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Petrikovits, Harald von; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1983, 3. Abhandlung): Die römischen Provinzen am Rhein und an der oberen und mittleren Donau im 5. Jahrhundert n. Chr.: ein Vergleich ; vorgetragen am 15. Januar 1983 — Heidelberg: Winter, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.47811#0028
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Harald von Petrikovits

daß Franken oder Alamannen in dem rheinnahen Bereich und in der
reichen Lößbörde Rheinhessens und des Mainzer Beckens Romanen
als Bauern auf ihren Höfen belassen haben. Die Wahrscheinlichkeit
nimmt in ertragsärmeren und entlegenen Gegenden zu. Ob die Fort-
dauer von Hof- und Ortsnamen ein Beweis für das Fortbestehen einer
romanischen Landbevölkerung ist, kann man schwer entscheiden,
wenn keine archäologischen Befunde hinzutreten. Die einheimische
Bevölkerung kann auch in niederer Stellung als Knechte und Mägde
auf dem Hof belassen worden sein, den ein neuer fränkischer Herr
sich angeeignet hat.52 Für die Germania I fehlen uns vorläufig so
eingehende siedlungsgeschichtliche Forschungen, wie sie K. Böhner
für das Trierer Land in der Belgica I angestellt hat. Hier hat er das
Fortbestehen von Kleinsiedlungen und Höfen, sowohl befestigten wie
offenen, mit einer romanischen Bevölkerung ermittelt.53
Als letzte Provinz ist die Germania II zu betrachten. Ihre Grenzen
waren stets von benachbarten oder zugewanderten germanischen
Ethnien bedroht. Ihrer Abwehr diente der niedergermanische Rhein-
limes. Seit etwa der Mitte des 3. Jahrhunderts schlossen sich wahr-
scheinlich Gruppen beutelustiger Scharen der grenznahen germani-
schen Ethnien unter dem Namen der Franken zusammen, der dann
von den Germanen selbst und von den Römern auf die ganze ethni-
sche Gruppe übertragen wurde.54 55 Es ist umstritten, seit wann die
Franken ihre militärischen Unternehmen in römisches Gebiet zum
Zweck der Landnahme ausführten. Wir haben zu begründen versucht,
daß Franken zum ersten Mal unter Probus (276-282) eine derartige
Forderung stellten/'’ Die untere Rheinprovinz hatte - ähnlich wie
Pannonien - zwei Fronten, eine nördliche und eine östliche. Es war

52 In der Diskussion über diese Frage spielen natürlich die -acum-Ortsnamen eine
besondere Rolle. Nicht sehr förderlich scheint uns die Diskussion gewesen zu
sein: H. Kaufmann, Rhein. Vjbl. 38, 1974, 32-53 und H. Kuhn, ebd 39, 1975,
391-395.
53 Böhner, Altertümer I 285-325.
54 Verf. in einem Sammelband über Ethnogenese, der 1984 in den Vorträgen der
Rhein.-Westfäl. Akad. Wiss., geisteswiss. Kl. in Druck gehen soll.
55 Verf., Reichs-, Macht- u. Volkstumsgrenze usw., in: Festschrift A. Oxe (Darm-
stadt 1938) 228. Dagegen E. Zöllner, Geschichte der Franken (München 1970)
11 Anm. 2. Trotzdem halte ich an der Meinung von 1938 fest, weil der damals
angeführte Text Zos. 1,71,2 inmitten der Schilderung der Regierung des Probus
steht und auf die Erwähnung gleichfalls einer Ansiedlung von Bastamen in Thra-
kien folgt. Zu den zwei Fronten der Germania II: Verf., Aspekt 213f. Vgl. Verf.,
Rheinlande 1980, 285-287 u.ö.
 
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