Die römischen Provinzen am Rhein
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Deutlich anders verhält es sich mit den Siedlungen der Germania I,
die an der Mosel lagen. Hier hatten auch unbefestigte Siedlungen wie
Kobern und Gondorf (Gondruba) noch im 5. Jahrh. Bestand. Venan-
tius Fortunatus sah in Gondruba einen regen Flußhafen, als er in der
Zeit Theudeberts I. hier vorbeifuhr. Das bestätigt die Vermutung von
Sprachwissenschaftlern, daß sich beiderseits der Mosel in der Eifel
und im Hunsrück ein Block romanischer Bevölkerung gehalten,habe,
der bis in das 4. Jahrh. noch eine romanische Sprache gesprochen
habe.48 Eine Frage für sich dürften die Festungsorte am Rhein sein,
die den Germaneneinbruch des Jahres 406 überdauerten, wie die
Analyse der Notitia Dignitatum ergab.49 Wie lange die Kastelle noch
von irgendwelchen Truppenteilen belegt waren, die in römischen
Diensten standen, oder nur von irgendeiner bürgerlichen Bevölke-
rung, ist vorläufig nicht zu entscheiden. Die Kastelle Germersheim
(Vicus Iulius), Boppard (Boudobriga), Koblenz (Confluentes) und
Andernach (Antunnacum) unterstanden noch einige Jahre nach 401
bis spätestens etwa 412/13 dem Dux Mogontiacensis.50 In Boppard
und Andernach ist über diese Zeit hinaus romanische Besiedlung
festgestellt.51
Wegen der Datierungsschwierigkeiten ist bisher kaum etwas Siche-
res über Fluchtbefestigungen des 5. Jahrhunderts in der Germania I
bekannt geworden. Man erwartet deshalb mit Interesse eine im Druck
angekündigte Dissertation von K J. Gilles (Trier), die wenigstens für
das Moselgebiet Klärung bringen soll. Hier sind am ehesten derartige
Anlagen zu erwarten, weil im Bereich des vermuteten romanischen
Blocks, von dem schon die Rede war, die Plündereien der Franken
seltener auftraten als anderswo in dem von ihnen besetzten links-
rheinischen Gebiet. Die Frage, ob sich in der Germania I Klein-
siedlungen oder Villae rusticae bis in das 5. Jahrh. hielten, ist vor-
läufig wegen der Datierungsschwierigkeit von Kleinfunden dieser Zeit
schwer zu beantworten. Jedenfalls ist die Wahrscheinlichkeit gering,
48 Literatur bei Verf., Rheinlande 1980, 348 (die 'Grundlagen1 R. Schützeicheis sind
1976 in 2. Aufl. erschienen). Vgl. H. Tiefenbach in einer Besprechung von W. Jung-
andreas, Zur Geschichte des Moselromanischen (Wiesbaden 1979), in: Beiträge
zur Namensforschung, N.F. 15, 1980, 452-456.
49 Verf., Rheinlande 1980, 345.
50 Verf., Rheinlande 1980, 276 u. 346.
51 K. Böhner, in: Aus der Schatzkammer des antiken Trier2 (Trier 1959) 94-96.
H. Eiden, in: Werner u. Ewig, Spätantike 317-336. Die Gefäßkeramik von Boppard
aus dem 5. Jh. wird L. Bakker demnächst in einer Bonner Diss. behandeln.
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Deutlich anders verhält es sich mit den Siedlungen der Germania I,
die an der Mosel lagen. Hier hatten auch unbefestigte Siedlungen wie
Kobern und Gondorf (Gondruba) noch im 5. Jahrh. Bestand. Venan-
tius Fortunatus sah in Gondruba einen regen Flußhafen, als er in der
Zeit Theudeberts I. hier vorbeifuhr. Das bestätigt die Vermutung von
Sprachwissenschaftlern, daß sich beiderseits der Mosel in der Eifel
und im Hunsrück ein Block romanischer Bevölkerung gehalten,habe,
der bis in das 4. Jahrh. noch eine romanische Sprache gesprochen
habe.48 Eine Frage für sich dürften die Festungsorte am Rhein sein,
die den Germaneneinbruch des Jahres 406 überdauerten, wie die
Analyse der Notitia Dignitatum ergab.49 Wie lange die Kastelle noch
von irgendwelchen Truppenteilen belegt waren, die in römischen
Diensten standen, oder nur von irgendeiner bürgerlichen Bevölke-
rung, ist vorläufig nicht zu entscheiden. Die Kastelle Germersheim
(Vicus Iulius), Boppard (Boudobriga), Koblenz (Confluentes) und
Andernach (Antunnacum) unterstanden noch einige Jahre nach 401
bis spätestens etwa 412/13 dem Dux Mogontiacensis.50 In Boppard
und Andernach ist über diese Zeit hinaus romanische Besiedlung
festgestellt.51
Wegen der Datierungsschwierigkeiten ist bisher kaum etwas Siche-
res über Fluchtbefestigungen des 5. Jahrhunderts in der Germania I
bekannt geworden. Man erwartet deshalb mit Interesse eine im Druck
angekündigte Dissertation von K J. Gilles (Trier), die wenigstens für
das Moselgebiet Klärung bringen soll. Hier sind am ehesten derartige
Anlagen zu erwarten, weil im Bereich des vermuteten romanischen
Blocks, von dem schon die Rede war, die Plündereien der Franken
seltener auftraten als anderswo in dem von ihnen besetzten links-
rheinischen Gebiet. Die Frage, ob sich in der Germania I Klein-
siedlungen oder Villae rusticae bis in das 5. Jahrh. hielten, ist vor-
läufig wegen der Datierungsschwierigkeit von Kleinfunden dieser Zeit
schwer zu beantworten. Jedenfalls ist die Wahrscheinlichkeit gering,
48 Literatur bei Verf., Rheinlande 1980, 348 (die 'Grundlagen1 R. Schützeicheis sind
1976 in 2. Aufl. erschienen). Vgl. H. Tiefenbach in einer Besprechung von W. Jung-
andreas, Zur Geschichte des Moselromanischen (Wiesbaden 1979), in: Beiträge
zur Namensforschung, N.F. 15, 1980, 452-456.
49 Verf., Rheinlande 1980, 345.
50 Verf., Rheinlande 1980, 276 u. 346.
51 K. Böhner, in: Aus der Schatzkammer des antiken Trier2 (Trier 1959) 94-96.
H. Eiden, in: Werner u. Ewig, Spätantike 317-336. Die Gefäßkeramik von Boppard
aus dem 5. Jh. wird L. Bakker demnächst in einer Bonner Diss. behandeln.