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Petrikovits, Harald von; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1983, 3. Abhandlung): Die römischen Provinzen am Rhein und an der oberen und mittleren Donau im 5. Jahrhundert n. Chr.: ein Vergleich ; vorgetragen am 15. Januar 1983 — Heidelberg: Winter, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.47811#0029
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Die römischen Provinzen am Rhein

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für die Germanen immer am einfachsten, über den niederländischen
Niederrhein in die Germania II einzubrechen, während die Ost-
flanke der Provinz zum größeren Teil durch das Bergische Land und
das Siebengebirge zumindest vor Wanderscharen geschützt war, die
aus größerer Entfernung kamen. Man brauchte sich hier nur gegen
die Anrainer zu schützen. Deshalb drangen die Franken im 5. Jahrh.
auf breiter Front und massiv von Norden nach dem heutigen Belgien
und Nordfrankreich bis etwa zur Somme vor, später auch bis zur
Loire. An der Ostfront besiedelten die Brukterer die Köln-Aachener
Börde, während das Bergland der Eifel und erst recht der Ardennen
und ihres belgisch-luxemburgischen Vorlandes wie die Raetia I erst
in einem späteren Stadium (seit der Staatsgründung durch Chlodwig)
besetzt wurde. Diese Stadien der Landnahme sind bei der Frage des
Fortlebens einer romanischen Provinzbevölkerung und ihrer Zivili-
sation - auch der Kirchenorganisation - zu bedenken.
Daß die Verwaltungshauptstadt Köln das 5. Jahrh. in einer
Schrumpfform überlebte, braucht kaum mehr bewiesen zu werden.56
Deutlich zeigen das Gräberfelder und Kirchen wie St. Severin, St. Ur-
sula und St. Gereon so wie der Dom selbst. Diese und andere archäo-
logische Funde machen Autorennachrichten wie die von Gregor von
Tours und Salvian etwa aus der Mitte des 5. Jahrhunderts zur Gewiß-
heit. Von den übrigen Städten der Germania II haben Tongern und
vielleicht Nijmegen die Invasion der Franken überdauert.57 Von den
Limeskastellorten steht es mindestens für Gelduba (Krefeld-Gellep)
fest, daß die einheimische Bevölkerung von den Franken teilweise

56 O. Doppelfeld, Köln von der Spätantike bis zur Karolingerzeit, in: H. Jankuhn
u.a. (Hrsg.), Vor- und Frühformen der europäischen Stadt im Mittelalter I (= Abh.
Akad. Wiss. Göttingen, ph.-hist. Kl. 3. F., 83, Göttingen 1973) 110-129. H. Hellen-
kemper, Von der spätantiken zur mittelalterlichen Stadt (Köln), in: Führer Mainz
37/1 (Mainz 1980) 183-195. E. M. Spiegel u. H. Steuer, Fränkische Altertümer
im Kölner Raum: ebd 195-218. H. Steuer, Die Franken in Köln (Köln 1980).
Zu den Kölner Kirchen im 5. Jahrh.: H. Borger, Die Abbilder des Himmels in
Köln I (Köln 1979) 60-141. Ders., Köln. Die Stadt als Kunstwerk (Köln 1982)
25-28 (Literatur S. 62 f). O. Doppelfeld u. W. Weyres, Die Ausgrabungen im Dom
zu Köln (Mainz 1980). Vgl. auch die Bde 2 und 3 des oben angeführten Mainzer
Führers und Verf., Germania (Romana), in: RAC 10 (Stuttgart 1977) 620-627
u. 637-641.
57 W. van Vinckenroye, Tongeren, romeinse stad (Tongern 1975) 81-88. Verf., Ger-
mania (Romana) (s. Anm. 56) 596 und 638. Zu Nijmegen: J. E. Bogaers u.
C. B. Rüger (Hrg.), Der niedergermanische Limes (Köln 1974) 78f.
 
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