kann nicht entschieden wer-
den, ob dieser Bau ursprünglich als Kirche oder als ein öffentlicher
Versammlungsraum erbaut war.46 Hatt glaubt Anzeichen gefunden zu
haben, daß eine romanische Bevölkerung im 5. Jahrh. in ärmlichen
Verhältnissen innerhalb der spätrömischen Festung weiterlebte.47
44 K. Weidemann, in: Führer Mainz 11 (Mainz) (Mainz 1969) 46-49. L. Falck ebd
58-63. Die literarischen Erwähnungen sind bei A. Riese, Das rheinische Germanien
in der antiken Literatur (Leipzig 1892, Neudruck Groningen 1969) ab S. 340
zusammengestellt, vgl. Register 482 s.v. Vgl. auch Verf., Rheinlande 1980, 366
(Register s.v.) ab S. 273 mit Anm.
45 Verf., (Anm. 37) 215 mit Anm. 12f.
46 J.-J. Hatt, in: G. Livet u. F. Rapp (Hrsg.), Histoire de Strasbourg des origines ä
nos jours I (Straßburg 1980) 106-109 mit Literatur S. XLIXf.
47 Ebd 109.
Harald von Petrikovits
ist, daß die Stadt bis ins 5. Jahrh. hinein bestand, wenn auch wohl in
eingeengtem Umfang.44 Da wir bisher innerhalb der spätrömischen
Keramik am Rhein Funde des 4. und 5. Jahrhunderts noch nicht
unterscheiden können, wovon noch zu sprechen sein wird, sind wir
für die Datierung in diese Zeit auf germanische Gräber angewiesen.
Diese können uns zwar einen Zeithorizont zeigen, aber nicht das
Vorhandensein einer romanischen Bevölkerung. Im Fall von Mainz
scheint aber das Gräberfeld zwischen Forsterstraße und dem Garten-
bauplatz nicht nur im 4. Jahrh., sondern auch wahrscheinlich im
5. Jahrh. belegt gewesen zu sein. Dasselbe gilt für die Gräberfelder
innerhalb eines heutigen Friedhofs über der Unteren Zahlbacher
Straße und dem Friedhof um die St. Albanskirche im Süden von
Mainz. Ferner scheinen die Grabkirchen des hl. Aureus und des
hl. Albanus, die auf den eben genannten Gräberfeldern erbaut wurden,
dem 5. Jahrh. anzugehören. Man hat auch einleuchtend begründet,
weshalb der heutige Mainzer Dom letzten Endes auf eine Peters-
kirche der spätrömischen Epoche zurückgeht, die also auch das
5. Jahrh. überdauert haben würde. Das alles ergibt ein (wahrschein-
lich schwaches, zumindest armes) Fortleben der Stadt bis in die von
uns behandelte Epoche. Es bedarf eigentlich nicht des archäologischen
Befundes für diese Feststellung, weil die historische Überlieferung
diese Tatsache selbst bestätigt.
Ob sich irgendeine kleinere Stadt in der oberrheinischen Tiefebene
außer Argentorate (Straßburg) bis in das 5. Jahrh. gehalten hat, ist
noch zu untersuchen. Speyer überlebte dieses Jahrhundert nicht, bei
Worms ist es zumindest fraglich.45 In Straßburg scheint J.-J. Hatt
sicher zu sein, daß ein von ihm ausgegrabener Bau unter der Kirche
St. Etienne dem 5. Jahrh. angehört. Es kann nicht entschieden wer-
den, ob dieser Bau ursprünglich als Kirche oder als ein öffentlicher
Versammlungsraum erbaut war.46 Hatt glaubt Anzeichen gefunden zu
haben, daß eine romanische Bevölkerung im 5. Jahrh. in ärmlichen
Verhältnissen innerhalb der spätrömischen Festung weiterlebte.47
44 K. Weidemann, in: Führer Mainz 11 (Mainz) (Mainz 1969) 46-49. L. Falck ebd
58-63. Die literarischen Erwähnungen sind bei A. Riese, Das rheinische Germanien
in der antiken Literatur (Leipzig 1892, Neudruck Groningen 1969) ab S. 340
zusammengestellt, vgl. Register 482 s.v. Vgl. auch Verf., Rheinlande 1980, 366
(Register s.v.) ab S. 273 mit Anm.
45 Verf., (Anm. 37) 215 mit Anm. 12f.
46 J.-J. Hatt, in: G. Livet u. F. Rapp (Hrsg.), Histoire de Strasbourg des origines ä
nos jours I (Straßburg 1980) 106-109 mit Literatur S. XLIXf.
47 Ebd 109.